Versteckt vor dem Naziterror

Ausstellung im Kreishaus zeigt Fluchtorte verfolgter Juden

Eröffneten die Ausstellung über Verstecke von Juden: Günter Rosenke (v.l.), Landrat Kreis Euskirchen, Faye Cukier, Zeitzeugin, und Dr. Helmut Loggen, stv. Diözesan-Caritasdirektor. Foto: Carsten Düppengießer/Caritas
Eröffneten die Ausstellung über Verstecke von Juden: Günter Rosenke (v.l.), Landrat Kreis Euskirchen, Faye Cukier, Zeitzeugin, und Dr. Helmut Loggen, stv. Diözesan-Caritasdirektor. Foto: Carsten Düppengießer/Caritas

Euskirchen – „Die wir vermutlich nie in solch existenziellen Nöten gewesen sind, in denen es ums schiere Überleben ging, können uns nur schwer vorstellen, wie man so eine Hölle wie den Holocaust überleben kann“, mit diesen Worten eröffnete Landrat Günter Rosenke jetzt im Kreishaus die Ausstellung „Dem Leben hinterher – Fluchtorte jüdischer Verfolgter“. Rund 150 Gäste verfolgten die Eröffnung, darunter 80 Schüler von Marienschule Euskirchen und St. Michael Gymnasium Bad Münstereifel.

Die Ausstellung veranstaltet von Caritas sowie Kreis und Stadt Euskirchen zeigt ehemalige Verstecke von Juden in und um Berlin zur Nazizeit. Die Fotografinnen Sibylle Baier und Daniela Friebel haben für das Ausstellungsmaterial gezielt Verstecke der damaligen Flüchtlinge aufgesucht und abgelichtet. Zu diesen zählen nicht nur die Häuser und Wohnungen von Helfern und Helferinnen und Kirchen, sondern unter anderem ein Ziegenstall und die S-Bahn. „Zwischen 1941 und Kriegsende waren es schätzungsweise zehn- bis fünfzehntausend Personen, die sich mitten in Deutschland vor dem Zugriff verbargen und etwa fünftausend von ihnen gelang auf diese Weise das Überleben in der Heimat“, berichtete der stellvertretende Diözesan-Caritasdirektor Dr. Helmut Loggenbei der Eröffnung.

Rund 150 Gäste verfolgten die Eröffnungsveranstaltung. Foto: Carsten Düppengießer/Caritas
Rund 150 Gäste verfolgten die Eröffnungsveranstaltung. Foto: Carsten Düppengießer/Caritas

Ergänzt wird die Wander-Ausstellung durch zwei Exponate mit lokalem Bezug. Sie zeigen die Wohnorte von Dechant Joseph Emonds aus Kirchheim und des Malers Otto Pankok, der während des Krieges im Eifeldorf Pesch lebte. Sie wurden während der Eröffnung von der Leiterin des Euskirchener Stadtarchivs und Vorsitzenden des Kreisgeschichtsvereins, Dr. Gabriele Rünger vorgestellt. Der Maler Pankok versteckte seinen Künstlerkollegen Mathias Barz und seine jüdische Ehefrau Hilde Stein bei sich, bis Wehrmachtssoldaten in seinem Haus einzogen. „Mit den Worten »Jetzt kann nur noch Emonds helfen« vermittelte Pankok die beiden zum Dechanten nach Kirchheim“, so Rünger. Emonds versteckte jüdische Flüchtlinge auf seinem Dachboden, obwohl zur selben Zeit Nazis im Erdgeschoss des Pfarrhauses einquartiert waren.

Die 92-jährige Zeitzeugin Faye Cukier berichtete sehr eindrucksvoll über die Erfahrungen und Erlebnisse ihrer Flucht vor den Nazis. Sie floh 1938 mit ihrer Familie aus ihrer Geburtsstadt Köln. Zunächst nach Antwerpen und von dort über Dünkirchen weiter nach Brüssel, wo sie in verschiedenen Verstecken den Krieg überlebte. „Man wird ein sehr, sehr vorsichtiger Mensch,“ beschreibt sie das Gefühl in ständiger Angst vor Entdeckung und Ermordung zu leben. Über ihre Flucht drehten die Filmemacher Steffen Wimmers und Marcel Schleibaum einen Dokumentarfilm, aus welchem Ausschnitte im Kreishaus gezeigt wurden. Für dessen Fertigstellung sucht die Produktionsfirma noch Sponsoren (www.sektor53.de).

„Dem Leben hinterher – Fluchtorte jüdischer Verfolgter“ ist eine Ausstellung des Berliner Museums Blindenwerkstatt Otto Weidt und des Fördervereins Blindes Vertrauen e.V. Sie ist Teil der Caritas-Jahreskampagne „Weit weg ist näher als du denkst“ und noch bis zum 13. Mai, montags bis donnerstags von 8.30 bis 15.30 Uhr und freitags von 8.30 bis 12.30 Uhr, im Kreishaus zu sehen.

Eifeler Presse Agentur/epa

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