Der mit den Bäumen spricht

Von Anke EmmerlingFörster und Autor Peter Wohlleben ermöglichte Gästen des Eifel-Literatur-Festivals einen neuen Blick auf den Wald

Peter Wohlleben berichtete auf dem Eifel-Literatur-Festival über „Das geheime Leben der Bäume“. Foto: Anke Emmerling
Peter Wohlleben berichtete auf dem Eifel-Literatur-Festival über „Das geheime Leben der Bäume“. Foto: Anke Emmerling

Prüm – Deutschlands wohl berühmtester Förster, Peter Wohlleben, hat jetzt  rund 700 Gästen des Eifel-Literatur-Festivals einen neuen Blick auf den Wald ermöglicht. In der Aula der ehemaligen Wandalbert-Hauptschule in Prüm sprach  der ehemalige Revierförster im Eifelort Hümmel (nahe Adenau) und jetziger Leiter der Waldakademie über „Das geheime Leben der Bäume“.

Vielen Rheinland-Pfälzern ist der 54jährige Wohlleben als „Natur-Erklärer“ aus dem Südwestrundfunk bekannt. Vor allem aber hat er sich mit seinem millionenfach aufgelegten Sachbuch-Bestseller „Das geheime Leben der Bäume“ einen Namen gemacht. Darin hat er niedergeschrieben, was er Gästen seiner Waldführungen erklärt. Mit dem Erlös des Buches unterstützt Wohlleben auch ein Wald-Indianervolk in Kanada, dessen Lebensraum bedroht ist.

Warum sein Buch derart erfolgreich sei, das könne er nicht wirklich erklären, sagte Peter Wohlleben. Nach 16 Werken, in denen der überzeugte Naturschützer im wesentlichen Kritik an den negativen Auswüchsen eines rein auf Ökonomie ausgerichteten Forstbetriebs übte, will er im aktuellen Werk eher Brücken bauen. Wohlleben verfolgt den Ansatz, Zugang durch emotionales Verständnis und Freude zu schaffen und dadurch Wertschätzung hervorzurufen: „Wer über positive Gefühle Verbindung aufbaut, der verhält sich automatisch richtig.“

Die (Wald-)Bäume beschrieb er als wunderbare Mitgeschöpfe, die sich in Liebesbeziehungen miteinander verbandeln. Ein Mutterbaum „stille“ seinen kleinen Sämling durch gezielte Zuckerabgaben; überhaupt würden Waldbäume solidarisch die Defizite ihrer Nachbarn ausgleichen, um gemeinsam stark und alt werden zu können. Wohlleben nutzte für seinen Vortrag Fotos und anschauliche Vergleiche und vermenschlicht dabei vieles. So sollen Wurzelspitzen kleine Gehirne seien, er berichtete, dass Apfelbäume zählen können oder dass es „Angeber“ unter den Bäumen gibt, die durch glühendes Herbstrot ihre Potenz gegenüber möglichen Angreifern zur Schau stellen.

Für Erheiterung unter dem Publikum sorgt Wohllebens Schilderung vom „Wood Wide Web“, dem perfekt funktionierenden Informationssystem des Waldes, das allerdings seinen Preis habe, weil sich die daran beteiligten Pilze über Nährstoffgaben bezahlen ließen. Er berichtete außerdem über Schmerzempfinden der Bäume oder den Effekt, den die Baumgesundheit auf den Menschen hat; bewege sich jemand in einem gestressten Wald, erhöhe sich sein Blutdruck.

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