Vom Schandfleck zum Schmuckstück

Mit Förderprogramm der Gemeinde Kall: Vernachlässigter Altbau in Golbach wurde zum schmucken Heim nach modernem Standard – Neubürger schätzen Dorfleben und bürgernahe Verwaltungsstrukturen

Im neu geschaffenen Anbau tauschten sich (v.r.) Frank Schulz und Annette Bieker mit Ortsvorsteher Emmanuel Kunz sowie der Kaller Wirtschaftsförderer Tobias Heinen aus. Foto: Alice Gempfer / Gemeinde Kall
Im neu geschaffenen Anbau tauschten sich (v.r.) Frank Schulz und Annette Bieker mit Ortsvorsteher Emmanuel Kunz sowie der Kaller Wirtschaftsförderer Tobias Heinen aus. Foto: Alice Gempfer / Gemeinde Kall

Kall – Wenn Annette Bieker und Frank Schulz ihr Golbacher Eigenheim präsentieren, ist deutlich zu spüren, wieviel ihnen das von Grund auf sanierte Häuschen mit vielen liebevoll gestalteten Details bedeutet. Ein Mosaiksteinchen sei bei der Realisierung ihres Traumes auch das Förderprogramm „Neues Leben in alten Häusern“, das der Kaller Rat in seiner jetzigen Form im Februar 2021 auf den Weg gebracht hatte.

„Im Frühjahr 2020 erfuhren wir erstmals von dem Objekt, und zwar über Freunde, die das Haus auf einem Internetportal entdeckt hatten“, berichtet Frank Schulz bei einem Termin mit Ortsvorsteher Emmanuel Kunz und Tobias Heinen von der Wirtschaftsförderung der Gemeinde Kall. Obwohl die genaue Lage des Hauses nicht ersichtlich war, machten die damaligen Düsseldorfer sich spontan auf den Weg nach Golbach. „Dort trafen wir eine Frau mit Hund“, ergänzt Annette Bieker, die das Haus auf dem Foto erkannte. Der erste Eindruck: „Es sah nicht sehr einladend aus.“ Das bestätigt auch Ortsvorsteher Emmanuel Kunz: „Das Haus war seit Jahren sehr ungepflegt.“ Heruntergekommene Häuser, ergänzt er, seien immer auch schlecht für das Ortsbild.

Heute ist es kaum vorstellbar, wie unansehnlich Haus und Grundstück einmal waren. Foto: Alice Gempfer / Gemeinde Kall
Heute ist es kaum vorstellbar, wie unansehnlich Haus und Grundstück einmal waren. Foto: Alice Gempfer / Gemeinde Kall

Doch Annette Bieker und Frank Schulz hatten eine Vision: „Wir haben sofort gesehen, was aus diesem Haus und dem schönen Grundstück entstehen kann.“ Eine Nachbarin vermittelte den direkten Kontakt zur Besitzerin. Diese entschied sich schließlich trotz höherer Gebote für das Paar aus Düsseldorf und ihre Pläne für das Haus.

Bereits im Sommer 2020 begann die Sanierung mit Abrissarbeiten, im Winter waren Teile des Gebäudes komplett verschwunden, der Rest befand sich im Rohbauzustand. „Wir haben alleine 50 Tonnen Beton weggestemmt“, berichtet Frank Schulz. Den Innenausbau haben die beiden in großen Teilen selbst umgesetzt. „Wir waren handwerklich sehr willig, aber nicht wirklich ausgebildet“, schildert Annette Bieker schmunzelnd die Situation. Beholfen habe man sich mit Internet-Anleitungen und Unterstützung von Experten, die ihnen etwa den Umgang mit Lehmputz beibrachten. Auf das besondere Raumklima, das dieser organische Putz schafft, schwören die beiden, ebenso wie auf die Verwendung von Zirbenholz im Schlafzimmer, was besonders gesund sein soll.

Im April 2022 dann übernachtete das Paar erstmals in einem der bereits fertiggestellten Zimmer. Die nächste Zeit pendelten sie zwischen Golbach und Düsseldorf, wo sie gemeinsam das Theaterensemble „Kontra-Punkt“ leiten. Entfernungen spielen dafür keine Rolle: „Wir sind sowieso viel unterwegs, und von Kall aus sind wir ebenso schnell auf der A1 wie von Düsseldorf aus“, sagt Bieker. Frank Schulz ergänzt: „Für uns war es auch für kulturelle Angebote immer schon selbstverständlich längere Wege in Kauf zu nehmen – da spielt es keine Rolle, ob wir von Düsseldorf nach Dortmund oder von Kall nach Köln fahren.“ Umso mehr, als Kall ja über direkte Bahnanbindung verfüge. Allerdings, ergänzen beide, gebe es auch in der Region tolle Angebote, die sie gerne nutzten. Engagiert sind beide auch in der Golbacher Flüchtlingshilfe.

Ebenso viel bedeutet den Wahl-Kallern, die mittlerweile nur noch in Golbach leben, die neue Nachbarschaft. „Wir haben den Umzug keine Sekunde bereut“, sagt Annette Bieker, „auf dem Land ist es gemütlich. Außerdem ist es schön, dass man den direkten Kontakt zum Ortsvorsteher und der Verwaltung hat.“ Noch nie habe sie derart unkompliziert einen Personalausweis beantragen können, auch die telefonische Erreichbarkeit der Mitarbeitenden im Rathaus hebt Annette Bieker hervor.

Auch der Antrag auf Fördermittel aus dem Programm „Neues Leben in alten Häusern“ sei über Tobias Heinen sehr einfach und unkompliziert gewesen. „Das Förderprogramm ist ein schöner zusätzlicher Anreiz, ein solches Projekt anzugehen“, so das Fazit der Hausbesitzer.

Das Programm, das Leerstand beheben und neuen Wohnraum schaffen soll, wurde im Rahmen der AG Wohnraum mit Teilnehmenden aus allen Kaller Fraktionen sowie der Verwaltung erarbeitet. Wie Tobias Heinen berichtet, sind Anträge weiterhin möglich. Alle Informationen dazu gibt es unter www.kall.de/bauen/altbaufoerderung. Für Fragen steht Tobias Heinen, Tel. 02441/ 888-41 gerne zur Verfügung. (eB/epa)

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