Tihange-Gutachten in Abhängigkeit von Atomindustrie erstellt?

Mitarbeiter des Atomkonzerns Framatome sollen maßgeblich beteiligt gewesen sein an der Erstellung des Gutachtens, das den belgischen Kernreaktoren Tihange 2 und Doel 3 einen sicheren Betrieb bescheinigte

Der Atommeiler in Tihange hat durch zahlreiche Pannen traurige Berühmtheit erlangt. Foto: Wilfried Gierden
Der Atommeiler in Tihange hat durch zahlreiche Pannen traurige Berühmtheit erlangt. Foto: Wilfried Gierden

Tihange – In einem kürzlich veröffentlichten Gutachten hieß es, dass die mehrere tausend Risse am Reaktorbehälter des als „Pannenreaktor“ in die Schlagzeilen geratenen belgischen Atomkraftwerks Tihange „unbedenklich“ seien. Wie die Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP) jetzt mitteilt, sei das Gutachten aber nicht unabhängig erstellt worden: „Mitarbeiter des Atomkonzerns Framatome waren maßgeblich an der Erstellung des Gutachtens beteiligt, das den belgischen Kernreaktoren Tihange 2 und Doel 3 einen sicheren Betrieb bescheinigte. Dieses Gutachtgen steht im Widerspruch zu einer Reihe anderer, unabhängiger Gutachten, die zum gegenteiligen Ergebnis kommen.“

Ein zusätzlicher Skandal sei es nach Meinung der ÖDP NRW, dass sowohl das Bundesumweltministerium als auch Vorsitzende der RSK („Reaktor-Sicherheitskommission“, die auch die Bundesregierung berät), Rudolf Wieland, hierbei keine Befangenheit erkennen könne. „Wie weit muss eigentlich die Verquickung zwischen Regierung und Atomindustrie schon fortgeschritten sein, dass hier sogar jedes Schuldbewusstsein abhandengekommen ist?“ so Martin Schauerte, Landesvorsitzender der ÖDP NRW.

Die ÖDP NRW fordert die Erstellung eines neuen, diesmal unabhängigen Gutachtens sowie personelle Konsequenzen aus dem Vorgang. Schauerte: „Wenn ein Vorsitzender einer Reaktorsicherheitskommission hier die Interessenskonflikte nicht erkennt, ist er als Vorsitzender eines derartigen Gremiums nicht geeignet.“

(epa)

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