Jubiläums-Grubenfest in Hellenthal-Rescheid – Im Schnitt 12.500 Besucher im Jahr können Wissenswertes über die Erdgeschichte erfahren – Kreissparkasse Euskirchen und NRW-Stiftung unterstützen finanziell bei Ausbau des musealen Bereichs sowie einer barrierefreien Zugangsmöglichkeit
Hellenthal-Rescheid – Ein Jubiläums-Grubenfest will das Team des Besucherbergwerks „Grube Wohlfahrt“ am Wochenende 7. und 8. Juli feiern. Wie alt das Bleierz-Bergwerk in Rescheid tatsächlich ist, lässt sich nur vermuten. In der ältesten – bisher bekannten – Urkunde vom 3. März 1543 ernennt Graf Johann IX. von Salm-Reifferscheidt den Bastian von Stuckart zum Bergmeister „uff unseren bergwerck Reischeidt“. Diese Urkunde wurde also vor 475 Jahren ausgestellt. Das Besucherbergwerk kann auf jeden Fall auf 25 Jahre Bestehen blicken.
Rühriger Motor hinter allem ist der Heimatverein Rescheid, der den touristischen Grubenbetrieb mit großem Engagement aufrechterhält. Allen voran Karl Reger, einer von 50 Ehrenamtlern und Vorsitzender des Heimatvereins, der nicht nur fast jeden Tag im Büro der Grube Wohlfahrt anzutreffen ist, sondern auch selbst Führungen durch den dunklen Stollen anbietet und über großes Expertenwissen rund um den Bergbau verfügt.
Niemand wagte vorauszusagen, welche Bedeutung das Besucherbergwerk „Grube Wohlfahrt“ als touristisches Angebot in der Region erzielen würde, als es vor einem Vierteljahrhundert am 3. Oktober 1993 eröffnet wurde. Reger konnte sich noch gut an die Anfänge des Besucherbergwerks erinnern. Damals sei der Bergbau in der Gemeinde längst Geschichte gewesen. Die Idee, die Grube Wohlfahrt wieder freizulegen, deren Eingangsbereich zugeschüttet worden war, sei ziemlich verrückt gewesen. „Und ich muss ehrlich sagen, wenn wir gewusst hätten, wie viel Arbeit vor uns liegen würde, dann hätten wir dieses Projekt wahrscheinlich niemals gestartet.“
Über 200.000 bis heute ehrenamtlich geleistete Stunden machten die Grube zu einem touristischen Highlight der Region. Mehr als 305.000 Gäste, 12.500 pro Jahr, „brachten“ die ehrenamtlich tätigen Grubenführerinnen und -führer seither in Rescheid „unter die Erde“ und alle auch wohlbehalten wieder nach oben. An 363 Tagen ausgenommen sind nur der 24. und 25. Dezember, finden dreimal täglich Führungen um 11 Uhr, 14 Uhr und 15.30 Uhr sowie gesondert für Gruppen nach Vereinbarung statt, mehr als 1.000 Führungen im Jahr.
Für Menschen mit Handicap und für ältere Besucher sei die Grube nur schwer zugänglich. Bald könnten sie aber zumindest das Grubenhaus besuchen, denn der Zugang zu diesem Gebäude soll mithilfe der NRW-Stiftung und der Kreissparkasse Euskirchen (KSK) barriefrefrei werden. Der gut 7,50 Meter breite Anbau, der nach Westen hin an das Gebäude anschließt, wird mehr Platz für das Depot und das Archiv der Grube bieten. Über das Obergeschoss, das in einen Hang hineingebaut wird, sei es dann möglich, den musealen Bereich barrierefrei zu erreichen. Auch der Vortragsraum werde künftig für integrative Schulklassen als Lernort zugänglich sein.
Aus organisatorischen und witterungstechnischen Gründen wird das Jubiläum selbst um drei Monate vorverlegt. Am Samstag, 7. Juli, soll es ab 20 Uhr mit Live-Musik im „Festzelt“ losgehen. Am Sonntag, 8. Juli, soll ab 10.30 Uhr das eigentliche Jubiläums-Grubenfest unter dem Motto „Goldrausch“ starten, gegen 11 Uhr wird ein kurzer Festakt zum Jubiläum begangen, ehe es dann Spaß und Unterhaltung für die ganze Familie gibt.
Dabei sorgen das Eifelblasorchester Rescheid und die „Boischer Brass Band“ aus Alsdorf-Mariadorf für Live-Musik. Große und kleine „Schätzchen-Sucher“ können beim „Goldwaschen“ oder bei der „Edelsteinsuche“ fündig werden. Beim traditionellen Kuchenbuffet „Goldrausch“ am Nachmittag gibt es zu jedem Stück Kuchen ein Freilos, mit dem „goldene Preise“ zu gewinnen sind.
Reger verspricht: „In der Grube ist ebenfalls wieder der Bär los!“ Den Tag über finden Führungen im Besucherbergwerk statt, Kinder bis 15 Jahre, die einen Teddybären mitbringen, haben dabei freien Eintritt. Die Besichtigung ist ziemlich „cool“, denn in der Grube beträgt die Temperatur nur 8 Grad Celsius, auch im Hochsommer. Besucher sollten daher warme Kleidung und festes Schuhwerk mitbringen.
(epa)