Städtisches Gymnasium Schleiden war die erste paritätisch besetzte Schule in Preußen, in der katholische und protestantische sowie auch jüdische Kinder gleichermaßen unterrichtet wurden
Schleiden – 150 Jahre Schule sind schon eine recht lange Zeit. Und vielleicht hatte ja aus diesem Grund das Festprogramm am Samstagmorgen ein wenig Überlänge. Nach mehr als drei Stunden fühlten sich die knapp 300 Gäste und Zuschauer in der Aula des Städtischen Gymnasiums Schleiden denn auch bestens informiert über das Auf und Ab der ersten höheren Bildungseinrichtung im Altkreis Schleiden, die die erste paritätisch besetzte Schule in Preußen war und in der katholische und protestantische sowie auch jüdische Kinder gleichermaßen unterrichtet wurden.
Schulleiter Georg Jöbkes erinnerte in seinem Grußwort daran, dass das Schleidener Gymnasium ab 1866 zwar einem humanistischen Bildungsideal verpflichtet gewesen sei, die Gründung des Gymnasiums aber vorwiegend ökonomische Gründe gehabt habe. „In Zeiten der Industrialisierung benötigte man auch im ländlichen Raum gut ausgebildete Schüler“, so Jöbkes. Das Gymnasium habe sich zwar von Anfang an als Stadtschule verstanden, jedoch erst nach 30 Jahren den Titel „Städtisches Gymnasium“ erhalten.
Doch diesen Namen wird das Gymnasium ab dem 1. August ablegen. Sich auf die Ursprünge besinnend, nennt sich die Schule ab dann „Städtisches Johannes-Sturmius-Gymnasium Schleiden“, in Erinnerung an den bedeutenden Theologen des 16. Jahrhunderts, der aus Schleiden stammt und von Experten in die Nähe der Reformatoren Melanchton und Erasmus von Rotterdam gestellt wird.
Jöbkes bedankte sich bei den Unternehmen im Kreis Euskirchen, die eine besondere Partnerschaft mit dem Gymnasium pflegen, sowie bei den Unterstützern, die der Schule seit vielen Jahren gewogen sind und mit finanziellen Zuwendungen die Bildungsarbeit erleichterten. Von der Kreissparkasse Euskirchen (KSK) nahm an diesem Vormittag Vorstandsmitglied Holger Glück an den Feierstunden teil.
Mit großem Applaus nahmen die Anwesenden einen Gruß von Altbürgermeister Alois Sommer entgegen. Sommer, so berichtete der Schleidener Bürgermeister Udo Meister, könne an den Feierlichkeiten aus gesundheitlichen Gründen leider nicht teilnehmen. Meister erinnerte daran, dass die Schule nach der erteilten Konzession bereits im April 1866 an der Hühnergasse 30 mit zwei Klassen ihren Betrieb aufnahm. Das Schulleben von damals habe mit dem heutigen nichts mehr gemein. Heute habe sich das „Städtische“ zu einem „Bildungshotspot der Region“ entwickelt.
Unter dem Dach der zertifizierten Schule der Zukunft hätten längst auch die VHS, der Musikschulzweckverband und seit Kurzem auch die Rheinische Fachhochschule Köln ihren Platz gefunden. Bürgermeister Meister übereichte anschließend Rektor Jöbkes ein neues Türschild, auf dem der neue Name der Schule prangte.
Der stellvertretende Landrat, Markus Ramers, dessen Vater bereits sein Abitur am SGS abgelegt hatte, betonte, dass er schon seit seiner Kindheit Geschichten aus dem „Städtischen“ gehört habe. „Das SGS hat als öffentliches, überkonfessionelles Gymnasium im Südkreis einen festen Platz“, so Ramers. Es müsse im Laufe seiner 150jährigen Geschichte vieles richtig gemacht haben, denn es habe 33 deutsche Kanzler und – was noch erstaunlicher sei – 34 Kultusminister überlebt, scherzte Ramers. In Schleiden habe man seit jeher Talent zur kreativen Lösungsfindung bewiesen. Da seien auch schon mal Klassen in einer Kneipe oder in der Wohnung des Direktors untergebracht gewesen. Er wünschte dem Gymnasium, dass es auch zukünftig den Blick für das Neue behalten und die Tradition dennoch bewahren möchte.
Die Schulpflegschaftsvorsitzende Petra Meyer betonte, dass es auch am SGS wie an anderen Schulen Konflikte gebe. „Aber wenn es darauf ankommt, wie beim Kampf für den Erhalt der Schule, dann ziehen alle an einem Strang“, so Meyer. Angesichts der zahlreichen Flüchtlinge sei es mehr denn je wichtig, sich mit fremden Kulturen auseinanderzusetzen und sich mit anderen Lebensanschauungen zu beschäftigen. Petra Meyer sagte vor allem Dank an die Stadt Schleiden, auf die man sich stets verlassen könne. Letztendlich aber seien die wichtigsten Menschen an einer Schule die Lehrer. „Gute Lehrer sind von zentraler Bedeutung“, so Meyer, die den Lehrern am SGS attestierte, dass diese einen „verdammt guten Job“ machten.
Mit Dr. Hans Jürgen Bab, Rainer Kaduk und Elisabeth Bertram waren auch drei vormalige Direktoren an das SGS zurückgekehrt. Aus Kalungu in Uganda war der Direktor der Partnerschule Mapeera Senior Secondary School, Godfrey Innocent Walyaula, nach Schleiden gekommen. Von der Bezirksregierung verlas Regierungsschuldirektor Stefan Sieprath aus Köln ein Grußwort von Kultusministerin Sylvia Löhrmann verlas.
Für Abwechslung im wortlastigen Programm sorgten die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums, die verschiedene Filme vorbereitet hatten, den Unterricht vor 100 Jahren auf die Schippe nahmen, und musikalische Beiträge präsentierten. Julie Meyer glänzte als Marlene Dietrich und präsentierte unter einer kleinen Laterne „Lili Marleen“, begleitet am Klavier von Fabio Schmitz. Werner Harzheim und Wolfgang Gerhardts, zwei ehemalige Schüler, spielten vierhändig Dvoraks „Slawische Tänze“. Durch das Programm führten Kamila Gänsler-Thomas und Nicole Kupp. Am Nachmittag startete ein großes buntes Programm, bei dem die ganze Schule involviert war.
Eifeler Presse Agentur/epa