Auf Burg Flamersheim gab es Tipps und Hilfe für die Unternehmensnachfolge – KSK-Vorstandsvorsitzender Udo Becker: „In den nächsten drei Jahren stehen bundesweit etwa 150.000 Nachfolgeregelungen an“
Euskirchen-Flamersheim – „Unternehmensnachfolge“ – das ist ein Thema, vor dem man sich gern drückt. Nicht nur, dass der normale Arbeitsalltag eines Unternehmers oft viel zu stressig ist, um diesem komplexen Thema die nötige Zeit zu widmen; bei Familienunternehmen kommt auch noch hinzu, dass es nicht immer leicht ist, es allen Familienmitgliedern recht zu machen. Eine Unternehmens- und Vermögensnachfolge erfolgreich zu meistern, ist daher eine echte Herausforderung, der sich mancher lieber gar nicht oder zu spät stellt. Mit dementsprechenden Folgen für Unternehmen, Familie und Mitarbeiter.
Damit der Einstieg in dieses komplexe Thema, das steuerliche, rechtliche und finanzielle Fallstricke en masse zu bieten hat, nicht ganz so schwerfällt, reicht das „Kompetenzforum Mittelstand“, eine Partnerinitiative von Kreissparkasse Euskirchen, dem Bundesverband mittelständische Wirtschaft und der mittelständischen Prüfungs- und Beratungsgesellschaft dhpg, allen Unternehmern im Kreis Euskirchen seit einem Jahr gleich drei hilfreiche Hände.
Nach einer ersten Veranstaltung im Juni vergangenen Jahres hatte das Kompetenzforum jetzt in die Gastronomie „Landlust“ auf Burg Flamersheim eingeladen, um in kleinen Workshops anhand eines praxisnahen Fallbeispiels relevante Aspekte einer Unternehmensnachfolge aufzuzeigen und den gut 70 Teilnehmern praktische Arbeitshilfen für die Unternehmensnachfolge an die Hand zu geben.
„Wir planen das »Kompetenzforum Mittelstand« als eine eigene Marke mit einem eigenen Internetauftritt im Kreis Euskirchen zu etablieren“, berichtete der Verbandsbeauftragte des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft, Dr. Alois Kreins. Für die anwesenden Unternehmerinnen und Unternehmer wurden am Dienstagnachmittag gleich drei große Informationsfelder zur Verfügung gestellt. Zunächst ging es darum, überhaupt einen Einstieg ins Thema zu finden. In der ersten Gruppe standen daher die Analyse und Strukturierung der Nachfolge im Zentrum. Unter dem Titel „Nachfolge planen“ wurden die Anwesenden darüber aufgeklärt, wie man betriebswirtschaftliche, steuerliche und rechtliche Implikationen gut vorbereitet. Und schließlich ging es in der dritten Gruppe „Nachfolge finanzieren“ um Finanzierungsmöglichkeiten für Unternehmer und Nachfolger.
„Ziel des Nachmittags ist es, Ihnen einen Überblick über die wesentlichen Aspekte zur Nachfolge zu geben und vor allen Dingen, die Fragen, die Sie haben, zu beantworten“, so Kreins. Selbstverständlich lasse man die Unternehmer danach nicht im Regen stehen, sondern biete eine aktive Begleitung des gesamten Nachfolgeprozesses an.
Was Udo Becker, Vorstandsvorsitzender der KSK Euskirchen, bestätigte und konkretisierte. Die KSK habe sich des wichtigen Themas Unternehmensnachfolge längst angenommen, einen umfangreichen Nachfolgeprozess aufgelegt und eigens Nachfolgeberater ausbilden lassen.
Darüber hinaus berichtete er, dass in den nächsten drei Jahren bundesweit etwa 150.000 Nachfolgeregelungen anstehen. „Das betrifft ungefähr 2,4 Millionen Arbeitsplätze. Allein in NRW betrifft die Nachfolge gut 30.000 Unternehmen“, so Becker. Das Thema sei aber nicht nur sehr komplex, sondern auch höchst emotional. „Da ist ja nicht nur Ihr Betrieb betroffen, sondern Ihre ganze Existenz“, sagte Becker. Durchschnittlich sollte man sich daher fünf Jahre Zeit nehmen, um diesen Vorgang perfekt abzuwickeln. Denn, so Becker: „Ein effektiver Unternehmer ist ein Unternehmer, der den Nutzen seines Unternehmens für den Nachfolger steigert.“
Becker berichtete, dass 53 Prozent der Unternehmen innerhalb der Familie übergeben würden. „Damit Sie diese Option überhaupt haben, sollten Sie natürlich früh mit der Familienplanung beginnen“, scherzte er. Des Weiteren würden 29 Prozent der Unternehmen extern verkauft und 18 Prozent an jemanden übergeben, der bereits im Unternehmen arbeite und vielleicht derzeit noch gar nicht wisse, was man einmal mit ihm vorhabe.
Volker Loesenbeck, Geschäftsführer dhpg, simulierte zur besseren Veranschaulichung der Materie gemeinsam mit Alois Kreins ein typisches Erstgespräch zwischen Unternehmer und Berater. Das Fallbeispiel wurde schließlich auch in den jeweiligen Arbeitsgruppen vertieft und unter der entsprechenden Themenstellung analysiert.
Eifeler Presse Agentur/epa