Ehrenplatz für E.O. Primbsch

„Das Gemälde ist nun wieder in Kall zurück“, freute sich Anne Heilmann bei der Übergabe des Primbsch-Werkes an Vorstandsmitglied Reiner Züll vom Verein zur Erhaltung der Gaststätte Gier. Foto: Manfred Lang
„Das Gemälde ist nun wieder in Kall zurück“, freute sich Anne Heilmann bei der Übergabe des Primbsch-Werkes an Vorstandsmitglied Reiner Züll vom Verein zur Erhaltung der Gaststätte Gier. Foto: Manfred Lang

Kaller Pfarrkirche als Öl-Gemälde – Speicherfund in Enzen entpuppte sich als Werk des bekannten Künstlers aus Keldenich – Der Verein zur Erhaltung der Gaststätte Gier bekam jetzt das Kunstwerk geschenkt

Kall – Im Schankraum in der Gaststätte Gier ist seit ein paar Tagen ein altes Gemälde der Kaller Pfarrkirche zu sehen, das von dem bekannten Keldenicher Eifel-Maler Erich Oswald Primbsch (1911-2003) stammt. Das große, auf Hartfaserplatte geschaffene Ölgemälde zeigt die Pfarrkirche St. Nikolaus Anfang der 1970er Jahre. Nur durch einen Zufall kam der Verein zur Erhaltung der Gaststätte Gier in den Besitz dieses vom Künstler signierten Gemäldes, das auf einem Speicher in Zülpich-Enzen aufgefunden wurde.  

Der Kartenvorverkauf für das Weihnachts-Special der „Eifelgäng“ am 15. Dezember, im Saal Gier, war Auslöser gewesen. Beim Schriftführer des Kneipenvereins, Reiner Züll, hatte Anna Heilmann aus Enzen Karten für die Eifelgäng geordert, und bei dieser Gelegenheit nachgefragt, ob Interesse an einem alten Bild der Kaller Pfarrkirche bestände. Sie würde dem Verein das Bild schenken.

Züll bekundete Interesse, noch in Unwissenheit, dass es sich bei dem Kirchengemälde um ein echtes Primbsch-Werk handelt. Das entdeckte er erst, als Anne Heilmann mit dem großen, in einem Müllsack eingehüllten Kunstwerk, zur Eifelgäng-Veranstaltung erschien.

Inzwischen hat das große Ölgemälde der Kaller Pfarrkirche einen Ehrenplatz im Schankraum der Gaststätte Gier bekommen. Foto: Reiner Züll
Inzwischen hat das große Ölgemälde der Kaller Pfarrkirche einen Ehrenplatz im Schankraum der Gaststätte Gier bekommen. Foto: Reiner Züll

Anne Heilmann, zweite Vorsitzende des Heimatvereines in Enzen, berichtete, dass in einem kleinen Museum in Enzen alte Exponate aus dem Dorf ausgestellt werden. So auch eine Ausstellung über die dörfliche Schulentwicklung in Enzen in der Zeit von 1868 bis 1968, für die die Enzener Einwohner auf ihren Speichern nach geeigneten Exponaten Ausschau gehalten hätten.

Innerhalb dieser Aktion sei auch der Speicherfund der Kaller Pfarrkirche ans Tageslicht gekommen. Da es auf dem Gemälde keinen Hinweis auf den Standort der Kirche gibt, habe sie nachgeforscht, wo das Gotteshaus wohl stehen könne. Nach einem Hinweis, dass es sich um die Kaller Pfarrkirche handeln könnte, sei sie nach Kall gefahren, wo sie dann tatsächlich die auf dem Gemälde dargestellte Kirche entdeckt habe.

Als sie dann wegen der Kartenbestellung mit dem Verein in Kontakt getreten war und Vorstandsmitglied Reiner Züll das Interesse an dem Gemälde signalisiert habe, habe sie sich für die Schenkung entschieden: „Das Bild sollte wieder nach Kall zurück“, so Anne Heilmann bei der Übergabe an Schriftführer Züll. Der versprach, dass das Gemälde, das sich durch die originale Singnatur als Werk des Keldenicher Eifelmalers entpuppte, einen Ehrenplatz im Gasthaus bekommen werde.

Wer war der Maler Erich Oswald Primbsch, der am 13. Juli 1911 in Brambauer/Lünen geboren wurde und seine Jugend im Ruhrgebiet verlebte? Nach Abschluss seines Studiums als Ingenieur-Chemiker blieb er fast drei Jahre lang arbeitslos. In dieser Zeit beschäftigte er sich als Autodidakt intensiv mit der Malerei. Ende der 50er Jahre wurde er Mitglied im Berufsverband bildender Künstler, behielt aber aus finanziellen Gründen seine leitende Position in der Industrie bei.

Er pflegte intensive Kontakte zu anderen Malern und bildete sich weiter, unter anderem in der „Internationalen Sommerakademie Salzburg“ bei Oskar Kokoschka. Ende der 60er Jahre schied er aus dem Berufsleben aus, baute das Haus in Keldenich und widmete sich dort ganz der Malerei.

Primbsch wandelte sein Einfamilienhaus in ein Museum um. 1999 zog er aus Altersgründen nach Ahrensburg bei Hamburg um, wo er am 4. August 2003 starb. „Er malte nicht, um zu leben, sondern lebte, um zu malen“, heißt es in mehreren Schilderungen über den Keldenicher Künstler, der der Eifel über 4000 Werke hinterließ.

Die nur einen Steinwurf vom Gasthaus Gier wohnende Autorin Helga Müller hat den Maler Erich Oswald Primbsch 20 Jahre lang gekannt und im Jahr 2004 eine ausführliche Biografie des Künstlers in einem Buch „E.O. Primbsch – Der Maler der assoziativen Malerei“ veröffentlicht. Eine 1998 gegründete „Klara und E.O. Primbsch-Stiftung“ für Kunst und Kultur hat inzwischen seinen Sitz bei der Vogelsang IP gemeinnützige GmbH mit dem Vorstand Thomas Kreyer, Stefan Wunsch und Frank Jansen. Mitglieder des Kuratoriums sind Manfred Poth (Vorsitzender), Ute Stolz (Vize-Vorsitzende), Gerda Hartmann, Herbert Radermacher und Johann es Mertens.

In der Vogelsang Gastronomie ist eine „Primbsch-Lounge“ Anlaufstelle für Kunstfreunde und Entspannungssuchende. Dieser gemütliche Rückzugsraum ist mit Werken des Künstlers gestaltet. Drucke seiner Werke sind auch im Shop des Besucherzentrums Forum Vogelsang IP erhältlich. Die zahlreichen Kunstwerke aus dem Museum Primbsch werden derzeit von der Stiftung gesichtet und ausgelagert, um sie später wieder der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. (Reiner Züll/epa)

 

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