NRW-Bauministerin Scharrenbach machte Stippvisite in Metternich

Ministerin wollte mit eigenen Augen sehen, wie weit der Wiederaufbau in der Gemeinde Weilerswist nach der Flutkatastrophe vom Sommer bereits vorangeschritten ist – Langes Gespräch mit Alexander Zeeh und Udo Becker vom Verein „Metternich Hilft“ zum aktuellen Stand der Hilfe

Udo Becker (v.r.) und Alexander Zeeh, die beiden Vorsitzenden des Vereins „Metternich Hilft“, stellten NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach ihren Verein und seine Zielsetzung vor. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa
Udo Becker (v.r.) und Alexander Zeeh, die beiden Vorsitzenden des Vereins „Metternich Hilft“, stellten NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach ihren Verein und seine Zielsetzung vor. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa

Weilerswist-Metternich – Zu einer Stippvisite in die Gemeinde Weilerswist hatte sich am Samstagmorgen NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach auf den Weg gemacht, um sich persönlich über die bislang geleisteten Wiederaufbaumaßnahmen nach der Flutkatastrophe vom 14. auf den 15. Juli zu informieren. Begleitet wurde sie dabei von Bürgermeisterin Anna-Katharina Horst. Am frühen Vormittag trafen die beiden an der Wasserburg in Metternich ein. Metternich war von der Flutkatstrophe besonders schwer betroffen worden. Die kleine Swist, die im Sommer kaum eine Wasserhöhe von 30 Zentimetern erreicht, war in kürzester Zeit auf über vier Meter Höhe angewachsen und in ihrer größten Ausdehnung weit über 200 Meter breit ausgeufert. Über 200 Haushalte wurden von der Flutwelle schwer in Mitleidenschaft gezogen.

Die Ministerin ließ sich in Metternich auch die beiden stark in Mitleidenschaft gezogenen Brücken an der Swist zeigen. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa
Die Ministerin ließ sich in Metternich auch die beiden stark in Mitleidenschaft gezogenen Brücken an der Swist zeigen. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa

An der Wasserburg begrüßte Michael Freiherr Spies von Büllesheim, der Ortsbürgermeister von Metternich, die Ministerin. Dieser war selbst von der Flut betroffen gewesen, seine Wohnung erlitt einen Totalschaden und in der Wasserburg lief unter anderem der Pelletkeller voll, so dass tonnenweise aufgequollene Pellets entsorgt werden mussten. Der Ortsbürgermeister berichtete, dass während der Flut auch zahlreiche Öltanks aufgeschwommen waren. „Jetzt haben viele Haushalte auf Gas umgestellt, aber leider warten sie noch auf den Einbau ihrer Heizung.“

Begrüßt wurde die Ministerin auch von den beiden Vorsitzenden des Vereins „Metternich Hilft“, Alexander Zeeh und Udo Becker. Zeeh und Becker berichteten, dass sie nach der Flutnacht immer wieder Geld von Bürgern bekamen, um es an Hilfsbedürftige weiterzuleiten. „Wir beschlossen dann noch während der Aufräumarbeiten, einen Verein zu gründen und die Hilfe zu professionalisieren und transparent zu machen“, so Udo Becker. Mittlerweile habe man bereits einen sechsstelligen Betrag gesammelt und ausgeschüttet, fügte Zeeh hinzu. „Alle Haushalte, die keine oder keine ausreichende Elementarversicherung hatten, bekamen von uns eine Soforthilfe“, so Zeeh. 44 Prozent der betroffenen Haushalte seien nicht genügend oder gar nicht versichert gewesen. 60 Haushalten habe man bereits helfen können. Im Januar werde man mit einer zweiten Auszahlungsrunde starten.

Die Leiterin des Kulturhofs Velbrück, Marietta Thien (rechts), schenkte der Ministerin einige Bücher, die von der Flut verschont worden waren. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa
Die Leiterin des Kulturhofs Velbrück, Marietta Thien (rechts), schenkte der Ministerin einige Bücher, die von der Flut verschont worden waren. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa

„Wir haben zunächst mit jedem Bürger Kontakt aufgenommen, um eine genaue Schadensbeschreibung zu erhalten und sodann eine individuelle Zusatzförderung ausschütten zu können“, berichtete Udo Becker, der neben seiner ehrenamtlichen Tätigkeit bei „Metternich Hilft“ Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Euskirchen (KSK) ist und als Metternicher ebenfalls schwer von der Flut betroffen war. „Dabei stellten wir fest, dass viele Bürger sich schämten, finanzielle Hilfe anzunehmen“, so Becker weiter. Schnell sei darüber hinaus klar geworden, dass viele Menschen nicht nur Geld benötigten, sondern auch seelische Betreuung. Nach vier Monaten sei der Verein „Metternich Hilft“ als gemeinnützig anerkannt worden. Becker als KSK-Vorstandsvorsitzender und Zeeh als Geschäftsführer des Armaturen-Herstellers Grohe weiteten ihre Kontakte aus. Der Verein erhielt daraufhin sogar Spendengelder aus der Schweiz und aus München. „Und über die Sparkasse Meißen kamen wir sogar mit Bürgerinnen und Bürgern an der Elbe in Kontakt, die, weil sie wissen, was eine Flutkatstrophe für die Betroffenen bedeutet, 30.000 Euro für die Metternicher spendeten“, freute sich Udo Becker.

Die Ministerin nahm sich daraufhin die Zeit, auch noch einige größere infrastrukturelle Probleme in Metternich in Augenschein zu nehmen. So sind beispielsweise zwei Brücken schwer in Mitleidenschaft gezogen worden. Und viele Haushalte haben noch immer kein Festnetz. „Ein Großteil der Infrastruktur wird heute in Sand und Kies verlegt, das hat sich als Verhängnis erwiesen“, sagte Ina Scharrenbach beim Blick in ein zerstörtes Kabelnetz, das von der Flut weggespült worden war. „Derzeit wird überlegt, ob man andere Lösungen finden kann.“

Michael Freiherr Spies von Büllesheim (rechts), der Ortsbürgermeister von Metternich, schlug der Ministerin vor, zukünftig auch die Steinbachtalsperre in den Hochwasserschutz mit einzubinden. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa
Michael Freiherr Spies von Büllesheim (rechts), der Ortsbürgermeister von Metternich, schlug der Ministerin vor, zukünftig auch die Steinbachtalsperre in den Hochwasserschutz mit einzubinden. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa

Besondere Sorge hatte der ehrenamtliche Beauftragte für Denkmalpflege in Weilerswist, Hans Riem. Denn mehrere Metternicher Baudenkmäler hatte es ebenfalls schwer erwischt. Aufatmen gab es für das Hotel „Der Schwan“ unterhalb der Pfarrkirche. „Die ersten Bauabschnitte dieses Gebäudes stammen noch aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, ich bin froh, dass die Schäden am Gebäude nicht gravierend sind“, so Riem. Für einen alten Hof in der Nähe der Swist habe es bereits eine Abrissgenehmigung gegeben, bevor Sachverständige dann feststellten, dass man die Gebäude doch erhalten könne.

Auch das heutige „Gut Velbrück“ samt Kulturhof wurde schwer von der Flut betroffen. Das Gut wird allgemein als Stammsitz der Fürsten von Metternich-Winneburg angesehen, die bereits um 1325 den wasserumwehrten Hof besaßen, und gilt daher, laut Hans Riem, als eine besondere bauhistorische Perle Metternichs.

In den Gebäuden des historischen Vierkanthofs befindet sich seit 1990 neben dem Kulturhof der Sitz der Velbrück GmbH mit einer Versandbuchhandlung »Velbrück Bücher & Medien« und den drei Verlagen Velbrück Wissenschaft, Barton Verlag und Dittrich Verlag.

„Auf den ersten Blick sieht es hier schon wieder ganz gut aus“, berichtete die Leiterin des Kulturhofs und der Velbrück-Verlage, Marietta Thien, „doch wir trocknen immer noch.“ Für noch zu tätigende Arbeiten läge ein Kostenvoranschlag von 250.000 Euro vor. „In der Flutnacht sind uns über 30.000 Bücher davongeschwommen“, so Marietta Thien, die der Ministerin einige Bücher schenkte, die die Flut überlebt hatten.

Ina Scharrenbach betonte, dass die Hochwasserrisikovorsorge hohe Priorität in der Landesregierung genieße. Der Metternicher Ortsbürgermeister empfahl, die Steinbachtalsperre mit in den Hochwasserschutz einzubeziehen, da seiner Meinung nach ein Großteil der Verwüstungen durch die Talsperre verursacht worden sei. Die Talsperre könnte eine Funktion als Regenrückhaltebecken übernehmen.

Die Ministerin betonte, dass man insgesamt das sehr komplexe und weitausladende Wassersystem der Region in den Blick bringen müsse. Dabei werde die Landesregierung selbstverständlich auch einen Blick auf die Rolle der Talsperren werfen.

Eifeler Presse Agentur/epa

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