Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen hatte Vertreter der Wohlfahrtsverbände, der Feuerwehr sowie der beiden in der Hochwasserhilfe engagierten Rotary Clubs aus Euskirchen zum Gespräch eingeladen
Euskirchen – „Sie sind diejenigen, die nicht am lautesten schreien und eher nicht gehört werden. Ihnen gilt mein großer Dank und Respekt, dass wir uns auf Sie verlassen können, wenn die Not groß ist“, lobte Mona Neubaur. Die Ministerin war ins Café Kramer nach Euskirchen gekommen, um sich bei geladenen Vertretern der Wohlfahrtsverbände, der Feuerwehr sowie der Rotary Clubs Euskirchen und Euskirchen-Burgfey zu bedanken, die sich seit der verheerenden Flut am 14./15. Juli 2021 allesamt um betroffene Menschen sowie um die Verbesserung der Gefahrenabwehr kümmern.
„Sie sind Experten in dieser Sache geworden, und ich würde gerne hören, was Ihnen wichtig ist“, ermutigte die NRW-Vize-Ministerpräsidentin die Anwesenden, ins Gespräch zu kommen. Günter Nieuwenhuis, im „Flut-Jahr“ Präsident des Rotary Clubs Euskirchen und gemeinsam mit der Präsidentin des Rotary Clubs Euskirchen-Burgfey, Angelica Netz, Projektleiter der Rotary Fluthilfe, bestätigte im Rückblick, dass in NRW Hilfen und Wiederaufbau vergleichsweise gut organisiert sind, mahnte aber auch ein besseres Konzept für die Zukunft an. Er war sich sicher: „Es wird ein nächstes Mal geben“.
Dies sah Wolfgang Heidinger von der Malteser Fluthilfe ähnlich. Thomas Smarsly, Einsatzleiter der Feuerwehr in der Flutnacht stimmte dem zu und erinnerte sich: „Es gab ja keine Blaupause, aber es mussten Entscheidungen getroffen werden“. Der engagierte Feuerwehrmann war sich sicher, dass durch das entschlossene Handeln und die getroffenen Entscheidungen noch Schlimmeres habe verhindert werden können. Die Arbeit von Diakonie, DRK und Caritas laufe bis heute auf Hochtouren. Viele Betroffene hätten psychische Probleme und bis heute keine Kraft gefunden, Anträge für den Wiederaufbau zu stellen. Einig waren sich alle, dass die bürokratischen Hürden insbesondere für Menschen, die von einer solchen Katastrophe betroffen sind, schnell zu unüberwindbaren Problemen führen können.
Dorothee Meidling, Beraterin der Diakonie Hochwasserhilfe und ihre Kolleginnen Katharina Kann sowie Saskia Reder von der Caritas plädierten daher für eine wesentliche Verlängerung der Antragsfristen. Dies würde auch die enorme Arbeitsbelastung in betroffenen Unternehmen und Kommunen entzerren, denn oft seien die Mitarbeitenden zudem auch persönlich von Flutschäden betroffen und die psychische Belastung aufgrund des Erlebten bei vielen hoch. Klaus Voussem, MdL, bestätigte, dass ein Antragsverfahren zwischen Bund und Ländern abgestimmt sein müsse.
„Ein One-and-only-System für die Ministerien ist schwierig“, führte die aufmerksam zuhörende Ministerin an und erinnerte daran, dass eine Überprüfung der Regelhaftigkeit leider unumgänglich sei. Einig waren sich alle, dass die Zusammenarbeit der Wohlfahrtsverbände bei dieser Jahrhundertkatastrophe sehr gut gewesen war, diese fortgesetzt werden sollte und eine Psychosoziale Betreuung vieler Betroffener noch über viele Jahre erforderlich bleiben werde. Ein Hauptaugenmerk liege derzeit auch auf der Situation von Kindern und Jugendlichen. Viele von den Rotariern initiierte Projekte dienten der psychosozialen Unterstützung von Kindern und wurden und werden in Schul- oder Ferienprojekten umgesetzt.
„Wir müssen die Kinder auf Naturkatastrophen vorbereiten, damit sie wissen, wie sie sich verhalten sollen“, empfahl Angelika Eimermacher, DRK Euskirchen, und sprach sich für regelmäßige Notfallübungen für Kinder und Jugendliche aus. Sie fand die Zustimmung von Mona Neubaur, die sich an eine Situation ihres Besuches in einem Kriegsgebiet erinnerte: „Ich war vor kurzem in Kiew. Um nicht in Panik zu verfallen, nehmen sich bei Bombenalarm die Kinder an die Hand und gehen gemeinsam singend in den Schutzraum“. (Rita Witt/epa)