Hellenthaler „Fuchsschwanz Brothers“ gingen für die Hilfsgruppe Eifel auf große Tour – Zehnjährige Nico Schruff spendet für Ukraine Hilfe – 105 Baby-Tragetaschen für die Geburtsklinik in Luzk
Kall – Sie tragen rockerähnliche Kutten und sind in Hellenthal eine Gruppe Gleichgesinnter, die Freude am Fahren mit Mopeds und Mofas (MoMo) haben. „Fuchsschwanz Brothers“ nennen sich die Clubmitglieder um ihren Vorsitzenden Thorsten Hanf, die mit ihren 50-Kubikzentimeter-Zweiräder nicht nur in der Eifel unterwegs sind. Und das immer für den guten Zweck, wie Thorsten Hanf und sein Clubkollege Jonas Braun kürzlich beim Monatstreffen der Hilfsgruppe Eifel in Roggendorf berichteten.
Die beiden Moped-Rocker hatten dem Kaller Verein eine Spende in Höhe von 1406,50 Euro mitgebracht. Die Hilfsgruppen-Mitglieder erfuhren von Hanf, dass der Hellenthaler Club mit den kleinen Zweitaktern recht große Leistungen verbringt. So hatten die Moped-Piloten beispielsweise in diesem Jahr eine Tour nach Österreich gemacht und dort am „Ötztaler Moped Marathon“ teilgenommen, in dessen Verlauf es unter anderem galt, das Timmelsjoch zu überqueren.
Ein weiteres Jahres-Highlight der Hellenthaler war im Sommer die Teilnahme an der bundesweiten Spendenfahrt „MoMoTo“ gewesen. Bei dieser Tour reist eine Spendenbox in Form eines „goldenen Tanks“ in 28 Etappen vom Katzenhirn im Unterallgäu quer durch Deutschland bis nach Flensburg. Hinter jeder Etappe steht ein regionaler Mofa- oder Moped-Club, der den Tank übernimmt und zur nächsten Etappe transportiert.
Zahlreiche deutsche MoMo-Clubs mit klangvollen Namen wie „Schreckschrauben“, „Hellriders & Beerdrinkers“, „Zündfunken“, „Wild Möff“ oder „Zweitakt-Mafia“ beteiligten sich der Spendentour, in deren Verlauf die Hellenthaler für die 17. Etappe zuständig waren. Am 13. August hatten sie den goldenen Tank in Sieberath übernommen. Nach einem gemütlichen Abend wurde der Tank einen Tag später mit den Mopeds nach Torr bei Bergheim gefahren, wo er von den Veranstaltern der 18. Etappe übernommen wurde.
Am Ende waren durch die Hellenthaler Aktion 1405,50 Euro im goldenen Tank gelandet. Über die Verwendung der Spenden können die beteiligten Clubs selbst entscheiden. Die Fuchsschwanz Brothers entschieden sich für Hilfsgruppe. „Es ist uns eine Freude, Sie und die betroffenen Menschen finanziell unterstützen zu können“, versicherte Thorsten Hanf bei der Übergabe der Spende.
In Roggendorf wurden der Hilfsgruppe an dem Abend weitere Spenden übergeben. Pia Benz überbrachte einen Spendenscheck über 1000 Euro von der Kommerner Fahrschule Jo Weiler. Der zehnjährige Nico Schruff aus Nettersheim bekam für eine Spende von 288,40 Euro einen besonderen Beifall. Er hatte sich etwas Besonderes ausgedacht, um die Ukraine-Hilfe der Hilfsgruppe zu unterstützen. Von der hatte er in der Grundschule in Marmagen erfahren, die im Frühjahr das Thema „Ukraine-Krieg“ im Unterricht behandelt hatte.
Mit seinen Schulkameraden Linus Evertz und Jason Müller beschloss Nico Schruff, eine Aktion zu starten. Dabei hatte Nico die vielen Wanderer ins Visier genommen, die sonntags im Rosental am Haus von Nicos Eltern vorbei wandern, vor dem zu dieser Zeit ein Verkaufsanhänger der Industriegewerkschaft INBCE stand. Den hatten Nico und sein Vater Timo Litzbarski nach dem Winter grundgereinigt.
Linus, Jason und Nico verkauften im Anhänger fleißig Kaffee und Kuchen an die Wanderer, so dass am Ende durch Verkauf und Spenden ein Betrag von über 288 Euro zusammenkam. Den überreichte Nico an den Vorsitzenden der Hilfsgruppe, Willi Greuel, mit der Bitte, das Geld sinnvoll für Kinder in der Ukraine zu verwenden.
Willi Greuel berichtete über die Ukraine-Hilfe, die Hilfsgruppen-Mitglied Ralf Heistert mit einer Organisation aus dem Monschauer Raum in die Wege geleitet hat. Wie Heistert berichtet, wird eine ukrainische Geburtsklinik in Luzk unterstützt. Die Klinik liegt im Westen des Landes und ist bisher von schweren Angriffen verschont geblieben. Weil aber andere Kliniken im Umkreis von 300 Kilometern zerstört sind oder evakuiert werden mussten, finden alle Geburten aus diesem Umkreis nun in der Klinik in Luzk statt.
Die normale Zahl der Hebammen ist dort durch die Evakuierung der anderen, vom Krieg betroffenen Kliniken von vier auf 70 Geburtshelferinnen gestiegen, die rund 400 werdende Mütter betreuen und die mit 230 weiteren Pflegekräften rund um die Uhr am Limit arbeiten. Heistert: „Während der ständigen Luftalarme gebären die durch Mangelernährung ausgezehrten Mütter ihre Kinder bei Temperaturen von nur acht Grad im Keller“. Viele Kinder überlebten nicht.
Inzwischen hat die Hilfsgruppe Babynahrung, Hygieneartikel, Medikamente und spezielle Säuglingsmilch auf den Weg in die Ukraine gebracht oder die Anschaffung mit finanziert. Ebenfalls von der Hilfsgruppe in die Ukraine geschickt wurden 105 Baby-Tragetaschen, in denen die frisch geborenen Babys bei Luftalarmen in die Luftschutzkeller getragen werden können. Derzeit, so Heistert, sei die Hilfsgruppe dabei, zehn Paletten mit Hygienemitteln zu ordern. Für den Transport in die Ukraine sorge die Hilfsorganisation „Fortune hilft“, die mit Organisationen direkt vor Ort zusammenarbeite. „Wir werden dort auch weiter helfen“, so Willi Greuel. (Reiner Züll/epa)