Mauersegler ziehen in Trafostation von Eicherscheid ein

Stiftung Pro Artenvielfalt (SPA) bietet Mauerseglern und weiteren Wildtierarten ein neues Zuhause – Eingesparte Abrisskosten werden in den Artenschutz investiert

Die Umbauarbeiten am Trafoturm in Eicherscheid haben bereits begonnen. Bild: W. Zervos/SPA
Die Umbauarbeiten am Trafoturm in Eicherscheid haben bereits begonnen. Bild: W. Zervos/SPA

Bad Münstereifel-Eicherscheid – Die Trafostation in Eicherscheid ist seit einiger Zeit stillgelegt. Benötigt wird sie nicht mehr. Verschiedene örtliche Initiativen konnten sich nach langen Diskussionen nicht auf eine Folgenutzung einigen. Somit war die Trafostation eigentlich für den Abriss vorgesehen. Doch die guten Turmprojektkontakte zwischen der RWE und der Stiftung Pro Artenvielfalt in Bielefeld führten zu einer standortangepassten Folgenutzung – einem zukünftigen Artenschutzturm, der insbesondere den in Gebäude brütenden Mauerseglern (apus apus) eine neue und dauerhafte Bleibe für die Jungenaufzucht bieten wird.

„Diese Vogelart leidet ganz besonders unter den laufenden Gebäude- und Dachstuhlsanierungen und den an Gebäuden gesetzlich vorgeschrieben Wärmedämmmaßnahmen“, berichtet Roland Tischbier, der Vorstandsvorsitzende der SPA. Jährlich gingen nach Schätzung seiner Stiftung in Deutschland bis zu 15.000 Gebäude als Nist- und Brutplätze für diese „Flugkünstler“ endgültig verloren.

Mauersegler verbringen fast ihr ganzes Leben im Flug und haben nur zur Brutzeit Bodenkontakt in luftiger Höhe. Bild: Frank Leo/Fokus Natur
Mauersegler verbringen fast ihr ganzes Leben im Flug und haben nur zur Brutzeit Bodenkontakt in luftiger Höhe. Bild: Frank Leo/Fokus Natur

„Mauersegler verbringen ihr ganzes Leben in der Luft, fliegen pro Jahr bis zu 190.000 Kilometer, schlafen sogar im Flug und haben nur zur Brutzeit ‚Bodenkontakt‘ in luftiger Höhe“, weiß der Vogelschützer.

Damit diese Zugvogelart zumindest im Bereich Bad-Münstereifel –Eicherscheid eine dauerhafte Zukunft hat, werden in luftiger Höhe in die Wände des neuen Artenschutzturms elf Mauersegler-Spezial-Nistkästen eingebaut, die aus dem Turminneren auch kontrolliert werden können. Eine ansprechende Ausschilderung wird auf die zukünftige Funktion des Artenschutzturms u. a. auch für Fledermausarten und Halbhöhlenbrüter hinweisen.

Die RWE und der Kreis Euskirchen haben die Umbaumaßnahmen zum Artenschutzturm mit insgesamt 5.250 Euro gefördert. Die SPA investiert für den 18. Artenschutzturm insgesamt knapp 13.000 Euro, die für den Eigenanteil aus bundesweiten Spendengeldern finanziert werden.

Warum solche Artenschutztürme wichtig sind, erklärt Roland Tischbier, so: „Im Vertrauen auf uns Menschen sind mit der Besiedelung Mitteleuropas viele wildlebende Tierarten in die Dörfer, Städte und Häuser gefolgt. Sie haben unsere Wohn-, Wirtschafts- und Kulturgebäude als Biotope (Ersatzfelsen) angenommen und über Jahrhunderte friedlich und meist gern gesehen mit uns unter einem Dach gelebt.“ Doch aus Unwissen, Gedankenlosigkeit und leider oft auch aus falsch verstandenem Ordnungssinn sei in den letzten Jahrzehnten immer mehr Lebensraum für „Gebäude bewohnende Tierarten“ zerstört worden.

Unter „Gebäude bewohnende Tierarten“ versteht man Höhlen-, Halbhöhlen- und Nischenbrüter und -nutzer. Als Ergebnis dieser Entwicklung geraten immer mehr dieser Tierarten auf die „Roten Listen Deutschland“, die „Sterbelisten der Artenvielfalt“.

Der Artenschutzturm in Eicherscheid ist bereits der vierte in unserer Region. Die SPA hat ähnliche Türme auch in Firmenich, Nitterscheid und zuletzt in Bouderath eingerichtet, wo neben der RWE auch die Kreis-Energie-Versorgung Schleiden (KEV) ihre Trafostation zur Verfügung stellte. „Die Türme werden in der Region zu ‚echten Landmarks‘ und wahren Überlebensinseln für viele tierische Gebäudebewohner“, freut sich Roland Tischbier.

Die offizielle Einweihung des neuen Artenschutzturms ist für Ende April 2013 geplant.

(Quelle: SPA)

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