Auftakt des Krimifestivals „Nordeifel Mordeifel“ bei der Kreissparkasse Euskirchen – Frauenpower-Trio Judith Merchant, Ingrid Davis und Elke Pistor lasen aus ihren neuen Werken
Euskirchen – Mit einem Startschuss, der direkt ins Herz traf, startete das Krimifestival „Nordeifel Mordeifel“ am Samstagabend im S-Forum der Kreissparkasse Euskirchen (KSK). Noch bis zum 11. September laden die Nordeifel Touristik und der Förderverein Eifelmuseum Blankenheim zu kriminellen Lesungen ein. Möglich wurde das Krimifestival einmal mehr durch die verlässlichen Sponsoren, allen voran die Kultur- und Sportstiftung und die Bürgerstiftung der KSK sowie die e-regio. Landrat Markus Ramers bedankte sich herzlich für die finanzielle Zuwendung und verbeugte sich darüber hinaus vor dem kürzlich verstorbenen Vater des Eifelkrimis, Jaques Berndorf. „Er hat die Eifel zum literarischen Krimiland gemacht. Ohne ihn würde es unser schönes Krimifestival so nicht geben“, so der Landrat. Für die Planung des Festivals zeichnete die „Sonderkommission“ rund um Iris Poth mit Ralf Kramp und Elke Pistor verantwortlich.
Begrüßt wurden die 200 Gäste im vollbesetzten S-Forum von Martin Baranzke als Vertreter des KSK-Vorstands, der die Grüße des gesamten Vorstands überbrachte und die Gäste beruhigte: Ihre Vorliebe für kriminelle Geschichten sei keinesfalls besorgniserregend, sondern habe einen moralischen Background, denn es ginge immer darum, den Täter zu fassen und so der Gerechtigkeit wieder zum Sieg zu verhelfen.
Der Abend startete mit Judith Merchant, die mit ihrem Thriller „Atme!“ wochenlang auf der Spiegel-Bestsellerliste stand. Diesmal erging allerdings an das Publikum nicht die Aufforderung, Luft zu holen, sondern zu schweigen. Denn der Titel ihres neuen Werks lautet: „Schweig!“ In diesem Roman begegnen sich zwei Schwestern, die eine recht unterschiedliche Auffassung von ihrem jeweiligen Gegenüber haben. Bei einem Treffen kurz vor Weihnachten in einem einsamen Waldhaus läuft die toxische Beziehung, in der man sich plötzlich Dinge sagt, die man besser nicht gesagt hätte, darauf hinaus, dass am Ende eine der beiden Schwestern zum Messer greift. Indem die Geschichte abwechselnd aus der Perspektive beider Schwestern erzählt wird, ergibt sich für den Leser ein spannendes Katz- und Mausspiel, so dass man sich permanent die Frage stellen muss, wer von den beiden überhaupt als Täterin in Betracht kommt.
Recht brutal ging der Abend mit der Autorin Ingrid Davis weiter, die aus ihrem Buch „Aachener Zwietracht“ vorlas. Eine Krankenschwester fällt, nachdem jemand ihren Bewegungsmelder am Haus manipuliert hat, in einen sechs Meter tiefen Kanalschacht und wird dort anschließend vom Täter auch noch erschlagen. Später erhält Ermittlerin Britta Sander einen Hinweis, der zu einem Haus in der Aachener Landschaft Soers führt, wo eine junge Frau tot in ihrem Haus am Fußende der Treppe aufgefunden wurde. Ist es dieselbe Leiche? Bei ihren Ermittlungen stoßen die Privatdetektivin und der Kriminaloberkommissar Körber auf immer mehr Menschen, die Grund genug gehabt hätten, die junge Frau zu töten.
Als dritte Autorin des Abends trat Elke Pistor auf. Die gebürtige Gemünderin stellte ihre neue Ermittlerin Annemie Engel vor, eine gestandene Konditorin, die 40 Jahre in der Backstube verbracht und sich dort rein körperlich ihrem Lieblingsgebäck „Sahne-Baisers“ angenähert hatte. Die schlagerliebende, kittel- und stützstrumpftragende Konditorin macht Urlaub an der Küste und freut sich dort auf ein Konzert mit Schlagerkönig Peter Juwel. Doch gleich am ersten Tag stolpert sie am Strand über dessen Leiche. Erstaunlicherweise steht der Sänger am Abend wieder putzmunter auf der Bühne, um am anderen Morgen von Frau Engel erneut mausetot aufgefunden zu werden. Diesmal mit einer glänzenden Goldenen Schallplatte im Hals. Das hier was nicht mit rechten Dingen zugeht, dürfte klar sein. Also beginnt die Konditorin mit Sinn fürs Kriminalistische Blut, oder besser Puderzucker zu lecken. Das Buch enthält neben der Ermittlungsarbeit schließlich auch noch eine ganze Reihe an Torten- und Gebäckrezepten.
Musikalisch führte Martin Frings durch den Abend. Der Saxophonist war hauptberuflich mit dem Musikkorps der Bundeswehr weltweit unterwegs und lebt heute in der Eifel. Der Mann beherrscht nicht nur das Saxophon und das Sopran-Saxophon, sondern, wie er im S-Forum unter Beweis stellte, auch den Dudelsack, mit dem er den gesamten Saal zum Mitsingen der Köln-Hymne „Du bess die Stadt“ von den „Bläck Fööss“ animierte. Aber „Mäete“ war auch selber gut bei Stimme, wie er bei dem alten Udo Lindenberg-Klassiker „Unterm Säufermond“ unter Beweis stellte.
Moderiert wurde der Abend erneut von Radiomann Norbert Jeub, der seit einem Vierteljahrhundert Chefredakteur bei Radio Euskirchen ist. Jeub versuchte immer wieder, den Krimischriftstellerinnen in kleinen Verhören einige Geheimnisse ihrer Arbeit zu entlocken, die diese schließlich auch breitwillig preisgaben. So erfuhr man beispielsweise, dass, obwohl der Abend unter dem Titel „Beschwipst im Tresor“ stand, keine der drei Damen alkoholische Stimulanzien zum Schreiben benötigt. Auf die Frage aus dem Publikum „Wie bringe ich meinen Mann um, ohne dass es jemand bemerkt?“ sprudelten die drei Damen geradezu über vor Ideenreichtum, der an dieser Stelle allerdings, um etwaige Nachahmer nicht zu animieren, besser verschwiegen werden soll.
Eifeler Presse Agentur/epa