Projekt der „KEVER“ ist plangemäß fertiggestellt – Schleidens Bürgermeister lobt Umsetzung und freut sich für die Bürger, die direkt und indirekt von dem Erneuerbare-Energien-Projekt profitieren können
Schleiden-Patersweiher – Der Bürgerwindpark Schleiden ist jetzt offiziell in Betrieb gegangen. Am Mittwochnachmittag trafen sich Udo Meister, Bürgermeister der Stadt Schleiden, Marcel Wolter, Erster Beigeordneter Schleidens, mit Markus Böhm, Geschäftsführer der Energie Nordeifel („ene“), sowie Eckhard Klinkhammer, Projektleiter „KEVER“ und Bernd Becker, Geschäftsführer des Ingenieur-Büros PE Becker vor Ort, um der Presse Informationen zu dem Erneuerbare-Energien-Projekt zu geben.
Projektleiter Eckhard Klinkhammer: „Wir sind seit dieser Woche mit dem gesamten Bürgerwindpark im Betrieb. Die insgesamt sechs Windenergieanlagen haben je eine Leistung von drei Megawatt, dadurch können rein rechnerisch 11.000 Haushalte mit regenerativ gewonnenem Strom versorgt werden.“ Dadurch sei Schleiden zur „Klimaplus-Kommune“ geworden, wie Bürgermeister Meister sagte: „Wir erzeugen mehr Energie, als wir verbrauchen.“ Denn im Stadtgebiet gebe es lediglich 6.500 Haushalte plus Industrie und Gewerbe.
Aber nicht nur dem Klima nützt das Ökostromprojekt, sondern der gesamte Bürgerschaft, wie Marcel Wolter betonte: „Die Stadt Schleiden bekommt aus den Pachteinnahmen einen Bürgeranteil, der den Bürgern direkt wieder zu Gute kommt.“ Insbesondere werden Vereine, Kultur und Sport davon unterstützt. Bereits zum 31. Dezember werde die erste Summe abgerechnet, danach fließe der Stadt aus dem Bürgerwindpark halbjährlich ihr Pachtanteil zu.
Zudem können voraussichtlich zum Ende des Jahres Bürger auch direkt durch Kauf von Anteilen am Windpark profitieren, wie Markus Böhm erklärte: „Da wir durch die Novelle des Erneuerbaren Energien Gesetzes unter Zeitdruck waren, hatte erst einmal die Fertigstellung Priorität. In der Bürgerwindpark Schleiden GmbH & Co. KG haben die beiden Gesellschafter, nämlich die zur „ene“–Unternehmensgruppe gehörende KEV Energie GmbH mit 51 Prozent und die PE Becker GmbH mit 49 Prozent, das Projekt zunächst vorfinanziert.“ Jetzt werde man sich aber um die Bürgerbeteiligung an den Kommanditanteilen kümmern. Man werde jedoch aufgrund der schon bestehenden großen Nachfrage nicht alle Beteiligungswünsche befriedigen können.
KEV Energie und PE Becker stehen auch mit den gleichen Anteilen hinter der Projekt-Betriebs-Beteiligungsfirma „KEVER“, die den Windpark als Generalplaner umgesetzt hat. Bernd Becker: „Mit einem Volumen von deutlich über 30 Millionen Euro ist es eines der größten Projekte in der Nordeifel.“ Wolter und Meister sparten deshalb auch nicht mit Lob für die „KEVER“, denn dass ein solches Großprojekt plangemäß, sowohl im Zeitplan wie im Budget, fertiggestellt werde, sei nicht selbstverständlich – wie man an zahlreichen Negativbeispielen sehen könne.
Stolz auf das gelungene Projekt dürfte auch Markus Mertgens, Geschäftsführer der „KEVER“ sein, der aber beim Pressetermin verhindert war. Er ließ aber ausrichten, dass im Frühjahr, sobald das Wetter dies erlaube, eine Einweihungsfeier geplant ist. Bis dahin dürften auch die Kranstellflächen wieder zurückgebaut und begrünt sein. Die Arbeiten dafür haben bereits begonnen.
Bürgermeister Meister berichtete von nur wenig kritischen Stimmen aus der Bürgerschaft. Er führt dies auch auf die große Transparenz bei der Planung und Einbeziehung der Bürger zurück: „So haben die Bürger beispielsweise auch über die Farbkennzeichnung der Flügelspitzen mitentschieden.“ Sobald die Technik rechtlich zugelassen sei, würden auch die nächtlichen Signallichter („Befeuerung“) auf ein aktives Transpondersystem umgestellt, wodurch die Lichter nur bei Annäherung eines Flugzeugs eingeschaltet würden.
Gut bei den Bürgern angekommen sei offenbar auch, dass das Projekt in einheimischer Hand geführt wurde. Markus Böhm versprach, dass dies auch so bleibe: „Das gehört zu unser Firmenphilosophie, der Bürgerwindpark ist kein Spekulationsobjekt, das verkauft wird. Wir bleiben ebenso wie PE Becker daran beteiligt.“ Damit werde auch der erfolgreiche Betrieb über viele Jahre sichergestellt, wie Bernd Becker ergänzte: „Keiner muss Angst haben, dass die, die das Projekt entwickelt haben, sich plötzlich zurückziehen.“
Profitiert hätten bereits in den vergangenen Monaten die Einheimischen, wie Schleidens Bürgermeister sagte: „Die Arbeiter von auswärts haben hier in Beherbergungsbetrieben übernachtet, die Gastronomie hat davon ebenfalls profitiert.“ Eckhard Klinkhammer ergänzte, dass, wenn immer die entsprechende Fachfirma auch in der Eifel vertreten war, man auf Unternehmen der Region gesetzt habe.
Zudem sei das Projekt auch deshalb einzigartig, weil nicht nur Einzelne, sondern die Gemeinschaft etwas von dem Windpark habe: „Durch ein Solidarpaket erhält nicht nur der etwas, auf dessen Land eine Mühle steht, sondern eben auch der Nachbar.“ Außerdem habe die Bürgerwindpark Schleiden GmbH & Co. KG ihren Sitz auch in Schleiden, wodurch die Gewerbesteuer nicht an einen externen Sitz eines auswärtigen Investors fließe, sondern eben den Bürger der Stadt Schleiden zu Gute komme.
Das Projekt passe gut zu der Nationalpark-Hauptstadt Schleiden, wie Udo Meister sagte: „Wir setzen mit erklärtem Willen des Stadtrates, der ja die Vertretung der Bürger darstellt, auf erneuerbare Energien.“ Als weiteres Beispiel führt er den Solarpark in Herhahn an und berichtet, dass auch ein Wasserkraftprojekt gemeinsam mit der „KEVER“ in Planung sei.
Eckhard Klinkhammer ließ noch einmal die Historie des Parks Revue passieren: Am 4. Februar dieses Jahres haben die ersten Bauarbeiten auf dem Gelände begonnen, dabei wurde insbesondere auch auf Arten- und Naturschutz geachtet. Sämtliche Abstandsflächen seien nicht nur eingehalten, sondern in vielen Fällen deutlich übertroffen worden. Die ausgehobenen, 3,80 Meter tiefen Baugruben wurden dann mit einem Stahlgeflecht von etwa 80 Tonnen Gewicht und rund 1.000 Kubikmeter Beton zu Fundamenten ausgebaut, auf denen der Turmbau erfolgte.
Zuerst mit Drittelschalen aus Stahlbeton, dann mit Halbschalen wurden die ersten 100 Meter der Anlagen errichtet, danach wurden zwei Stahlrohre montiert, um die endgültige Nabenhöhe von 149 Metern zu ermöglichen. Die beheizten Rotorblätter haben eine Länge von 48,6 Meter. Wenn sie sich drehen, überstreichen sie eine Fläche von 8.012 Quadratmeter. Insgesamt wird eine jährliche Gesamtleistung von über 40 Millionen Kilowattstunden jährlich prognostiziert.
Dass sich noch nicht alle Windräder gleichzeitig drehen, werde sich bald ändern, so Klinkhammer: „Es wird jetzt nach und nach die obligatorische 300-Stunden-Wartung an den einzelnen Anlagen vorgenommen, deshalb stehen manche Mühlen zeitweilig noch still.“