Fische und Kleintiere erholen sich von der Flutkatastrophe

Erste Untersuchungsergebnisse bestätigen die Hoffnung der Biologen – Kreis Euskirchen warnt vor unüberlegtem Aktionismus bei Bauarbeiten an den Gewässern und lehnt das Aussetzen von Fischen aus Teichbeständen ab

Die Bachforelle erholt sich offenbar gut von den Folgen der Flut. Bild: H. Groß / Kreis Euskirchen
Die Bachforelle erholt sich offenbar gut von den Folgen der Flut. Bild: H. Groß / Kreis Euskirchen

Kreis Euskirchen – Nach der Flutkatastrophe 2021 waren die Folgen für Fische und andere Tiere in den Gewässern erst einmal zweitrangig. Fast ein Jahr danach stellte sich aber auch die Frage nach den Auswirkungen auf die Natur. So führte der Kreis Euskirchen mit Unterstützung des Museums König Bonn im Mai stichprobenartige Untersuchungen der Fische und Kleintiere in der Ahr und deren Nebengewässer durch.

Die Ergebnisse der Untersuchungen waren überraschend erfreulich, so konnten alle Fischarten, die vor der Flut vorhanden waren, auch jetzt nachgewiesen werden. Bei Fischarten wie Bachforelle und Äsche, die den Anglern besonders am Herzen liegen, wurde auch häufig Nachwuchs gefunden. Ebenfalls erfreulich war die wieder gute Besiedlung der Bäche mit Kleintieren, wie Bachflohkrebsen, Insekten oder Schnecken, die die Nahrungsgrundlage für die Fische darstellen.

„Es sind zwar noch nicht so viele Fische wie vor der Flut in den Gewässern, aber die Entwicklung ist sehr positiv, da auch ausreichend Nahrung vorhanden ist“, resümiert Dr. Harald Groß, Gewässerbiologe bei der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Euskirchen. Die Natur scheint sich nach dieser Katastrophe schnell regenerieren zu können, wobei schon größere Unterschiede zwischen den Arten bestehen. So gibt es Arten, die sehr stark und weniger stark betroffen sind. Ein „Sorgenkind“ ist das Bachneunauge, ein kleiner aalähnlicher Fisch, der wohl nicht vielen Menschen bekannt ist. Die Tiere leben in Sandbänken, die oft weggespült wurden, und sind keine besonders guten Schwimmer. Auch scheinen Köcherfliegenlarven, die Wohnröhren aus Sandkörnchen bauen, stärker betroffen zu sein als andere Insektenlarven.

Hochwasserereignisse, wenn auch nicht in diesem extremen Ausmaß, sind für Fließgewässer wichtig, da dadurch der Gewässerboden umgelagert wird. So entstehen u.a. neue Kiesbänke, deren Lücken nicht mit feinem Schlamm zugesetzt sind und dadurch einen idealen Bereich für die Eiablage der Bachforellen bieten. Diese Lücken sind auch ein wichtiger Lebensraum für Kleintiere. Die Hoffnung, dass die Flut zumindest in dieser Hinsicht einen positiven Effekt hatte, scheint sich jetzt zu bestätigen.

Das versteckt lebende Bachneunauge, war offensichtlich besonders stark durch die Flut betroffen. Bild: H. Groß / Kreis Euskirchen
Das versteckt lebende Bachneunauge, war offensichtlich besonders stark durch die Flut betroffen. Bild: H. Groß / Kreis Euskirchen

„Sicherlich hat dieses Extremereignis zu Verlusten und einer gewissen Auslese geführt. Gerade bei den Fischen haben eher die starken und gesunden Tiere überlebt. Wenn sich diese jetzt vermehren, könnte sich daraus ein deutlich gesünderer Fischbestand entwickeln“, so der Kreis Euskirchen in einer Pressemitteilung. Daher lehne der Kreis Euskirchen auch das Aussetzen von Fischen, die aus Teichanlagen stammen, keine Strömung kennen und nur Kunstfutter gewohnt sind, kategorisch ab. „Damit würden wir die einsetzende positive Entwicklung des Fischbestandes möglicherweise behindern, wobei grundsätzlich bezweifelt wird, ob solche Besatzfische überhaupt im Fließgewässer länger überleben“, gibt der Gewässerbiologe zu bedenken. Verschiedene Untersuchungen zeigen eine eher geringe Überlebensrate von eingesetzten Fischen.

Der Weg des Kreises Euskirchen und der Fischereigenossenschaft Blankenheim, einem Zusammenschluss der Gewässereigentümer, werde es daher sein, der Natur Zeit zur Regeneration und Entwicklung zu geben. Um dies zu ermöglichen, sollten aber auch die Bauarbeiten an den Gewässern mit einer gewissen Sorgfalt durchgeführt werden. Das sei leider in der Vergangenheit nicht immer der Fall gewesen und habe schon zu erheblichen Verschmutzungen der Gewässer geführt. Wichtig sei, Maßnahmen an den Gewässern, soweit keine Gefahr im Verzuge bestehe, ausreichend zu planen bzw. zu prüfen, ob sie wirklich notwendig sind. Unüberlegter Aktionismus, wie er in einzelnen Fällen im Flutgebiet vorgekommen sei, habe teilweise die Hochwassergefahr sogar noch erhöht. Aus Sicht des Kreises Euskirchen sei dies der falsche Weg. (eB/epa)

 

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