Elke Heidenreich verzauberte über 800 Besucher des Eifel-Literatur-Festivals

Von Anke Emmerling  Zuhörer kamen aus fünf Bundesländern sowie Luxemburg und Belgien, um ihre Lieblingsautorin zu sehen –  Marc-Aurel Floros begleitete die Autorin am Piano

Elke Heidenreich bot den Zuhörern einen vergnüglichen wie mitunter ernsten und melancholischen Abend. Bild: Harald Tittel/ELF
Elke Heidenreich bot den Zuhörern einen vergnüglichen wie mitunter ernsten und melancholischen Abend. Bild: Harald Tittel/ELF

Bitburg/Eifel – Kurzweil, Humor und nachdenkliche Momente haben den vierten Veranstaltungsabend des aktuellen Eifel-Literatur-Festivals bestimmt. Elke Heidenreich las in der Stadthalle Bitburg aus ihrem Buch „Alles kein Zufall“. Mehr als 800 Besucher ließen sich von der bunten Vielfalt ihrer Geschichten und stimmungsvoller musikalischer Umrahmung durch den Pianisten Marc-Aurel Floros verzaubern. Elke Heidenreich ist mit drei vorhergegangenen Auftritten schon so etwas wie ein Stammgast beim Eifel-Literatur-Festival, auf jeden Fall aber Publikumsliebling. Die Tickets zu ihrer Lesung waren schon im November 2018 ausverkauft, und Fans aus fünf Bundesländern und dem benachbarten Ausland schien kein Weg zu weit, um sie live zu erleben.

Zur Lesung in Bitburg sind sogar aus Karlsruhe Besucher angereist, und nicht nur deren Treue und Mühe wird belohnt. Von Anfang an bietet die Autorin allen ihren Zuhörerinnen und Zuhörern ein launiges Vergnügen. Zunächst plaudert sie über ein neues Buch, das sie „wie die Lebensgeschichte eines Menschen“ über den schon so oft bedichteten Vater Rhein verfasst hat. Diese Werbung in eigener Sache kommt so charmant daher wie die empathischen Buchempfehlungen, die sie einst in ihrer überaus beliebten Fernsehsendung „Lesen“ abgegeben hat. Ihr Begleiter Marc-Aurel Floros, der auch ihr Lebenspartner ist, spielt dazu am Klavier „Wie ist es doch am Rhein so schön“.

Marc-Aurel Floros (v.l.) und Elke Heidenreich erhielten von Dr. Josef Zierden den obligatorischen "Eifelgeist". Bild: Harald Tittel/ELF
Marc-Aurel Floros (v.l.) und Elke Heidenreich erhielten von Dr. Josef Zierden den obligatorischen „Eifelgeist“. Bild: Harald Tittel/ELF

„Lass es einfach“, sagt Heidenreich und neckt sich mit ihm. Damit ist der Dreiklang aus Charme, Herz und Humor angestimmt, in dem auch die Geschichten klingen, die die Autorin nun erzählt. Es sind ganz kurze Stückchen, mal nur fünf Zeilen, meist höchstens eine Buchseite lang – wer jemals selbst geschrieben hat, weiß, welche Kunst in solcher Beschränkung liegt: Es ist die der Verdichtung und Pointierung. Elke Heidenreich hat kleine Szenen aufgeschrieben, die sie erlebt oder beobachtet hat, außerdem persönliche Erinnerung oder Gedanken.

Im Anschluss an die Lesung war der Ansturm am Signiertisch riesengroß. Bild: Harald Tittel/ELF
Im Anschluss an die Lesung war der Ansturm am Signiertisch riesengroß. Bild: Harald Tittel/ELF

Es sind mehr als 200 kleine Splitter, die aber keineswegs beliebig hingestreut, sondern einem Ordnungsprinzip unterworfen sind. Sie sind alphabetisch nach Titeln sortiert, die Titel bestehen je aus einem Wort, das das Thema der Geschichte aufgreift. So erklärt sich ein Aspekt der Buchüberschrift „Alles kein Zufall“: Die Ordnung wie auch die Häufung einiger Titel-Begriffe, zeigt auf, dass die Beschäftigung mit Themenkomplexen oder die assoziative Entwicklung von Gedankenketten zur Entstehung der Geschichten geführt hat. Viele ranken sich um die Beziehung zwischen Elke Heidenreich und ihrer Mutter, oder die konfliktgeladenen Verhältnisse in ihrer Herkunftsfamilie. So auch die Titelgeschichte „Alles kein Zufall“, die zuletzt geschrieben wurde, aber als erste vorgelesen wird. Darin porträtiert die Autorin die absolut gegensätzlichen Charaktere ihrer Eltern, beschreibt, dass ihre Mutter keine Kinder wollte und vor ihr drei Schwangerschaften abbrach. Formuliert ist das Ganze in urkomischer Sprache, so dass über den eigentlich tragischen Inhalt befreiend gelacht werden kann.

Danach folgen Erzählungen, die einfach nur komisch sind, kleine Alltags-Komödien oder –Dramen über skurrile oder rührende Begebenheiten. Das Publikum lacht Tränen über die Verwechslung von Koffern am Flughafen: Eine türkische Großfamilie beansprucht Heidenreichs Koffer für sich und lässt erst davon ab, als er geöffnet wird und lauter Bücher zum Vorschein kommen. Da bevorzugt sie dann doch das eigene, verwechselte Gepäckstück, in dem Essen statt Nahrung für den Geist untergebracht ist.

Die Besucher kamen aus fünf Bundesländern sowie Luxemburg und Belgien, um ihre Lieblingsautorin zu sehen. Bild: Harald Tittel/ELF
Die Besucher kamen aus fünf Bundesländern sowie Luxemburg und Belgien, um ihre Lieblingsautorin zu sehen. Bild: Harald Tittel/ELF

Schallendes Gelächter erntet auch die Schilderung eines Dialogs im Auto, der durch die Ansagen des Navigationsgerätes torpediert wird – eine Situation, wie viele sie schon selbst erlebt haben dürften. Elke Heidenreich, die so liest, als lebe sie ihre Geschichten, bietet ihren Zuhörerinnen und Zuhörern Wiedererkennungsmöglichkeiten oder regt sie mit ihren Erinnerungen zu Ausflügen in die eigene Vergangenheit an. Viele im Publikum nicken wissend, als sie über die Lieblingsfigur ihrer Kindheit, „Lurchi“, aber auch das ungeliebte funktionale Schuhwerk erzählt, das mithilfe dieses Maskottchens verkauft werden sollte. Marc-Aurel Floros verstärkt die Wirkung und die Stimmung des Gelesenen mit schön gespielten populären Musikstücken wie „As Time Goes By“, „Somewhere Over The Rainbow“ oder „My Way“. Und so fächert sich an diesem Abend mit viel Herz, Humor, Sympathie und Sensibilität ein buntes Kaleidoskop des Besonderen im ganz banalen Leben auf.

 

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