Landwirte helfen den Flutopfern, aber wer hilft den Landwirten?

RLV mahnt kurz- und langfristige Hilfen für betroffene Betriebe an – Landwirtschaft warnt seit Jahren vor massiver Flächenversiegelung

Starkregen hat unter anderem auch das Getreide auf den Feldern niedergedrückt. Foto: Degenhard Neisse
Starkregen hat unter anderem auch das Getreide auf den Feldern niedergedrückt. Foto: Degenhard Neisse/RLV

Eifel – Seit vielen Tagen gehören Landwirte in NRW und Rheinland-Pfalz zu den unermüdlichen Helfern, die den Menschen in den Überflutungsgebieten zur Seite stehen, Straßen räumen, Müll abfahren, Keller auspumpen und vieles mehr. Dabei leiden sie vielfach selbst unter der Flutkatastrophe, hatten bislang aber noch gar nicht die Zeit, das Ausmaß der Schäden auf ihren Höfen und Feldern in Augenschein zu nehmen. Schlimmer noch: Der Rheinische Landwirtschafts-Verband (RLV) rechnet damit, dass bei vielen Landwirten – genau wie bei anderen oder noch viel schlimmer Betroffenen – kein ausreichender Versicherungsschutz vorhanden ist.

Ähnlich wie bei der übrigen Bevölkerung kam es auch auf landwirtschaftlichen Betrieben zu Schäden an Haus und Hof, so der RLV. Dazu kommen noch Folgewirkungen, sei es durch Tierverluste, nicht abgeholte Milch oder aber eine zerstörte und beeinträchtigte Ernte bzw. Vermarktungsqualität der Kulturen. Das genaue Ausmaß werde sich erst in den kommenden Wochen zeigen und hänge auch von weiteren Faktoren wie etwa dem Wetter in der nächsten Zeit ab. Betroffene Landwirte, bei denen eigentlich in den nächsten Tagen die Raps- und Weizenernte angestanden hätte, müssten sich nun zunächst ein Bild von ihren Flächen verschaffen und Treibgut entfernen.

„Die flut- und starkregenbedingten Verschlämmungen der Ackerflächen können langfristig Schäden am Boden etwa durch Verdichtungen verursachen. Diese nach dem Abtrocknen zu beseitigen, ist sehr aufwendig und verursacht hohe Kosten, die sich auf mehrere hundert Euro je Hektar belaufen können“, so der RLV. Hier setzt der Landwirtschafts-Verband auf eine finanzielle Unterstützung des Landes, so, wie sie in anderen Bundesländern in vergleichbaren Situationen in der Vergangenheit gewährt worden seien.

Die bereits angekündigte schnelle und vor allem unbürokratische finanzielle Hilfe für betroffene Betriebe sei ein wichtiger erster Schritt. Die angekündigten Soforthilfen wie auch die danach folgenden Maßnahmen zur Unterstützung der Betroffenen müssten Schäden an den nicht ernt- oder vermarktbaren Kulturen mit abdecken. Darüber hinaus könne der Staat etwa durch Steuerstundungen und einem vereinfachten Zugang zu Bürgschaften helfen, die wirtschaftlichen Folgen abzumildern, erklärt der RLV.

„Neben der Bewältigung der aktuellen Notlage sind aber auch Fehlentwicklungen der Vergangenheit zu korrigieren. Klimatische Folgen müssten endlich auch bei der Planung von Infrastrukturmaßnahmen bedacht werden“, heißt es weiter. Seit Jahren warne die Landwirtschaft vor dem enormen Flächenverbrauch – also der Versiegelung von Flächen, auf denen dann auch kein Wasser versickern könne. Hier müsse dringend ein Umdenken stattfinden, erklärt der Verband. Außerdem appelliert der RLV an die Politik, die Einführung und dauerhafte Etablierung einer Mehrgefahrenversicherung für die Landwirtschaft, vergleichbar mit den Niederlanden, finanziell zu fördern. Ziel müsse es sein, Landwirte durch dieses Instrument in die Lage zu versetzten, die Risiken von klimabedingt zunehmend auftretenden Ertragsschwankungen aufzufangen. „Das wird umso wichtiger, da die politischen Rahmensetzungen zur Verringerung des Einsatzes von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln die Ertragssicherheit zusätzlich gefährden“, so der RLV.

Flut und Regen hätten je nach Schweregrad und angebauter Kultur unterschiedliche Auswirkungen. Während beim Raps beispielsweise die Schoten aufplatzen könnten, würden Getreidebestände vielerorts durch Starkregen auf den Boden gedrückt. Man spreche dann von Lagergetreide. Das erschwere nicht nur die Ernte und vermindere den Ertrag. „Durch die Bodennähe und die damit verbundene Feuchte können die Körner anfangen zu keimen. Lagergetreide kann so oft nur noch als Futtergetreide verkauft werden. Die auf starke Regenfälle folgende feuchte Witterung bietet außerdem perfekte Bedingungen für Pilzerkrankungen“, so der RLV.

Der aufgeweichte Boden erschwere es darüber hinaus, die Felder zu befahren und Pflanzenschutz auszubringen, z.B. gegen die Kraut- und Knollenfäule bei Kartoffeln. Zum Teil seien Kulturen auch komplett durch eine Schlammdecke versiegelt worden. Ob auf solchen Flächen überhaupt noch geerntet werden könne, sei ungewiss. „In den Regionen, in denen das Wasser über einen längeren Zeitraum nicht abfließt, ist davon auszugehen, dass die Ernte nicht eingebracht werden kann. Hier drohen dann Totalausfälle“, so der RLV abschließend. (epa)

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