Andreas Züll schenkt Gemeinde Kall fünf Bände umfassendes Gedenkbuch

Der Autor hat die Schicksale von insgesamt 873 Menschen aus dem Kaller Gemeindegebiet recherchiert, die im Ersten Weltkrieg gefallen, verwundet, vermisst oder in Gefangenschaft geraten sind

Eine Neuauflage des Gedenkbuchs zum Ersten Weltkrieg übergab Andreas Züll (links) an die Archivarin Nicole Gutmann und Bürgermeister Hermann-Josef Esser. Foto: Alice Gempfer/Gemeinde Kall
Eine Neuauflage des Gedenkbuchs zum Ersten Weltkrieg übergab Andreas Züll (links) an die Archivarin Nicole Gutmann und Bürgermeister Hermann-Josef Esser. Foto: Alice Gempfer/Gemeinde Kall

Kall – Das Kaller Archiv, das mittlerweile im Geschäftshaus Nord neben dem Rathaus untergebracht ist, füllt sich nur langsam wieder. „Erst drei von 57 Paletten sind zurückgekommen“, berichtet Nicole Gutmann, Leiterin des Interkommunalen Archivs Südkreis Euskirchen. Gemeint sind Paletten wiederhergestellter Archivalien, denn die Flut 2021 hatte das Kaller Archiv nebst allem Bestand völlig zerstört. In einer Spezialfirma wird nun gerettet, was noch zu retten ist. Vieles jedoch wird für immer verloren sein. Umso mehr freute Gutmann sich gemeinsam mit Bürgermeister Hermann-Josef Esser über eine Nachricht des Kaller Autors Andreas Züll.

Der auch für seine historischen Forschungsarbeiten bekannte Andreas Züll hatte dem Gemeindearchiv 2020 ein fünf Bände umfassendes Gedenkbuch der besonderen Art als Schenkung überlassen. Darin hatte er die Schicksale von insgesamt 873 Menschen aus dem Kaller Gemeindegebiet recherchiert, die im Ersten Weltkrieg gefallen, verwundet, vermisst oder in Gefangenschaft geraten waren. Seit 2014 hatte er daran gearbeitet. Ausgehend von Forschungen zu seinem Heimatort Steinfeld wurde schließlich eine Abhandlung zu ganz Kall daraus. Schon damals sagte Bürgermeister Hermann-Josef Esser: „Dieses Gedenkbuch ist auch sehr wertvoll für Bürger, die das Schicksal ihrer Angehörigen recherchieren möchten.“ Durch die Schenkung an das Archiv sollten die Informationen allen Interessierten zugänglich gemacht werden. Doch dann hatte zunächst Corona die Recherche im Archiv erschwert, und kurz darauf kam die Flut.

Doch wie sich jetzt zeigt, war Andreas Züll seit der Flut einmal mehr unermüdlich tätig im Einsatz für „das Gedächtnis der Gemeinde Kall“, wie Bürgermeister Esser es nannte. So konnte er Archivarin Nicole Gutmann jetzt eine überarbeitete und ergänzte Neuauflage des Gedenkbuchs überreichen, die er der Gemeinde wiederum als Schenkung zur Verfügung stellt. „Einige Schicksale, die 2020 noch ungeklärt waren, konnte ich nun ergänzen“, berichtet Züll. Gab es derer zuvor noch etwa 20, sind es jetzt nur noch fünf bis sechs Menschen, deren Geschichte noch nicht geklärt werden konnte. Auch das Cover der Bücher wurde überarbeitet.

„Sie leisten eine sehr wertvolle Arbeit für die Gemeinde“, so Hermann-Josef Esser, der ergänzte: „In vielen Gemeinden bemühen sich Menschen um historische Daten – aber das nicht immer so hochprofessionell, wie Sie das tun.“ Dennoch seien die Bücher auch für den Laien gut lesbar. Besonders betroffen mache ihn, so Bürgermeister Esser, wie hoch die Zahl der Kriegsteilnehmer im Vergleich zur Einwohnerzahl der kleinen Kaller Ortschaften gewesen sei. In Rinnen etwa seien es 24 Männer gewesen, von denen teils mehrere Brüder einer Familie gefallen seien. „Was das für ein Blutzoll war“, stimmt Andreas Züll zu, „zumal die Orte damals ja noch sehr viel kleiner waren als heute.“

Der Dank des Bürgermeisters ging auch an Hubert Büth, der eine umfassende Chronik zu Kall erstellt hatte, sie war 2014 erschienen. Andreas Züll konnte bei seiner Arbeit auch auf viele Bilder aus Büths Archiv zurückgreifen.

Aktuell arbeitet Andreas Züll, der hauptberuflich als Sprachlehrer beim DRK arbeitet, an der Neuauflage eines ähnlichen Gedenkbuchs zum Zweiten Weltkrieg, das noch in diesem Jahr fertig werden soll. Eine erste Auflage hatte er vor der Flut ebenfalls dem Gemeindearchiv zur Verfügung gestellt. Das Gedenkbuch zum Zweiten Weltkrieg werde eher dokumentarischen Charakter haben und auch zivile Opfer berücksichtigen. Wichtig ist Andreas Züll, auch die „vergessenen Opfer“ darzustellen, wie etwa Euthanasietote, die es auch aus dem Kaller Gemeindegebiet gegeben hatte.

Das Gedenkbuch zum Ersten Weltkrieg ist ab sofort jederzeit einsehbar im Kaller Archiv. Um Anmeldung wird gebeten unter Tel. 02241/ 888-57 oder per E-Mail an skleinsimon@kall.de. Zudem wird es auch für die Gemeindebibliothek angeschafft, damit ein niederschwelliger Zugang, auch als Ausleihe, möglich ist. (eB/epa)

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