Sieben Religionen mit einer Botschaft: Friedliches Miteinander

„Eifelfestival der Kulturen“ auf Burg Satzvey brachte Bürger und Flüchtlinge bei einem abwechslungsreichen Kulturprogramm zusammen – Bürgerstiftung der Kreissparkasse Euskirchen (KSK) unterstützte mit 1000 Euro

Friedensgrüße von sieben verschiedenen Religionen gab es bei der „Feier der Religionen“ auf dem „Eifelfestival der Kulturen“. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
Friedensgrüße von sieben verschiedenen Religionen gab es bei der „Feier der Religionen“ auf dem „Eifelfestival der Kulturen“. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

Mechernich-Satzvey – Ein buntes „Eifelfestival der Kulturen“ feierten Bürger und Flüchtlinge verschiedener Kulturen, Religionen und Nationalitäten am vergangenen Wochenende auf Burg Satzvey. Auf der Bühne gab es ein abwechslungsreiches Programm von Irish Folk bis zu Sufi-Musik von Musikern um Sheik Hassan Dyck von der Osmanischen Herberge in Kall.

Morteza Bayat (hinten links) öffnete nicht nur seine Salzgrotte als Begegnungsstätte, sondern machte auch Musik, zu der seine Tochter tanzte. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
Morteza Bayat (hinten links) öffnete nicht nur seine Salzgrotte als Begegnungsstätte, sondern machte auch Musik, zu der seine Tochter tanzte. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

Kommunikatives Zentrum des Festivals war schnell die „Salzgrotte“ im historischen Burgkern. Denn die Wellness-Oase wird von Morteza Bayat geführt, ein gebürtiger Iraner, der selbst vor rund 20 Jahren bei der Olympiaqualifikation in Berlin als Mitglied der iranischen Nationalmannschaft nach Deutschland geflohen ist. In traditioneller kurdischer Kleidung lud der Diplom-Sportwissenschaftler, der sieben Sprachen spricht, die Besucher zu einem Safran-Tee ein.

„Allein am Samstag haben wir 570 Glas Tee ausgeschenkt“, berichtete er. Zaghaft seien Flüchtlinge in die Blausalzgrotte gekommen: „Denn viele sind traumatisiert. Ein Mann etwa machte einen fast schon beängstigenden Eindruck, saß mit grimmiger Miene und zusammengezogenen Augenbrauen da. Als wir ins Gespräch kamen, erfuhr ich, dass er elf Jahre im Gefängnis saß und dort immer wieder verprügelt wurde.“ Davon sei er immer noch voller Anspannung gewesen. Als er im Laufe des Gesprächs das erste entspannte Lächeln des Mannes sah, habe plötzlich ein ganz anderer Mensch vor ihm gesessen.

In einer Kunstaktion konnten Kinder malen, wie sie sich das bunte Zusammenleben der verschiedenen Kulturen vorstellen. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
In einer Kunstaktion konnten Kinder malen, wie sie sich das bunte Zusammenleben der verschiedenen Kulturen vorstellen. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

Von einem anderen Mann erfuhr Morteza Bayat, dass dieser 4000 Dollar für eine angebliche Flucht im Kreuzfahrtschiff über das Mittelmeer gezahlt hatte. Bayat: „Dann kam ein Anruf, dass es um zwei Uhr nachts losginge. Das Kreuzfahrtschiff entpuppte sich als völlig überladenes Schlauchboot.“ Die Schleuser führen natürlich nicht mit, es hieß nur: „Seht ihr dort hinten das Licht? Das ist Griechenland, da müsst ihr hin.“

Bereits nach rund100 Meter Fahrt geriet das Boot schon in Schwierigkeiten und musste umkehren. „Das Geld war verloren. Er brauchte neun Monate, um genügend Geld für einen weiteren Versuch zu sammeln“, so Bayat. In dieser Zeit sei seine erkrankte Frau gestorben, die Flucht über das Mittelmeer fand auch das nächste Mal im Schlauchboot statt, das kurz vor Griechenland kenterte. Der Mann habe es zwar geschafft, aber zwei der weiteren Flüchtlinge seien dabei ertrunken.

Organisator Uwe Fischer, hier mit Morteza Bayat (v.l.) und seiner Frau Alyssa, freute sich über den harmonischen Ablauf des Festivals. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur
Organisator Uwe Fischer, hier mit Morteza Bayat (v.l.) und seiner Frau Alyssa, freute sich über den harmonischen Ablauf des Festivals. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur

Dann habe der Mann erzählt, wie er in München am Bahnhof mit Blumen begrüßt worden sei. „Allein diese kleine Geste hat schon viel von seinem Schmerz genommen. Man muss keine großen Summen spenden, um zu helfen. Wenn die Flüchtlinge hier herzlich aufgenommen werden, vergessen sie das nie. Im Moment haben wir alle die Chance, etwas Großartiges zu tun, nämlich Menschen zu retten – wann hat man schon die Gelegenheit dazu?“ sagte Morteza Bayat. In seiner Blausalzgrotte will er jetzt kostenlose Sprachkurse für Flüchtlinge anbieten, ein befreundeter Psychologe, ebenfalls gebürtiger Iraner, will traumatisierten Asylsuchenden Hilfe anbieten.

Dann griff Bayat zur Trommel und sang ein traditionelles persisches Lied. Ein Besucher klatschte sofort im Takt mit, andere blieben stehen, sahen und hörten zu, während Bayats Tochter dazu tanzte. Morteza Bayat: „Musik ist eine universelle Sprache.“ Auch die Sufi-Musiker um Sheik Hassan fanden in der Blausalzgrotte zu einem spontanen Konzert zusammen.

Derweil konnte man auf dem Burggelände frische Datteln aus Saudi-Arabien erstehen, Ausstellungen von Mechernicher Künstlern bewundern oder einen der Suchhunde streicheln, die ihr Können zeigten. Bei der Feier der Religionen am Sonntagmorgen feierten Vertreter der beiden großen christlichen Kirchen gemeinsam mit dem Imam der Islamischen Gemeinde Euskirchen, der Bahá’i Gemeinde, Zen-Buddhisten und einem Repräsentanten der Vertreter der Naturreligionen. Dazu wurde ein Grußwort der Synagogengemeinde Köln verlesen – deren Vertreter konnten wegen jüdischer Feiertage nicht selbst anwesend sein.

Uwe Fischer, Hauptorganisator des Festivals: „Schon auf der Bühne haben sich die Geistlichen der verschiedenen Religionen ausgetauscht und sind auch nachher weiter ins Gespräch gekommen. Was mich besonders fasziniert hat: Obwohl sie sich nicht abgesprochen hatten und sich die Texte natürlich unterschiedenen, haben doch alle sieben Religionen das Gleiche vermittelt: Eine Botschaft von Frieden und Gemeinschaft.“

Etwa 1200 bis 1400 Besucher seien gekommen, so Fischer: „Wir hätten gerne noch mehr Besucher gehabt, aber es gab zahlreiche Veranstaltungen an diesem Wochenende in der Eifel. Trotzdem sind wir hoch zufrieden – es gab sehr viele berührende Gespräche, alles lief sehr harmonisch ab.“ Besonders dankte er den Sponsoren, der Kreissparkasse Euskirchen (KSK), die das Projekt mit 1000 Euro unterstützte, sowie Steuerberater Leonhard Jander aus Euskirchen, und Reinhard Mau von der Firma „Emiko“. Die Feier der Religionen sei erst ein Anfang für weitere gemeinsame Aktivitäten der Geistlichen verschiedener Religionen gewesen, so Fischer: „Es ist schön zu sehen, wie viel Gemeinsames wir erleben können.“

Eifeler Presse Agentur/epa

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