Von Reiner Züll Neues Familienhaus am Eltern-Kind-Zentrum der Bonner Uni-Klinik feierlich eingeweiht – Im Sieben-Millionen-Euro-Bau wohnen Eltern und Geschwister von schwerkranken Kindern während der Zeit der Behandlung im Klinikum – Die Einrichtung aller 42 Elternzimmer finanzierte die Hilfsgruppe Eifel mit Unterstützung von Möbel Brucker
Kall/Bonn – „Danke, Danke“, lautete die Botschaft, die sich wie ein roter Faden durch den Festakt zur Einweihung des neuen Familienhauses auf dem Gelände des Universitätsklinikums auf dem Venusberg in Bonn zog. Der Förderkreis für krebskranke Kinder und Jugendliche Bonn, der seit mehr als 20 Jahren von der Kaller Hilfsgruppe Eifel unterstützt wird, hat das Haus gebaut. Über eine Million Euro hat die Hilfsgruppe in dieser Zeit den Bonner Ehrenamtlern zukommen lassen. Und auch beim Bau des neuen, sieben Millionen Euro teuren Familienhauses hat die Hilfsgruppe einen großen Beitrag geleistet, indem sie in Zusammenarbeit mit dem in Kall beheimateten Möbelhaus Brucker die komplette Einrichtung von 42 Familienzimmern und den Foyers auf drei Etagen finanziert hat.
Bei der Einweihung, die unter strengen Corona-Richtlinien stattfand, war selbst der stellvertretende NRW-Ministerpräsident und Familienminister Dr. Joachim Stamp voll des Lobes über das soziale Engagement der Kaller Kinderkrebshilfe. Dieses bürgerschaftliche Engagement verdiene höchste Anerkennung. „Ich bin beeindruckt von der Hilfsgruppe Eifel, die den Förderverein seit Jahrzehnten mit mehr als einer Million Euro unterstützt hat und auch jetzt die gesamte Einrichtung des Familienhauses finanzierte“, sagte der Familienminister. Er bedankte sich auch ausdrücklich beim Möbelhaus Brucker, das sich mit seinem erfahrenen Team bei der Planung, der Auswahl der Lieferung und der Montage der Einrichtung über das normale Maß hinaus eingebracht habe.
„Das ist Eifeler Qualität“, scherzte Hilfsgruppen-Vorsitzender Willi Greuel, als der Familienmister beim Rundgang durch den dreistöckigen Neubau in einem der 42 Elternzimmer die Betten begutachtete. Und auch die Bonner Oberbürgermeisterin Katja Dörner war angetan von der soliden und zweckmäßigen Einrichtung der Zimmer, in denen Eltern und Geschwister während der Behandlung ihrer schwerkranken Kinder und Geschwister in direkter Nähe des ebenfalls neu errichteten Eltern-Kind-Zentrum (ELKI) übernachten können.
Zuvor hatte Hilfsgruppenmitglied Lutz Hennemann, der Ehrenvorsitzende und Gründer des Bonner Förderkreises, über die Historie des Familienhauses berichtet. Bisher habe der Förderkreis ein Elternhaus in der Joachimstraße nahe der Kinderkrebsklinik an der Adenauerallee unterstützt. Dort wohnten in der Vergangenheit auch immer wieder die Eltern von krebskranken Kindern aus dem Kreis Euskirchen.
Nachdem bekannt wurde, dass die Kinderkrebsklinik aus der Bonner Innenstadt in das neue Eltern-Kind-Zentrums der Uni-Klinik auf den Venusberg umsiedelt, beschloss der Förderkreis für krebskranke Kinder und Jugendliche e.V. den Neubau eines Familienhauses in direkter Nähe zum neuen Eltern-Kind-Zentrum.
Um das Projekt „Familienhaus Bonn – Damit kein Kind alleine ist“ zu realisieren gründete sich eine gemeinnützige Gesellschaft mbH, die von Lutz Hennemanns Sohn Jan als Geschäftsführer geleitet wird. Es habe einige Jahre gedauert und viel Einsatz, Herzblut, graue Haare und Tränen gekostet, ehe das neue Haus jetzt endlich eingeweiht werden könne, sagte Geschäftsführer Jan Hennemann bei der Einweihung am vergangenen Sonntag. „Mit dieser Einweihung fällt mir ein Riesenstein vom Herzen“, beschrieb er seine Erleichterung. Das Haus sei zwar trotz aller Bemühungen noch nicht ganz fertig, doch er hoffe, schon bald die ersten Eltern begrüßen zu können. Jan Hennemann bedankte sich bei allen Unterstützern des Projektes.
Das Familienhaus biete Eltern, die ihr krankes Kind am Uniklinikum Bonn begleiten, ein Zuhause auf Zeit. Denn die Betreuung eines kranken Kindes verlange seinen Angehörigen alles ab, und das nicht nur physisch und psychisch, sondern je nach Erkrankung und Dauer der Behandlung, auch finanziell. Hennemann: „Hier stehen wir fest an der Seite der Eltern und bieten ihnen kostengünstige Übernachtungen in direkter Nähe des Eltern-Kind-Zentrums sowie einen Rückzugsort zum Kraftschöpfen und Durchatmen an“.
Die Möglichkeiten für Eltern und Kinder seien vielfältig. „Ob eine ruhige Minute im Garten, Auspowern im Sportraum oder ein ungestörtes Essen in unserem Eltern-Café, das Wohlbefinden der Eltern soll hier im Haus im Vordergrund stehen“, sagte Hennemann: „Es ist ein Balance-Akt: einerseits in unmittelbarer räumlicher Nähe zur Klinik zu sein, andererseits aber den Eltern eine Umgebung zu bieten, in der sie genau diese Klinik-Eindrücke im besten Falle für einen Moment hinter sich lassen können“. Deshalb werde das gesamte Haus auch „kittelfrei“ sein.
Per Video-Schalte übermittelte der ärztliche Direktor und Vorstandsvorsitzende des Universitätsklinikums (UK), Professor Wolfgang Holzgreve, seinen Dank an den Förderverein. „Das Familienhaus direkt neben unserem neuen Eltern-Kind-Zentrum ist ein fantastisches Projekt, für das wir nicht genug danken können. So können Eltern ihren Kindern im ELKI rund um die Uhr zur Seite stehen“. Da Kinder mit Erkrankungen wie Krebs oder Herzfehlern heute glücklicherweise nach den Operationen oder anderen stationären Behandlungen in die vertraue häusliche Umgebung zurückkehrten, könnten Eltern im Familienhaus auch für die Mitbetreuung zu Hause sehr gut ausgebildet werden.
Die Einsegnung des neuen Hauses vollzogen der katholische Pfarrer und UK-Seelsorger Franz-Josef Lausberg, und der Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Bonn, Dietmar Pistorius, der Brot und Salz als Segen für die neuen vier Wände mitbrachte. Während das Brot das Lebensnotwendige symbolisiere stehe das Salz für die nötige Würze im neuen Heim.