KSK Euskirchen bot feierlichen Rahmen für die Lossprechungsfeier der Vereinigten Kreishandwerkerschaft – Thomas Rendenbach machte Bildungspolitik für Fachkräftemangel verantwortlich
Euskirchen – Für 74 junge Frauen und Männer aus dem Handwerk begann am Dienstagabend im S-Forum der Kreissparkasse Euskirchen (KSK) ein neues Leben. Kreishandwerksmeister Thomas Rendenbach sprach die jungen Leute nach erfolgreicher Prüfung von ihren Pflichten als Auszubildende frei und überreichte ihnen die Gesellenbriefe. Die Hauptgeschäftsführerin der Vereinigten Kreishandwerkerschaft Düren-Euskirchen-Heinsberg, Jessica Kuhn, bedankte sich beim KSK-Vorstandsvorsitzenden Udo Becker und dem Kreissparkassenteam für die nette Gastfreundschaft, die den frischgebackenen Gesellinnen und Gesellen zwei Mal im Jahr im S-Forum gewährt wird. „Nutzen Sie diesen Tag, um stolz auf das Erreichte zurückzublicken und voller Zuversicht in die Zukunft zu schauen“, wandte sich Jessica Kuhn an die jungen Leute.
Udo Becker betonte, dass eine solche Lossprechungsfeier nicht selbstverständlich sei. Bei einer klassischen Bankausbildung, wie er sie beispielsweise absolviert habe, habe es nach der Prüfung nur geheißen: „Ab morgen sind Sie Jungangestellter, und das ist ihr Arbeitsplatz!“
Berufliche und akademische Ausbildung gleichstellen
In seiner Begrüßungsansprache erinnerte Becker daran, dass die KSK nach der Flutkatastrophe 2021 die Handwerkerinnen und Handwerker als wesentlichen Teil des Alltags kennen- und schätzen gelernt habe. „Obwohl wir über ein gutes und breit aufgestelltes Hausmeisterteam verfügen, nehmen wir doch immer wieder gern die Leistungen des regionalen Handwerks in Anspruch“, so Becker. Denn im Kreis Euskirchen finde man fast sämtliche Handwerksexperten, die man im Ernstfall benötige.
Die Gewinnung von Nachwuchs müsse nicht nur im Handwerk eine Herzensangelegenheit werden, so Becker weiter. Dafür sei es allerdings wichtig, berufliche und akademische Ausbildung gleichzustellen: „Ich schließe mich daher bewusst der Forderung Ihres Verbandes an, der sagt: Deutschland braucht eine Bildungswende.“ Becker betonte darüber hinaus, dass die KSK den jungen Gesellinnen und Gesellen selbstverständlich in allen Finanzplanungen beratend zur Seite stünde.
Landrat Markus Ramers stellte klar, dass das Handwerk auch für die Zukunft des Kreises Euskirchen von besonderer Bedeutung sei, da es einen Mehrwert für die wirtschaftliche Entwicklung darstelle. Was den Kern des Handwerks ausmache, versuchte Ramers anhand der „Erfindung“ der Pizza Margherita zu verdeutlichen, die angeblich 1889 von einem italienischen Bäcker für Königin Margherita in Neapel kredenzt wurde. Die Pizza in den Nationalfarben Italiens (rote Tomaten, weißer Mozzarella, grünes Basilikum) soll der Königin so gut gefallen haben, dass sie Namenspatin wurde. Auch wenn Historiker so ihre Zweifel an der Geschichte haben, so zog der Landrat dennoch eine einleuchtende Conclusio fürs Handwerk, nämlich dass man aus den einfachsten Grundzutaten mit viel Leidenschaft, Liebe, Sorgfalt und Geschick etwas Außergewöhnliches schaffen könne. „Das Beste aus allem zu machen, das ist die Kernkompetenz, die das Handwerk mitbringt.“
Um dieses Ideal zu erreichen, müssten die Auszubildenden aber bereits in den Berufsschulen beste Bedingungen vorfinden. Deshalb statte der Kreis die Ausbildungsstätten vor Ort hochwertig aus und bringe sie technisch auf den neuesten Stand. „Sie sind ein leuchtendes Beispiel dafür, dass der Weg ins Handwerk nicht der falsche Weg ist“, so Ramers an die jungen Leute. Und er bat: „Werden Sie Botschafter des Handwerks und werben Sie für Ihre Tätigkeit!“
Verfehlte Bildungspolitik
Kreishandwerksmeister Thomas Rendenbach pflichtete seinen beiden Vorrednern bei, dass Fachkräftemangel in der Gesellschaft zu einem großen Problem geworden sei. Weder die Wohnungsnot noch der Klimawandel ließen sich ohne Handwerker in den Griff bekommen. Denn Wohnungen müssten gebaut, Solaranlage installiert werden. „Dafür benötigen wir gut ausgebildetes Fachpersonal“, so Rendenbach.
Der demografische Wandel trage zwar Mitschuld an der augenblicklichen Misere, weitaus mehr jedoch ginge diese auf das Konto einer falschen Bildungspolitik. „Jahrzehntelang wurde uns gesagt, dass Deutschland zu wenig Akademiker hat“, kritisierte Rendenbach. Wissenschaftler seien zwar nötig, Fakt sei jedoch, „dass wir sehr viel weniger Philosophen, Soziologen und Literaturwissenschaftler brauchen als Frisöre, Maurer oder Schlosser.“ Schließlich wünschte Rendenbach dem Nachwuchs noch „eine hohe Steuerbelastung, denn wenn die hoch ist, dann haben sie ordentlich verdient.“
Bevor die neuen Gesellinnen und Gesellen, musikalisch begleitet von der Band M.A.K., von ihren jeweiligen Innungsvorsitzenden die Zeugnisse überreicht bekamen und von der KSK zu einem kleinen Imbiss eingeladen wurden, galt es, die „Innungsbesten“ aus den jeweiligen Ausbildungsberufen zu ehren. Eine besondere Auszeichnung als Beste ihres Fachs erhielten: Luka Schäfer (Maurer), André Koch (Straßenbauer), Tobias Pützer (Elektroniker), Lukas Laschet (Metallbauer), Fabian Hardtke (Maler), Simon Emil Wilhelm van Laak (Tischler), Elias Bernardy (Tischler) sowie Sean-Patrick van Kann (Zimmerer). Ebenfalls zu den Besten gehört Lars-Ole Link (Elektroniker), der an der Veranstaltung nicht teilnehmen konnte.
Insgesamt wurden an diesem Abend in den Gesellenstand erhoben:
Bau-Innung Euskirchen
- Timo Bosen
- Jonathan Ofner
- Simon Dohmen
- Noah-Gabriel Nücken
- Alexander Axt
- Luis Benentreu
- Leotrim Kerqeli
- Jonas Schallenberg
- Luka Schäfer (Prüfungsbester)
- André Koch (Prüfungsbester)
- Sven Schröder
- Raphael Rahimi
Bäcker-Innung Düren-Euskirchen
- Merissa Fae Kelley
- Marcio Klein
- Xinmeng Wang
- Simone Melanie Watzka
Elektroinnung Euskirchen
- Jan Klode
- Henri Marcel Müller
- Matthias Sabelfeld
- Kolja Schmitz
- Thomas Vollenbroich
- Edmund Poida
- Tobias Pützer (Prüfungsbester)
- Lars-Ole Link (Prüfungsbester)
- Fabian Willems
- Dominik Tümmler
Friseur-Innung Euskirchen
- Michelle Diefenbach
- Laila Nasaan
- Silvana Nassan
- Mehmet Renklitas
Innung für Sanitär- und Heizungstechnik Euskirchen
- Lorent Bytyqi
- Maurice Chahrour
- Kevin Dieck
- Sascha Döhler
- Eduard Dück
- David Isaak
- Dawid Sulewski
Maler- und Lackierer-Innung Euskirchen
- Julian Hensberg
- Sarah Kelch
- Tim Krüger
- Michelle Stumm
- Fabian Hardtke (Prüfungsbester)
Innung für das Kraftfahrzeuggewerbe Euskirchen
- Lukas Dobeck
- Nico Meller
- Jana Poll
- Christoph Weber
- Dirk Wendlandt
- Tom Widdau
- Christian Semrau
- Timur Moritz Istif
- Nils Wittemeier
- Tristan Witten
- Christopher Zeleken
Metall-Innung Düren-Euskirchen
- Alexander Paes
- Jens Rösler
- Lukas Laschet (Prüfungsbester)
Tischlerinnung Euskirchen
- Andreas Bosche
- Xenia Breuer
- Elias Bernady (Prüfungsbester)
- Maximilian Casel
- Louis Ehlen
- Leon Fussel
- Tobias Geschwind
- Mike Henke
- Lara Hinterwälder
- Robin Keipert
- Lasse Loyeck
- Jakob Pankraz
- Andreas Simens
- Eduard Spenst
- Simon Emil Wilhelm van Laak (Prüfungsbester)
Zimmerer-Innung Euskirchen
- Sebastian Henneberg
- Max Reinartz
- Sean-Patrick van Kann (Prüfungsbester)
Eifeler Presse Agentur/epa