Hier geht es zum Video dazu – Das Schoeller Werk in Hellenthal gehört nicht nur zu den größten Arbeitgebern des Kreises Euskirchen, sondern ist auch einer der weltweit führenden Hersteller von längsnahtgeschweißten Edelstahlrohren – Das von Kreis-Wirtschaftsförderung und Kreissparkasse Euskirchen organisierte jüngste Netzwerktreffen „viertelvoracht“ ermöglichte Einblicke in Herstellung von Produkten, die sogar im Weltall auf der ISS verwendet werden
Hellenthal – Was es heißt, Kunden in über 40 Ländern der Welt zufriedenzustellen mit Produkten, die nicht nur in der Tiefsee und auf der Erde, sondern sogar im Weltall genutzt werden, konnte man jetzt in Hellenthal erleben: Am vergangenen Dienstag öffnete das Schoeller Werk für das Unternehmernetzwerktreffen „viertelvoracht“ seine Tore. Rund 80 Besucher kamen zu dem Unternehmerfrühstück, das von Kreis-Wirtschaftsförderung und Kreissparkasse Euskirchen (KSK) organisiert wird.
Günter Rosenke, Landrat Kreis Euskirchen, lobte das Unternehmen mit über 1000 Mitarbeitern nicht nur als eines der größten im Kreis, sondern als einen „Hidden Champion“: „Ob zu Wasser, zu Lande oder in der Luft: Überall sind sie vertreten.“ Sogar für die internationale Raumstation „ISS“ habe Schoeller die Edelstahlrohre für Kühlaggregate geliefert. Dabei sei das Unternehmen von Anbeginn im Jahr 1827 dem Standort Hellenthal treu geblieben und habe sich zu einem der weltweit führenden Unternehmen für längsnahtgeschweißte Edelstahlrohre entwickelt.
Holger Glück, Vorstandsmitglied der KSK, berichtete, dass das aktuelle, nunmehr 18. Unternehmerfrühstück bereits zum dritten Mal in Hellenthal stattfände: „Das zeigt, dass wir mit diesem Format den gesamten Kreis Euskirchen abdecken, wobei wir Handwerksbetriebe ebenso berücksichtigen wie Industriebetriebe.“
Wie groß Schoeller tatsächlich ist, zeigte Frank Poschen, Geschäftsführer Schoeller, durch Betriebszahlen auf: „Wir verarbeiten 35.000 Tonnen Edelstahl im Jahr, das entspricht dem dreifachen Gewicht des Eiffelturms.“ 90.000 Kilometer Rohr würden jährlich produziert, womit man die Erde mehr als zweimal umspannen könnte. In 21 Hallen mit über 100.000 Quadratmeter werde produziert. Jahr für Jahr biete man 40 männlichen und weiblichen Auszubildenden in verschiedenen Bereichen einen Berufsstart, auf 12.000 abgeschlossene Ausbildungen könnte das Familienunternehmen zurückblicken.
Angefangen habe man mit Draht und Nieten. Poschen: „Im Krieg wurde das Werk zerstört und 1945 wieder aufgebaut. 1959 begannen wir mit dem jetzigen Kerngeschäft und investierten in die erste Schweißstraße für Edelstahlrohre.“ 1965 sei Schoeller als erstem Hersteller eine zuverlässige Schweißnaht gelungen, die der Belastungsstärke des Grundmaterials entspräche.
Mittlerweile könne man Rohrlängen bis zu zehn Kilometer realisieren. Neben der Automobilbranche liefere Schoeller auch Rohre für die Medizin und Energiewirtschaft und nutze dafür insgesamt 100 Schweißstraßen.
Um aber auch für die Zukunft gerüstet zu sein, habe man sich entschlossen, mit der Euskirchener Firma „ID – Ingenieure und Dienstleistungen“ nicht nur wie bislang zusammenzuarbeiten, sondern sich zusammenzuschließen. Poschen konnte ID-Geschäftsführer Michael Gottschalk dann als neuen technischen Geschäftsführer vorstellen.
Gottschalk verwies auf die Kompetenzerweiterung durch den Zusammenschluss, der durch viele Veränderungen in der Technologie immer höhere Anforderung an Firmen stelle: „Das liegt einerseits an einer zunehmenden Automatisierung“, so Gottschalk, aber auch Kundenverhalten und Neuausrichtungen ganzer Branchen wie in der Automobilindustrie, die sich gegenwärtig für die Elektromobilität rüstet, mache eine Neuausrichtung notwendig: „Innovation bleibt der Schlüssel zum nachhaltigen Erfolg.“
Bei der anschließenden Betriebsführung konnten sich die Teilnehmer dann selbst ein Bild von der Produktion machen, nachdem sie mit Sicherheitsausrüstung ausgestattet wurden. Vom Bandstahl bis zum fertigen Rohr gab es zahlreiche Stationen zu besichtigen. Auch die kontinuierliche Qualitätskontrolle in einem Bereich, in dem Kunden absolut fehlerfreie Produkte benötigen, wird in verschiedenen Stufen und mit modernster Technik gewährleitet. Neben geschweißten Rohren werden auch noch Rohre gezogen. Poschen: „Welche Verfahren und Materialien genutzt werden, wird zusammen mit den Kunden individuell bestimmt.“
Zum Abschluss der diesjährigen Reihe von „viertelvoracht“ geht es in das Miele-Werk Euskirchen, und zwar am Mittwoch, 22. November. Die Netzwerktreffen sollen auch im kommenden Jahr fortgesetzt werden. Unternehmer aus dem Kreisgebiet können sich jeweils etwa vier Wochen vor dem Treffen auf dem Internetauftritt viertelvoracht.eu anmelden.