Vom Erd-Klima unabhängiges Leben in der „Grube Wohlfahrt“ entdeckt

Prüm wurde bei den „22. Internationalen Bergbau- & Montanhistorik-Workshops“ zum Treffpunkt von 150 Wissenschaftlern, Archäologen und interessierten Laien aus acht europäischen Ländern

Beim „Internationale Bergbau- & Montanhistorik-Workshop“ stehen zahlreiche Exkursionen auf dem Programm. Hier Internationale Experten vor der Einfahrt in die "Grube Wohlfahrt" Foto: Matthias Bock, St. Andreasberg
Beim „Internationale Bergbau- & Montanhistorik-Workshop“ stehen zahlreiche Exkursionen auf dem Programm. Hier Internationale Experten vor der Einfahrt in die „Grube Wohlfahrt“. Foto: Matthias Bock, St. Andreasberg

Prüm/Hellenthal-Rescheid – „Das war eine kleine Sensation, als im Rahmen einer Exkursion zum Besucherbergwerk »Grube Wohlfahrt« ein Göttinger Material-Wissenschaftler tief im Inneren des alten Bergwerks in Hellenthal-Rescheid wurzelähnliche Gebilde und schleimige, rotbraune Sintergebilde entdeckte, die auf besondere Bakterien und pilzartige Lebewesen zurückzuführen sind“, so Karl Reger, Vorsitzender des Heimatvereins Rescheid. Es handelt sich hierbei um Biomasse, die sich im völligen Dunkel bei gleichbleibenden 8 °C in feuchter Umgebung unabhängig von jeglichen äußeren Einflüssen bildet. Solch natürliches Leben bei Extrembedingungen existiert also vom äußeren Klima völlig unabhängig und könnte möglicherweis einmal als Ernährungsgrundlage für höhere Lebewesen dienen und so bei der Besiedlung ferner Welten, aber auch bei einer Bewältigung von Klima-Katastrophen hilfreich sein. In den USA haben Entdeckungen dieser Art bereits einen Forschungs-Boom ausgelöst.

Möglich wurden diese Entdeckungen im Rahmen der Exkursionen der „22. Internationalen Bergbau- & Montanhistorik-Workshops“, die nach nunmehr 16 Jahren die Eifel zum zweiten Mal zum Treffpunkt von 150 Wissenschaftlern, Archäologen und interessierten Laien aus acht europäischen Ländern machte. Die Initiative von der „Grube Wohlfahrt“ in Nordrhein-Westfalen aus, welche ihre Freunde vom „Schieferstollen Recht“ in der belgischen Eifel und vom Bleialfer Besucherbergwerk „Mühlenberger Stollen“ in Rheinland-Pfalz mit ins Boot nahmen, um im rheinland-pfälzischen Prüm diese europäische Veranstaltung gemeinsam auszurichteten.

Da die Eifel zu den ältesten Bergbau-Regionen in Mitteleuropa gehört, in der schon die Kelten nach Gold und Eisen suchten und Römer intensiven Bergbau auf vulkanische Tuffe betrieben, war es somit möglich, mit Vorträgen und Exkursionen den Bogen von der Steinzeit bis hin zu den jüngsten Unternehmen der Steine- und Erden und Montanindustrie in Deutschland, den benachbarten Benelux-Staaten und nach Frankreich zu schlagen.

Die Veranstaltung führte Menschen aus acht europäischen Ländern zusammen. Hier das Abschlussbild mit den Teilnehmern in der Karolingerhalle in Prüm. Foto: Hans Kretschmer, Freiberg
Die Veranstaltung führte Menschen aus acht europäischen Ländern zusammen. Hier das Abschlussbild mit den Teilnehmern in der Karolingerhalle in Prüm. Foto: Hans Kretschmer, Freiberg

Vom 1. bis zum 6. Oktober umfasste das Programm 20 Vorträge und rund 40 Exkursionen, die von Petite Rosselle in Frankreich über Velsen im Saarland, Rumelange, Vianden oder Stolzemburg in Luxemburg, Bertrix, Blegny, Lierneux, Malmedy und St. Vith in Belgien bis nach Rijckholt und Valkenburg in den Niederlanden führten. Zu den zahlreichen deutschen Zielen zählten beispielsweise der Tagebau Garzweiler mit dem Kraftwerk in Niederaußem, die Bleihütte in Stolberg, die Oleftalsperre in Hellenthal, die Dauner Maare, die Glockengießerei in Brockscheid und viele montanhistorische Standorte.

Zahlreiche von weither angereiste Teilnehmer nutzen die Gelegenheit, noch einige zusätzliche Urlaubstage in der Eifel zu verbringen. Somit trug die Veranstaltung auch zur touristischen Wertschöpfung in der Region bei.

Bereits seit 1998 führt alljährlich der „Internationale Bergbau- & Montanhistorik-Workshop“ die Interessierten jeweils in einer anderen, meist deutschsprachigen, vom Bergbau geprägten, europäischen Region zusammen. Für 2020 ist das Siegerland als Gastgeber auserkoren, und 2021 wird wohl die französische Region Elsass einladen. Die Veranstaltung wird ehrenamtlich organisiert und hat ihren Auftritt im Internet unter www.montanhistorik.de

(epa)

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