„CariFair“: Seit 10 Jahren legale Rund-um-die-Uhr-Betreuung

Eifeler Caritas vermittelt polnische Haushaltshilfen

Die starken Frauen hinter „CariFair“Elisabeth Weiss (v.l.) und Ewa Röhl Foto: Arndt Krömer
Die starken Frauen hinter „CariFair“Elisabeth Weiss (v.l.) und Ewa Röhl Foto: Arndt Krömer

Schleiden – Im Jahr 2011 startete der Caritasverband für die Region Eifel ein Projekt, welches es polnischen Haushaltshilfen ermöglichen sollte, eine legale Beschäftigung in deutschen Haushalten anzunehmen. Unter dem Namen „CariFair“ gehört es heute fest zum Dienstleistungsspektrum des Wohlfahrtsverbandes. Zwei hauptamtliche Mitarbeiterinnen sind für das Angebot zuständig und weit über die Eifeler Grenzen hinaus gefragt.

Ewa Röhl ist ausgebildete Hebamme. Sie arbeitete bereits einige Jahre als Pflegekraft in der Caritaspflegestation Schleiden bei Pflegedienstleitung Gitta Marin, die das Projekt seinerzeit initiierte. „Als Gitta mir damals von ihrem Vorhaben, das neue Arbeitsfeld in unserem Caritasverband zu etablieren berichtete, war ich sofort begeistert und hatte Lust auf diese neue Aufgabe. Das selbständige Arbeiten hat mich gereizt und durch meine polnischen Wurzeln war ich sprachlich bestens geeignet.“

Startschuss des neuen Dienstes war ein erster Infoabend im Schleidener Franziskus-Haus. Der damalige Geschäftsführer Rolf Schneider klärte die interessierte Eifeler Bevölkerung über die Hintergründe und rechtlichen Rahmenbedingungen auf. „Bei CariFair ging es von Beginn an darum, interessierte Frauen aus Polen in Kooperation mit der dortigen Caritas sprachlich und fachlich so vorzubereiten, dass sie anschließend ein legales und tariflich abgesichertes Beschäftigungsverhältnis, inklusive festen Ruhe- und Urlaubszeiten, bei uns aufnehmen können“, ergänzt ihre Kollegin Elisabeth Weiss, die vor zwei Jahren als Unterstützung hinzugekommen ist.

Wichtig dabei ist: die Caritas vermittelt lediglich. Nicht sie ist der Arbeitgeber, sondern der Einsatzhaushalt. „Aber wir sind natürlich feste Ansprechpartnerinnen – für die polnischen Haushaltshilfen und für die Pflegepersonen oder Angehörigen. Wenn es Fragen gibt, setzen wir uns mit ihnen zusammen und versuchen eine gemeinsame Lösung zu finden“, sagen die Kolleginnen.

Bei null in Teilzeit angefangen

Angefangen hat Ewa Röhl bei null. Der Beschäftigungsumfang für das Projekt betrug zunächst lediglich 30 Prozent, denn gleichzeitig war sie noch als Pflegekraft tätig. Im ersten Jahr konnte sie etwa sieben polnische Haushaltshilfen in der Eifeler Region vermitteln. Nach drei Jahren waren es etwa 20 und es wurde notwendig, sich von da an nur noch um „CariFair“ zu kümmern. Im Laufe der weiteren Jahre wurden die Einzugskreise immer größer, die Anfragen kamen immer überregionaler. „Unsere Caritas-Kollegen in Heinsberg haben das gleiche Projekt nicht mehr weiterverfolgt und daher mich gefragt, ob wir das übernehmen wollen. Das war dann der Punkt, an dem ich merkte, dass ich Unterstützung brauche“, erinnert sich Ewa Röhl. So stieg 2019 Elisabeth Weiss als neue Kollegin ein.

„Ich komme eigentlich aus dem kaufmännischen Bereich, an einen intensiven Kundenkontakt war ich also durch meine Arbeit bereits gewöhnt“, so Elisabeth Weiss, die als Zehnjährige von Polen nach Deutschland gekommen ist. „Durch persönliche Erfahrungen mit meinem pflegebedürftigen, demenzkranken Vater war ich zudem mit dem Thema häusliche Rund-um-die-Uhr-Betreuung bereits in Berührung gekommen. Dann las ich die Stellenanzeige für CariFair ich wusste sofort: das passt!“ Zunächst stieg sie mit 30 Prozent Beschäftigungsumfang ein, schnell wurden daraus 50 Prozent. Aktuell betreuen die beiden rund 70 Haushaltshilfen und Familien – weit über die Eifeler Region hinaus bis nach Koblenz, Bitburg, Erkelenz, Köln, Leverkusen, Heinsberg, Waldfeucht, Mönchengladbach, Neuss sowie die belgische und niederländische Grenze. Auch Angehörige aus Hessen hatten bereits Anfragen.

Vertrauensvolles Miteinander und Netzwerk aufgebaut

„Anfangs hatte uns noch das JobCenter die Kontakte zu den Haushaltshilfen geschickt. Wir haben aber schnell ein so gut funktionierendes Netz aufgebaut, dass sich die jobsuchenden Frauen aus Polen heute direkt an uns wenden“, freut sich Ewa Röhl. Das funktioniere vor allem über Mundpropaganda wegen der guten Erfahrungen, etwa wenn die bereits bei der Caritas beschäftigten Haushaltshilfen wegen eines Heimaturlaubs oder einer Auszeit in Polen waren und anderen Interessentinnen von ihren guten Erfahrungen berichten konnten. „Dabei erfahren diese dann, dass bei uns alles rechtlich abgesichert ist, sie in Polen in ihre Rente einzahlen, es feste Ansprechpartnerinnen gibt und sie nicht allein gelassen werden“, unterstreicht Elisabeth Weiss.

Darüber hinaus haben die beiden auch polnisch-sprachige Flyer in ihrer Heimat verteilt, die zu neuen Kontakten geführt haben. In den zehn Jahren seit dem Start haben sich die Kolleginnen stetig einen vertrauensvollen Ruf erarbeiten können. Viele Angehörige seien zunächst vorsichtig und hätten durchaus Sorge, jemand völlig Fremden in ihr Haus zu lassen: „Einmal sagte mir jemand ‚Wir wollen hier keine Verbrecher haben‘“, erzählt Ewa Röhl, „glücklicherweise haben wir aber so etwas wie den ‚Caritas-Bonus‘, das schafft erfahrungsgemäß tatsächlich Vertrauen.“ Ferner lerne man alle Haushaltshilfen vor dem Einsatz persönlich kennen und einzuschätzen. „Hinzu kommt, dass wir hinsichtlich der Kosten absolut transparent sind, wir sagen genau, wieviel monatlich für was aufgebracht werden muss“, betont Elisabeth Weiss. Angehörige schätzen es weiterhin, dass sie die Beträge direkt an die Haushaltshilfen überweisen und nicht an die Caritas.

Rückblick und Perspektive

Wenn sie zurückschaut auf ihre Zeit, so stellt Ewa Röhl fest: „Ich habe mich entwickelt – von der Hebamme zur Fachkraft für Behördengänge, Vorschriften, Gesetzestexte, Finanzamt, Krankenkasse und Einwohnermeldeamt“, schmunzelt sie. Mit allen Institutionen sei eine gute Zusammenarbeit und ein vertrauensvolles Verhältnis entstanden. „Das merke ich daran: wenn ich sage ‚Ich bin die Kollegin von Frau Röhl‘, dann geht alles ganz leicht, weil die Gesprächspartner wissen, dass sie sich auf mich verlassen können“, bestätigt Elisabeth Weiss.

Für die Zukunft sehen die Kolleginnen die Tendenz, dass der Bedarf weiter steigen wird. Immer mehr Menschen möchten zuhause leben, viele äußerten Angst vor einem Pflegeheim. Sie hoffen, dass sich „CariFair“ noch weiterentwickeln wird, gerade hinsichtlich der Finanzierung. Positive Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit den Sozialämtern haben sie bereits zu verzeichnen: „Das Sozialamt Heinsberg beispielsweise hat bereits ausgesagt, dass sie gerne mit uns zusammenarbeiten. Das ist ein toller Ausgangspunkt, hier möchten wir noch andere von uns und unserer Arbeit überzeugen.“

Wer Fragen zum Angebot hat, kann sich an Ewa Röhl und Elisabeth Weiss unter der Rufnummer 0 24 45-8 50 72 19 wenden oder eine E-Mail an carifair@caritas-eifel.de schicken. Infos auch auf der Homepage www.caritas-eifel.de

(epa)

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