Büro für Leichte Sprache

Die Nordeifel.Werkstätten bieten jetzt Übersetzungen in Leichter Sprache an. Im eigens eingerichteten Büro für Leichte Sprache Eifel arbeiten Birgit Jungheim, Team Sozialer Dienst, und Jocelyne Kesten, Beschäftigte auf einem Betriebsintegrierten Arbeitsplatz, als Übersetzerinnen zusammen, um Texte für Menschen mit Lernschwierigkeiten und für Menschen mit geringen Deutschkenntnissen bzw. geringer Lesefähigkeit zugänglich zu machen

Birgit Jungheim (v.l.) und Jocelyne Kesten leisten einen wichtigen Beitrag zu Integration, Inklusion und Selbstständigkeit von Menschen, die einen erschwerten Zugang zur (Schrift-)Sprache haben. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
Birgit Jungheim (v.l.) und Jocelyne Kesten leisten einen wichtigen Beitrag zu Integration, Inklusion und Selbstständigkeit von Menschen, die einen erschwerten Zugang zur (Schrift-)Sprache haben. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

Kreis Euskirchen –Bei den Nordeifel.Werkstätten (NE.W), größter Dienstleister rund um die Belange von Menschen mit Behinderung, gibt es jetzt von der Tochterfirma IFG (Euskirchener Integrations- und Förderungsgesellschaft) ein eigenes Büro, das Texte von der Webseite bis zum Infozettel in Leichte Sprache „übersetzt“. Die beiden Übersetzerinnen Birgit Jungheim und Jocelyne Kesten berichten, dass es um eine durchaus große Zielgruppe geht, denn selbst Muttersprachler tun sich mit manchem „Behördendeutsch“ oder anderen schwierig geschriebenen Texten schwer.

„Leichte Sprache hilft, Zugang zu Informationen zu erhalten. Denn viele Menschen haben Schwierigkeiten gerade mit der sprachlichen, schriftlichen Welt“, so Birgit Jungheim. Jocelyne Kesten ergänzt: „Leichte Sprache unterstützt Menschen in ihrer Selbständigkeit, weil sie sich dadurch selbst informieren können.“ Noch seien Informationen in Leichter Sprache aber eher rar gesät, selbst bei Texten der öffentlichen Hand. Wenn man sich aber in die Lage eines Menschen versetzt, der eine Sprache nicht, oder noch nicht spricht, der durch eine Behinderung eine eingeschränkte Lesefähigkeit hat oder im Alter zunehmend Schwierigkeiten mit dem Erfassen von Texten hat, werde schnell klar, warum leicht zugängliche Informationen so wichtig sind, so Birgit Jungheim. Wer in einem Land mit einer anderen Sprache Urlaub macht, kann das schnell nachvollziehen.

Jungheim und Kesten berichten, dass es feste Regeln für Leichte Sprache gibt, und das nicht nur für die Inhalte, sondern auch für die Form. So sind nicht nur Fremdwörter entweder wegzulassen oder einfach zu erklären. Lange Hauptwörter werden sinnvoll mit Bindestrichen in einzelne Wörter zerlegt, der Genitiv ist tabu, und es wird immer nach einer kurzen, gebräuchlichen Ausdrucksweise gesucht. Für schwierig zu erklärende Worte werden Beispiele genutzt. „Zur Veranschaulichung nutzen wir auch viele Bilder, die es bereits speziell für die Bebilderung von Texten in Leichter Sprache gibt“, so Jocelyne Kesten. Diese werden in Fällen, in denen kein passendes Bild im Archiv vorhanden ist, von einer Beschäftigten der NE.W eigens gezeichnet. Die verwendeten Schriftarten müssen leicht zu lesen sein, und selbst die Papierdicke spielt eine Rolle. Denn wenn die Schrift durch dünnes Papier von der anderen Seite hindurchscheint, kann das für Menschen mit Beeinträchtigungen ein unüberwindliches Hindernis zum Informationszugang darstellen. Als ein ebenso typisches wie aufgrund des Gefahrenpotentials kritisches Beispiel nennt Jocelyne Kesten Beipackzettel von Medikamenten: Oft auf sehr dünnem Papier in schlechter Qualität sehr klein gedruckt und oft schwer verständlich formuliert.

Kesten: „Wenn wir den entsprechenden Text übersetzt und bebildert haben, ist erst ein Teil der Arbeit getan.“ Danach kommen die Prüfer dran. Bei den NE.W gibt es gleich zehn speziell geschulte Beschäftigte davon: Die Prüfer lesen die Texte und geben Rückmeldung zum Verständnis. Hakt da noch etwas, wird der Text wieder bearbeitet und geprüft, bis alle Verständnisschwierigkeiten beseitigt sind.

Übersetzen können die beiden alles, vom Infoflyer über Internettexte bis zu Formularen und Magazinen. Geübt ist das Büro für Leichte Sprache vom Übersetzen verschiedener Texte im eigenen Haus sowie der NE.W-Zeitschrift „ZÜKK“. Weitere Infos im Netz: www.ne-w.eu unter „Industrie, Handel und Gewerbe“ zum Unterpunkt „Büro Leichte Sprache“.

Eifeler Presse Agentur/epa

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