In der größten Weinbaugemeinde Baden-Württembergs entsteht der größte Solarpark des Bundeslandes – 75 Prozent des Solarparks sollen durch Beteiligungsscheine in Bürgerhand gehen – Sonnen-Kraftwerk der Superlative wird vom Euskirchener Solarspezialisten „F&S solar“ errichtet
Euskirchen/Vogtsburg-Niederrotweil – „Das ist ein guter Tag für die Stadt, die Bürger und die Umwelt“, mit diesen Worten begrüßte Gabriel Schweizer, Bürgermeister von Vogtsburg, zahlreiche Gäste aus Bürgerschaft, Politik und Wirtschaft am Freitagmorgen auf einer besonderen Informationsveranstaltung: Einer Wanderung durch den gerade entstehenden größten Solarpark Baden-Württembergs.
Das eindrucksvolle Photovoltaik-Freilandkraftwerk baut der Euskirchener Solarspezialist „F&S solar“, in Rekordzeit. Reiner Richter, Vorstandssprecher der Raiffeisenbank Kaiserstuhl, sagte deshalb zu den beiden „F&S solar“ Geschäftsführern Georg Schmiedel und Jörg Frühauf: „Eigentlich wollte ich bei der Infoveranstaltung den Vorstand der Solarpark-Bürgergenossenschaft vorstellen, aber Sie waren mit dem Bau des Solarkraftwerks einfach zu schnell.“ Denn trotz widriger Witterungsverhältnisse hatte das F&S-Team bereits drei Wochen nach der Baugenehmigung rund 30 000 Solarmodule installiert.
Ausdrücklich dankte Schweizer für die schnelle und kompetente Umsetzung des Sonnenkraftwerks der Superlative: „Das zeigt, dass wir den richtigen Partner gefunden haben!“ 31 104 Solarmodule sollen künftig auf knapp 14 Hektar Fläche eine Maximalleistung von gut 7,8 Megawatt Sonnenstrom liefern. Georg Schmiedel dazu: „Dadurch werden gegenüber der Stromerzeugung in einem herkömmlichen Kohlekraftwerk jährlich 5500 Tonnen Kohlendioxid eingespart!“
Angesichts monatlich sinkender Einspeisevergütungen wurden die planerischen Voraussetzungen für den Solarpark unter hohem Zeitdruck geschaffen. Erst im November 2012 entschied sich der Vogtsburger Stadtrat für die Firma „F&S solar“ mit Sitz in Euskirchen, die sich gegen fünf Mitbewerber durchsetzte. Am 31. Januar wurde die Baugenehmigung für die Anlage erteilt, die sich entlang der Kaiserstuhlbahn West zwischen Niederrotweil und Achkarren direkt am Naturschutzgebiet Büchsenberg erstreckt.
Mit dem Solarkraftwerk können rechnerisch rund 70 Prozent des gesamten Vogtsburger Strombedarfs gedeckt beziehungsweise 2245 Haushalte mit Energie versorgt werden. Bürgermeister Schweizer: „Die Energiewende kann nur gelingen, wenn es einen breiten gesellschaftlichen Konsens gibt und etwas bewegt wird.“ Man dürfe nicht nur reden, sondern müsse auch handeln – und das habe die Gemeinde mit dem Bau der Photovoltaik-Freilandanlage getan. Das Gelände sei ideal, da es als Überflutungsgebiet kaum landwirtschaftlichen Wert habe und eine 20-Kilovolt-Netzanbindung direkt neben dem Solarpark verlaufe.
Verlässliche Partner
Entscheidend waren dabei, so betonte Bürgermeister Gabriel Schweizer, vor allem die wirtschaftlichen Aspekte, die Pachthöhe und Rendite, aber auch die Verlässlichkeit und Sicherheit des Partners aus dem nordrhein-westfälischen Euskirchen. Die Stadt Vogtsburg habe großen Wert darauf gelegt, dass sich auch Bürger finanziell an dem Projekt beteiligen und davon profitieren können. Für den Solarpark Vogtsburg hat der Gemeinderat daher der Gründung einer Bürgerenergiegenossenschaft (BeeG) zugestimmt, an der auch die Stadt Vogtsburg beteiligt ist.
Raiffeisenbank-Vorstandssprecher Richter lud diesbezüglich zu einer Infoveranstaltung am Montag, 4. März, ins Atrium der Oberrotweiler Wilhelm-Hildenbrandschule ein. Bereits am 1. März soll die Solargenossenschaft gegründet werden. „Es ist selten, dass sich Ökologie und Ökonomie so gut verbinden“, so Richter, der eine durchschnittliche Rendite von 3,82 Prozent für die Bürgerbeteiligung am Solarpark vorrechnete, „wahrscheinlich aber liegt sie höher, denn die Prognosen sind sehr konservativ gerechnet“.
Gewinner seien Bürger, Gemeinde, Genossen und Umwelt. 75 Prozent sollen durch Beteiligungsscheine in Bürgerhand gehen, ein Viertel hält der Euskirchener Solarspezialist „F&S solar“ – letzteres auf ausdrücklichen Wunsch von Bürgermeister Schweizer, damit eine nachhaltige Betreuung des Parks durch einen kompetenten Solaranlagenbauer gewährleistet sei.
F&S-Geschäftsführer Jörg Frühauf sieht eine sonnige Zukunft für die Anlage wie auch für die Photovoltaiktechnik allgemein: „Denn die Sonne stellt uns unbegrenzte Energiereserven zur Verfügung.“ Der Solarpark werde in Vogtsburg 30 Jahre lang absolut sauberen und sicheren Solarstrom produzieren. Denn für diese Zeitspanne sei er ausgelegt.
Bei der abschließenden Solarwanderung berichtete Uwe Czypiorski, Technischer Geschäftsführer von „F&S solar“, trotz eisiger Kälte vor Ort, den zahlreichen Interessierten über die gigantische Kraft der Sonne, die laut Wissenschaft noch fünf Milliarden Jahre in ähnlicher Intensität brennen werde.
In dem Solarpark werden allein 227 Kilometer Kabel verlegt sowie neun Wechselrichter und fünf Trafostationen installiert. Nicht zuletzt wird bei dem Projekt aber auch an die Tierwelt gedacht: Ein ohnehin vorgesehener Wildtierkorridor wurde in Abstimmung mit der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Freiburg vergrößert und die Zäune rund um den Solarpark wurden etwas angehoben, so dass kleinere Tiere ungehindert das Gebiet passieren können.
Auch bei der Bevölkerung hat das Projekt eine große Anhängerschar, wie man bei der Infoveranstaltung erleben konnte. Anwohner Paul Carl kann von seinem Haus aus einen Teil des Solarparks sehen und sagte bei der Wanderung: „Ich sehe das sehr positiv, das hätte schon viel früher geschehen können.“
Eifeler Presse Agentur/epa