Im Jubiläumsjahr von Bob Marley startet die mitreißende Reggae-Band mehr als zwei Stunden Dauerattacke auf die Tanzbeine – Ausverkaufte „Groove Bar“ in Köln und voller Tourneeplan

Köln-Porz – Stressige Arbeitswoche gehabt, dazu etwas privater Stress und richtig miese Laune? Gut, wer dann Karten für das nächste Konzert von „Marley’s Ghost“ hat. Denn die erfolgreichste deutsche Bob-Marley-Tribute Band ist Garant für ausgelassene Reggae-Partys, die niemanden stillstehen lassen. Am vergangenen Freitagabend bewies die hochprofessionelle Live-Band in der ausverkauften „Groove Bar & Lounge“ in Köln Porz wieder einmal, dass es die grandiosen Gigs eigentlich auf Rezept geben müsste, so durchschlagend ist die Wirkung ihrer „good vibes“. Gut zwei Stunden lang tobte der Saal, und hätten die Lärmschutzbestimmungen nicht für das notwendige Ende gesorgt, hätte die schweißtreibende Reggae-Eruption wohl die ganze Nacht gedauert.
Was macht die Konzerte von „Marley’s Ghost“ so besonders, dass selbst aus Bremen und Heidelberg Fans in die „Groove Bar“ gekommen sind? Zum einen ist es die hohe Live-Qualität der fünf eng befreundeten Profimusiker. Pure Spielfreude, die einfach ansteckend ist, Spaß an der sympathischen, authentischen Show, und immer nah dran am Publikum sind Grundbausteine solide wie jamaikanischer Fels. Dazu die extrem tanzbaren Rhythmen der Songs von Superstar Bob Marley, einer der erfolgreichsten Musiker der Geschichte, der im Februar 80 Jahre alt geworden wäre, verbunden mit gesellschaftskritischen Texten, die sich gegen Rassismus stellen, als „One Love“ für das friedliche Zusammenleben aller Menschen plädieren oder auch einfach nur das Leben und die Liebe feiern. Wirklich besonders macht die Auftritte die Frische, mit denen „Marley’s Ghost“ die fünf Jahrzehnte alten, wenn auch zeitlosen Songs interpretiert.

Denn der Sound der Band verbindet in höchst aktivierender Weise Vintage-Klänge mit modernen Grooves. Keyboarder Joonas Lorenz zieht im wahrsten Sinne des Wortes sämtliche Register seiner selbst gebauten Orgel, die ihm genau die Sounds liefert, die er so liebt: Von der ehrwürdigen Hammond-Orgel bis zu spacigen Sounds moderner Synthesizer. Bassist Christian Golz, der an der Musikschule Euskirchen auch gleich für den Nachwuchs sorgt, entlockt seinem Tieftöner rund um die Basslines des legendären Marley-Bassisten Aston Barrett immer wieder groovige Verzierungen wie frisch aus der hipsten Hip-Hop-Scheibe. Frontman und Sänger Sebastian Sturm ist mit seiner gleichzeitig kratzigen und doch so sanften Stimme nah genug am Original, um auch konservative Fans zu begeistern, bringt dazu aber ganz eigene Töne und Phrasierungen ein, die auch Menschen fesselt, die erst in diesem Jahrhundert geboren sind. Lead-Gitarrist Matt Sonnicksen brilliert nicht nur mit seinen bluesigen Soli, sondern auch als Moderator. Und Drummer Jannis Lewe zeigt seine geballte Erfahrung, die er seit seinem elften Lebensjahr als Jazz-Schlagzeuger sammeln konnte – ob vielschichtiges Rhythmus-Rätsel oder straightes Rockschlagzeug, immer weiß er, wie er Zuhörerschar wie Band in den passenden Groove bringt.

In der „Groove Bar“ verstärkte eine lebende Schlagzeug- und Percussion Legende aus Jamaika die Bandfamilie: Oshane Campbell hat ebenso mit Reggae-Größen wie Freddie McGregor, Luciano und der Band von Capleton gespielt wie für Marcia Griffiths, die sowohl als Bob-Marley-Background-Sängerin wie Solo-Künstlerin Karriere gemacht hat. Er gehört zur Stammbesetzung von „Patrice“, seit ihn die Liebe nach Deutschland gebracht hat, jammt aber auch sehr gerne mit „Marley’s Ghost“, wo er in einzigartiger Weise die Percussions spielt. Während er mit einer Hand einen Tambourin bedient, vermag er mit der anderen ein heftigeres Rhythmus-Feuerwerk an zwei Congas zu entfachen, als es mancher Profi mit zwei Händen schaffen könnte, hat zwischendurch noch Zeit für Backgroundgesang oder ein herzliches Lächeln mit kleiner Verbeugung ans Publikum, wenn es ihm nach einer besonders gelungenen Einlage frenetisch zujubelt.
Die familiäre Partystimmung wird noch verstärkt durch die Art, wie sich die Musiker auf der Bühne zeigen. Präsent, aber immer irgendwie auch bescheiden, mit sehr viel Begeisterung, Lächeln und Energie. Kontakt zum Publikum ist ebenso selbstverständlich wie untereinander immer wieder Fist-Bumps, Umarmungen und Zulächeln, was auch dem Publikum die gute Laune zwischen die Ohren zaubert. Für die Glücklichen, die sich regelmäßig Karten von „Marley’s Ghost“ sichern können, ist das legendäre „ewige Battle“ zwischen Gitarrist Matt und Keyboarder Joonas eines der vielen Highlights jeder Show: Zuerst zeigt der aus Chicago stammende Fingerkünstler, was man einer Gitarre alles an Tönen mit entsprechender Körpersprache und Mimik entlocken kann und steht für den „Neuling“ der Konzerte schon fast als Sieger fest. Doch der aus Finnland gebürtige Keyboarder Lorenz mit seinem schier unendlichen Energiepotential bläst danach einfach alles andere von der Bühne, wenn er auf, unter, über und neben seinen „Keys“ tanz, hüpft, die Beine fliegen lässt, rockt, schauspielt und sein ganzes Können an den Tasten zeigt, als gebe es kein Morgen mehr.

Klar, dass das Publikum zum Ende des Konzerts lautstark eine Zugabe fordert. Wer so viel Spaß an der Musik hat wie „Marley’s Ghost“, kommt der Aufforderung natürlich nach – allerdings muss man sich die Zugabe redlich und vor allem ohrenbetäubend laut verdienen: Matt Sonnicksen heizte die Reggae-Fans weiter auf und rief dann die Mit-Musiker wieder einzeln auf die Bühne, um sie ebenso gebührend wie liebevoll vorzustellen. Bei der Ankündigung des gefeierten Sebastian Sturm wurde die Reggae-Party dann kurzzeitig zum Gospel-Gottesdienst, denn begleitet vom kirchen-orgelnden Joonas Lorenz und untermalenden Beats von Jannis Lewe mutierte Sonnicksen zum ekstatischen Prediger, der die Stimmung zum Überkochen brachte.
Weitere Infos und Tourdaten im Internet: www.marleysghost.de
Dort sind neben den Banddaten mit der Stammbesetzung auch die Konzerte von „Marley’s Ghost & Friends“ aufgeführt, bei der weitere Stars der Szene wie Frank Dellé („Seeed“) sowie Bläser und Backgroundsängerinnen für eine große Reggae-Show wie zu den besten Zeiten von „Bob Marley and the Wailers“ sorgen.