Klettern als Inklusion

Bei den Nordeifelwerkstätten wird die Trendsportart Bouldern als Kursus für die Beschäftigten angeboten – Einmal die Woche finden Trainings in der Frechener Kletter- und Boulderhalle „Chimpanzodrome“ statt

Christoph (v.l.) Laura, Kevin, Jewgenij, Janina, Nicole, Ben, Tameer und Kira trainieren gemeinsam einmal in der Woche im „Chimpanzodrome“ die Trendsportart Bouldern. Bild: Eifeler Presse Agentur/epa
Christoph (v.l.) Laura, Kevin, Jewgenij, Janina, Nicole, Ben, Tameer und Kira trainieren gemeinsam einmal in der Woche im „Chimpanzodrome“ die Trendsportart Bouldern. Bild: Eifeler Presse Agentur/epa

Euskirchen/Frechen – „Wenn ich nach dem Bouldern nach Hause komme, kann ich mich besser konzentrieren und bin viel ruhiger“, berichtet Ben, einer der sechs aktuellen Teilnehmer eines besonderen Boulderkurses. Zwei Trainer und eine Trainerin betreuen die Beschäftigten der Nordeifelwerkstätten (NEW), dem Dienstleister für Menschen mit Behinderung im Kreis Euskirchen, bei den wöchentlichen Trainingseinheiten in der Frechener Kletter- und Boulderhalle „Chimpanzodrome“. Bouldern ist die seilfreie Variante des Kletterns in Absprunghöhe über dämpfenden Matten.

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Kira Eden, Trainerin C Bouldern und Sportstudentin: „Beim Bouldern kann man sehr schnell Erfolge erzielen. Manche der Teilnehmer und Teilnehmerinnen sind bislang weniger sportlich aktiv gewesen – trotzdem sehen wir jedes Mal Fortschritte!“ Und dies sei nicht nur in sportlicher Hinsicht so, sondern bei der als sehr sozial bekannten Trendsportart auch in menschlicher Hinsicht. „Es ist beim Bouldern normal, erst einmal zu scheitern, dann daran zu arbeiten und schließlich Erfolg zu haben. So können die Boulderer sich mit ihren Ängsten etwa vor dem Fallen auseinandersetzen, Mut finden und sich weiter bewegen – nicht nur sportlich, sondern eben auch in der persönlichen Entwicklung.“

Die richtige Technik kann man auch jenseits der Kletterwand trainieren: Kevin bei einer Übung zur Schwerpunktverlagerung. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
Die richtige Technik kann man auch jenseits der Kletterwand trainieren: Kevin bei einer Übung zur Schwerpunktverlagerung. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

Dies bestätigt auch Christoph Danes, Kletterbetreuer und Leiter des Sozialen Dienstes der NEW Kuchenheim: „In der Gruppe haben sich alle gefunden und soziale Kontakte aufgebaut. Alle mussten aus ihrer Komfortzone heraus. Am Anfang hieß es noch »Das schaffe ich nie, da komme ich nicht rauf, das ist mir zu hoch« – aber alle haben dann doch ihre Erfolgserlebnisse gefunden und keiner ist dabei sitzen geblieben.“ Grenzen finden und erweitern, Ängsten begegnen und diese langsam abbauen, aber auch einmal zwei Tage Muskelkater haben seien Teil des erlebten Prozesses.

Mit Spaß an der Wand und den Alltag drumherum vergessen: Janina an der Boulderwand. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
Mit Spaß an der Wand und den Alltag drumherum vergessen: Janina an der Boulderwand. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

Tameer Eden, Trainer B Sportklettern: „Mir sind neben den sportlichen Aspekten vor allem das soziale Miteinander und die Atmosphäre wichtig. Auch wenn das Training durchaus anstrengend sein kann, wird viel gelacht. Der Kursus findet während der normalen Öffnungszeiten mit anderen Menschen ohne Behinderung statt, wir werden im »Chimpanzodrome« herzlich empfangen und in die Klettergemeinschaft aufgenommen.“ »Chimpanzodrome«-Inhaberin Maite Wiesinger unterstützt die Kursreihe mit Sonderpreisen für die Teilnehmer, dennoch kommen durch Fahrtkosten, Eintritte und Leihschuhe Kosten zusammen, die aber nicht an die Teilnehmer und Teilnehmerinnen weitergegeben werden. Dafür haben die Kölner Kämpgen-Stiftung und die Kreissparkasse Euskirchen durch ihre finanzielle Unterstützung gesorgt, wie Georg Richerzhagen, Geschäftsführer der NEW, dankbar berichtet und sagt: „Da der Kursus gut angenommen wird und schon die nächsten angehenden Boulderer auf der Warteliste stehen, haben das Kölner Unternehmen Laureus AG Privat Finanz und die Sparda Bank West mit einer weiteren Spende für den Fortlauf der Reihe gesorgt.“

Unterstützt durch die Gruppe gelingen die Kletterabenteuer immer besser. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
Unterstützt durch die Gruppe gelingen die Kletterabenteuer immer besser. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

Tameer Eden: „Was ich an diesem Sport so liebe, ist das Miteinander in großer Diversität. Anfänger können beim Bouldern problemlos Spaß mit Fortgeschrittenen haben, weil direkt neben einer schweren Tour ein leichter Boulder geschraubt ist, Männer und Frauen liegen vom Leistungsniveau auch auf Wettkampfebene sehr dicht beieinander, Beruf, Herkunft, Behinderung und so weiter spielen keine wirkliche Rolle – denn alle erleben das Gleiche: Die Herausforderung, den Boulder hochzukommen.“ So liegt es nahe, den Sport zur Inklusion zu nutzen. Diverse wissenschaftliche Studien bestätigen dessen Wirksamkeit. Und dabei kann man auch noch viel Spaß haben, wie Ben, Janina, Jewgenij, Laura, Kevin und Nicole bestätigen – in der Boulderszene duzt man sich üblicherweise.

Eifeler Presse Agentur/epa

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