Mindestens zwei der ausgewählten Regionen sollen sich in unmittelbarer Nähe (ca. 20 bis 30 Kilometer) zum Kreis Euskirchen befinden
Eifel – Detlef Seif und Johannes Winckler haben Ministerpräsident Armin Laschet und Bundeskanzlerin Angela Merkel aufgefordert, die belgischen Überlegungen für ein Atommüll-Endlager am Rande der Eifel kritisch zu überprüfen und die Proteste gegen ein Endlager in Ostbelgien zu unterstützen. Ein Endlager am Rande eines Naturschutzgebietes sei „paradox“, so der Bundestagsabgeordnete und CDU-Kreisvorsitzende Detlef Seif sowie der CDU-Landratskandidat Johannes Winckler.
In Belgien würden derzeit mögliche Standorte für ein Endlager öffentlich diskutiert. Die Föderale Agentur für radioaktive Abfälle (ONDRAF) halte sieben Regionen für geeignet, die radioaktiven Abfälle des Landes zu lagern. Mindestens zwei der ausgewählten Regionen befänden sich in unmittelbarer Nähe (ca. 20 bis 30 Kilometer) zum Kreis Euskirchen, weshalb die Meldungen aus dem Nachbarland auch hier viele Menschen erschreckt hätten.
„Ein Endlager für Atommüll am Rande eines Nationalparks, inmitten von Naturschutzgebieten und in einer Gegend mit enormen Trinkwasservorkommen ist inakzeptabel. Die Auswirkungen auf den Tourismus und die Wirtschaft wären massiv. Der Lebensraum Eifel und die Lebensbedingungen drohen grenzübergreifend großen Schaden zu nehmen“, schreiben Seif und Winckler an Merkel und Laschet.
Die beiden äußern erhebliche Zweifel, ob das durch Vulkanaktivität, massive tektonische Kräfte und Erosion entstandene Gebiet tatsächlich geeignet sei, Atommüll sicher zu lagern. Die andauernden Störungen bei den belgischen Pannenreaktoren Tihange und Doel hätten das Vertrauen in die belgische Kernkraft stark erschüttert und die Menschen sensibilisiert.
Seif und Winckler kritisieren darüber hinaus, dass es, nach den vorliegenden Informationen, noch keine umfassenden Untersuchungen der potentiellen Regionen gegeben habe. Umweltauswirkungen spielten im laufenden Verfahren bisher keine Rolle. „Es ist fraglich, ob diese Verfahrensweise klug ist. Ohne eine ganzheitliche Betrachtung ist eine Entscheidung nicht statthaft.“
Bekräftigt werden die Aussagen von Seif und Winckler durch jüngste Äußerungen des Geologen und Paläontologen Thomas Servais von der Universität Lille (Frankreich). Dieser kommt zu dem Schluss, dass aus geologischen Gründen das Gebiet der Deutschsprachigen Gemeinde in Belgien und die Wallonie nicht für ein Endlager in Betracht gezogen werden kann. Die Zeitung Grenzecho (29.05.2020) zitiert den Wissenschaftler mit den Worten: „Es ist kaum möglich, in den tektonisch stark beanspruchten Gesteinsformationen in Eifel und Ardennen einen flachliegenden, isolierten und ungestörten Gesteinskörper zu finden, der für ein Endlager infrage kommt.“ Zudem verweist der Experte auf die Erdbebengefahr.
Es sei wichtig, dass sich Deutschland und Nordrhein-Westfalen schnellstmöglich ein Bild von der Lage machen und die Interessen der Menschen in der Eifel nachdrücklich vertreten. Aus Luxemburg und den Niederlanden gäbe es bereits klare Gegenstimmen, daher sei „auch eine Reaktion deutscher Regierungen folgerichtig“. (epa)