ene-Unternehmensgruppe stellt Kaller Feuerwehr sechs Mitarbeiter für den Notfall zur Verfügung

Gemeindebrandinspektor Harald Heinen hofft, dass auch andere Unternehmen dem guten Beispiel folgen – Bürgermeister Esser spricht von einer „besonderen Form der interkommunalen Zusammenarbeit“ – Gemeinde stellt persönliche Schutzausrüstung zur Verfügung

Der Kaller Gemeindebrandinspektor Harald Heinen (links) und Bürgermeister Hermann-Josef Esser (2.v.r) lobten die Mitarbeiter der ene-Unternehmensgruppe für ihre vorbildliche Unterstützung der Kaller Feuerwehr. ene-Geschäftsführer Markus Böhm (v.l.), Maik Jansen und Johannes Hilgers sowie drei weitere Mitarbeiter, die zu Freiwilligen Feuerwehren in anderen Kommunen gehören, helfen im Notfall auch in Kall aus. Rechts im Bild ene-Pressesprecherin Sandra Ehlen. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa
Der Kaller Gemeindebrandinspektor Harald Heinen (links) und Bürgermeister Hermann-Josef Esser (2.v.r) lobten die Mitarbeiter der ene-Unternehmensgruppe für ihre vorbildliche Unterstützung der Kaller Feuerwehr. ene-Geschäftsführer Markus Böhm (v.l.), Maik Jansen und Johannes Hilgers sowie drei weitere Mitarbeiter, die zu Freiwilligen Feuerwehren in anderen Kommunen gehören, helfen im Notfall auch in Kall aus. Rechts im Bild ene-Pressesprecherin Sandra Ehlen. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa

Kall – In allen elf Kommunen des Kreises Euskirchen ist die Zahl der Freiwilligen Feuerwehrleute steigend. Das ist zunächst eine gute Nachricht, die allerdings von der Tatsache torpediert wird, dass sich zahlreiche Feuerwehrleute tagsüber gar nicht in der Nähe ihrer Feuerwachen aufhalten. Viele gehen als Berufspendler in den Ballungsgebieten ihrer Arbeit nach, andere haben eine Beschäftigung in der Nachbarkommune und kommen, wie die Pendler, erst gegen Abend nach Hause. Wer also rückt aus, wenn es am helllichten Tag brennt oder ein schwerer Unfall geschehen ist?

Sowohl die Mindestbesatzung für einen Einsatz bereitzustellen, als auch  das Zeitfenster bis zum Eintreffen am Einsatzort einzuhalten seien sportliche Aufgaben, berichtet der Kaller Gemeindebrandinspektor und Wehrleiter, Harald Heinen. Dies sei allein mit den 38 aktiven Wehrleuten manchmal nicht ganz einfach. Aus diesem Grund wendet sich Heinen seit einiger Zeit an die kleineren und größeren Unternehmen in der Gemeinde mit der Bitte, Mitarbeiter, die in anderen Kommunen zu Feuerwehrleuten ausgebildet wurden und in Kall ihrer Arbeit nachgehen, im Ernstfall für einen Einsatz in Kall freizustellen.

„Wir haben das Glück, dass alle Feuerwehrleute des Kreises Euskirchen dieselbe, für NRW vorgeschriebene Ausbildung genossen haben und somit ein reibungsloser Einsatzablauf auch in einer anderen Wehr gewährleistet ist“, berichtete Heinen. „Doch nicht alle Unternehmen geben ihre Mitarbeiter gern für einen Einsatz während des laufenden Tagesgeschäfts frei“, so Heinen weiter. Dabei seien kleinere Betriebe oft eher bereit, einen Mitarbeiter kurzfristig zu entbehren, als größere. Mit positivem Bespiel geht die ene-Unternehmensgruppe voran. Der regionale Energiedienstleister, der darüber hinaus noch unmittelbarer Nachbar der Kaller Feuerwache ist, verfügt über gleich sechs Mitarbeiter, die im Ernstfall alles liegen und stehen lassen dürfen, um bei einem Einsatz zu helfen. Die Kooperation besteht bereits seit zwei Jahren.

ene-Mitarbeiter Maik Jansen hatte eines Tages von seinem Bürofenster mitangesehen, dass nach einer Alarmierung nur zwei Pkw am Kaller Feuerwehrgerätehaus vorgefahren waren. Da er selber bei der Feuerwehr ist und sogar Löschfahrzeuge fahren darf, fragte er sich, warum er nicht einfach aushelfen konnte. Als er dann noch hörte, dass sein Chef, Markus Böhm, selbst seit über 30 Jahren aktives Mitglied der Gemeindefeuerwehr Blankenheim ist, fragte er diesen, ob man nicht einspringen könne, wenn in Kall Not am Mann sei. Geschäftsführer Böhm war von der Idee sogleich angetan und mobilisierte im Unternehmen weitere Feuerwehrleute. Zu Böhm und Jansen gesellten sich schließlich noch vier weitere Kollegen, die ebenfalls in ihren Heimatkommunen bei der Freiwilligen Feuerwehr aktiv sind. Weitere Mitarbeiter und auch eine Mitarbeiterin wollen, sobald sie die Ausbildung hinter sich haben, noch dazu stoßen.

„Als kommunal geprägtes Unternehmen lag es für uns nah, die Gemeinde Kall zu unterstützen“, so ene-Geschäftsführer Markus Böhm. „Wir haben Feuerwehrleute aus den Kommunen Schleiden, Nettersheim, Hellenthal und Blankenheim in unseren Reihen, die dieselbe Basisgrundausbildung wie die Kaller Kollegen genossen haben. Nach einer entsprechenden Einweisung sind diese daher auch in Kall einsatzbereit.“

Harald Heinen setzt darauf, dass auch weitere Unternehmen dem Beispiel der ene folgen. „Denn die Einrichtung einer Berufsfeuerwehr wäre für Kall fatal. Die Lohn- und Sozialkosten für eine einzige Funktion in einer Berufswehr liegen bei rund 120.000 Euro im Jahr. Die kleinste taktische Einheit muss aber mindestens sechs Funktionen haben, die dann nochmals mit dem Personalfaktor von drei multipliert werden muss, damit auch Urlaubs- und Vertretungszeiten gewährleistet sind.“

Doch selbst wenn man eine Berufsfeuerwehr hätte, ginge es dennoch nicht ohne Ehrenamtler. „Ohne Ehrenamtler wäre auch die Kölner Feuerwehr mit ihren 1000 Mitgliedern nicht in der Lage, ein Großschadensereignis zu stemmen“, so Heinen. Mitarbeiter für einen Einsatz freizustellen, bedeute für die Unternehmen allerdings nicht nur kurzfristiger Arbeitskraftverlust, sondern gleichzeitig ein Riesengewinn in Sachen Brandschutz. Denn dadurch garantiere man, dass bei einem eventuellen Brand im eigenen Betrieb ebenfalls genügend Wehrleute zur Stelle seien. Solidarität biete hier also einen handfesten Vorteil. Und je mehr Firmen mitmachten, desto seltener müsste tatsächlich mal ein Mitarbeiter ausrücken.

Darüber hinaus gab der Feuerwehrchef Entwarnung, was die Zahl der Einsätze betrifft. Die Kaller Feuerwehr habe pro Jahr rund 100 Einsätze. Davon schaffe sie den größten Teil allein. Darüber hinaus gebe es Einsätze verschiedener Kategorien vom Mülltonnenbrand bis zum Großfeuer. Nicht bei jedem Einsatz müssten die Unternehmensmitarbeiter daher unterstützen. Die Feuerwehrleute erhielten eine Alarmierung über SMS und könnten daran bereits die Einsatzart erkennen.

„Die ene Unternehmensgruppe ist zwar kommunal geprägt, dennoch ist es nicht selbstverständlich, dass die Geschäftsführung bereit ist, ab und an auf Mitarbeiter zu verzichten“, sagte Bürgermeister Hermann-Josef Esser, der das Projekt eine „besondere Form der interkommunalen Zusammenarbeit“ nannte, bei der es darum gehe, eine Berufsfeuerwehr zu vermeiden, die man finanziell nicht stemmen könne. Für die Gemeinde Kall sei es daher selbstverständlich, dass jeder Feuerwehrmann und jede Feuerwehrfrau vor Ort ihre persönliche Schutzausrüstung vorfinde. „Dafür sorgen wir“, versprach Esser.

Wichtig ist dem Bürgermeister und dem Feuerwehrchef, dass die Unternehmer in Kall mitmachen und den Idealismus vor allem junger Leute, die im Ernstfall nicht nur helfen wollen, sondern es auch können, nicht im Keim ersticken. Maik Jansen beispielsweise nimmt es auf sich, dass er nach einem Einsatz am Tag abends halt etwas länger arbeiten muss, um das Versäumte wieder einzuholen. „Das ist es allerdings wert“, sagt er.

Eifeler Presse Agentur/epa

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

dreizehn − 5 =