Krankenstand im Kreis Euskirchen um 38,3 Prozent angestiegen – 2022 hat jede und jeder unter 30-Jährige 19 Kalendertage am Arbeitsplatz gefehlt – Auffällig: Die psychische Belastung steigt seit Jahren
Kreis Euskirchen – Im Jahr 2022, so teilt die AOK Rheinland/Hamburg mit, haben die unter 30-Jährigen so viele Krankenscheine eingereicht wie nie zuvor: Knapp drei Mal habe sich jede und jeder Berufstätige aus dieser Altersgruppe innerhalb eines Jahres arbeitsunfähig gemeldet. Auffällig bei der sogenannten Generation Z: Die steigende Zahl von Fehltagen wegen psychischer Belastungen. Für die Analysen wurden von der AOK Rheinland/Hamburg und ihrem Institut für Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF-Institut) die Daten von mehr als 300.000 berufstätigen Versicherten der AOK Rheinland/Hamburg zwischen Rhein und Ruhr mit einem Höchstalter von 29 Jahren ausgewertet.
Insgesamt habe sich demzufolge allein im Jahr 2022 der Krankenstand bei den jüngeren Beschäftigten im Vergleich zum Jahr 2021 deutlich erhöht: von durchschnittlich 3,65 auf 5,18 Prozent – und damit um 41,9 Prozent. Im Kreis Euskirchen ermittelte das BGF-Institut eine Erhöhung um 38,3 Prozent von 3,92 (2021) auf 5,43 Prozent (2022). Das heißt: „Im Jahr 2022 sind im Schnitt täglich mehr als 5 von 100 Beschäftigten unter 30 Jahren an ihrem Arbeitsplatz ausgefallen. Auf jeden Versicherten kamen in dieser Altersgruppe über das Jahr verteilt 2,79 Krankenscheine. Damit übertraf die Zahl der Krankschreibungen den Vorjahreswert (1,83 Krankenscheine) um knapp 53 Prozent und stellt auch gegenüber den anderen Vergleichsjahren einen Negativrekord dar“, so die AOK.
Im Schnitt sei jeder Krankenschein im Jahr 2022 über eine Zeit von 6,8 Kalendertagen ausgestellt worden, jede und jeder Berufstätige unter 30 Jahren sei in dem Jahr somit rund 19 Kalendertage am Arbeitsplatz ausgefallen. Im Vergleich zum Durchschnittswert aller AOK-versicherten Beschäftigten unter 30 Jahren (279,2 AU-Fälle) habe die Fallhäufigkeit im Kreis Euskirchen mit 286,6 AU-Fällen je 100 Versichertenjahre im Jahr 2022 deutlich höher gelegen.
„2022 haben vor allem Atemwegs- oder Magen-Darm-Erkrankungen, Corona und Rückenschmerzen viele Arbeitsunfähigkeiten verursacht, doch zwischen 2013 und 2021 hat es bei diesen Diagnosen nur geringfügige Veränderungen gegeben. Im Gegensatz dazu ist bei den Arbeitsunfähigkeitstagen aufgrund seelischer Leiden nahezu durchgängig ein Anstieg festzustellen: Innerhalb der vergangenen zehn Jahre hat sich ihr Anteil bei den Fehltagen jüngerer Beschäftigter um fast 50 Prozent erhöht“, teilt die AOK weiter mit. Regional betrachtet weise der Kreis Euskirchen mit 249,86 AU-Tagen je 100 Versichertenjahren hier geringere Zahlen als das Rheinland aus (268,40AU-Tage je 100 Versichertenjahre).
„Trotz allem ist dies ein alarmierender Trend, der es notwendig macht, sich auch die dahinterliegenden Diagnosen genauer anzuschauen. Wir stellen fest, dass bei der jüngeren Generation vor allem Angststörungen, Belastungsstörungen und depressive Störungen signifikant zunehmen. Möglicherweise als Folge davon, dass sich für die Generation Z die Lebensrealität elementar verändert hat. Zukunftsängste, Leistungsdruck und eine permanente Erreichbarkeit können zu hohen Belastungen führen und psychische Erkrankungen begünstigen“, sagt Helmut Schneider, Regionaldirektor der AOK Bonn – Rhein-Sieg-Kreis – Euskirchen.
Michael Wenninghoff, Geschäftsführer des BGF-Instituts, ergänzt: Die Generation Z sei allerdings der Thematik gegenüber aufgeschlossener als jede andere Generation zuvor. „Das Thema ist kein Tabu mehr und die Bereitschaft, über psychische Probleme zu sprechen und sich Unterstützung zu suchen, ist bei jungen Menschen sehr hoch.“
Unternehmen könnten einiges dafür tun, die körperliche und seelische Gesundheit auch ihrer jüngeren Beschäftigten zu stärken. „In Zeiten des Fachkräftemangels ist es wichtig, als Arbeitgeber bei jungen Menschen zu punkten, um so Nachwuchskräfte zu gewinnen und diese an das Unternehmen zu binden. Ein Baustein dafür ist ein auf diese Zielgruppe zugeschnittenes Gesundheitsmanagement“, sagt Michael Wenninghoff.
Nähere Informationen hierzu und eine unverbindliche Beratung erhalten interessierte Arbeitgeber bei Jürgen Schneider unter 0 22 51/70 33 05 37. (epa)