Wert von Arbeitskräften mit Behinderung erleben

Aktionstag „S(ch)ichtwechsel“ möchte Menschen mit und ohne Behinderung im Arbeitsleben näher zusammenbringen und zeigen, wie leistungsfähig Menschen mit Handicap in verschiedenen Bereichen sein können – Auch Betriebsrundgänge bei den Nordeifel-Werkstätten sind möglich

Sind überzeugt vom Aktionstag „S(ch)ichtwechsel“: Michael Schaafstall, Leiter NEW-JOB, und Ulf Hürtgen, Bürgermeister Stadt Zülpich, wollen Inklusion leben. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
Sind überzeugt vom Aktionstag „S(ch)ichtwechsel“: Michael Schaafstall, Leiter NEW-JOB, und Ulf Hürtgen, Bürgermeister Stadt Zülpich, wollen Inklusion leben. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

Kreis Euskirchen – Gegenseitiges Kennenlernen, erfahren, in welchen Bereichen Menschen mit Behinderung wertvolle Arbeit leisten können, sich über Dienstleistungen und Produkte von Werkstätten mit Behinderung informieren, gegenseitige Klischees und Vorurteile abbauen – all das kann man beim bundesweiten Aktionstag „S(ch)ichtwechsel“. Der findet dieses Jahr am Donnerstag, 10. Oktober, statt und wird im Kreis Euskirchen von den Nordeifel.Werkstätten (NE.W) und der Kreiswirtschaftsförderung organisiert. Die NE.W sind einer der größten Arbeitgeber im Kreis mit hochkarätigen Partnern in Industrie, Gewerbe und Handel.

Die Idee hinter der Möglichkeit, neue Perspektiven für Unternehmen wie für Menschen mit Behinderung zu entdecken, ist einfach: Unternehmen laden Menschen mit Handicap ein, einen Tag in ihrer Firma zu erleben, selbstverständlich vorher gut abgesprochen und vorbereitet, wie Michael Schaafstall, beim NE.W-Fachdienst NEW-JOB Leiter und Job-Coach, erklärt. Zusätzlich – und das wäre der Idealfall – können aus dem Unternehmen auch Arbeitnehmer oder Arbeitnehmerinnen einen Tag bei den NE.W verbringen, um mitzuarbeiten, ausgewählt aus verschiedensten Bereichen von Saunabau über Einzelhandel und Kommissionierung bis Montagearbeiten an Waschmaschinen, Staubsaugern und Trockner oder zu erfahren, wie bestimmte Arbeiten komplett an die NE.W abgegeben werden können.

Wie wertvoll dieser Austausch ist, kann Markus Ramers, Landrat Kreis Euskirchen, sagen: „Die Aktion „S(ch)ichtwechsel“ macht den Wert der Arbeit von Menschen mit Behinderung und ihr Potenzial deutlich. Im vergangenen Jahr habe ich selbst daran teilgenommen und einen Blick hinter die Kulissen der Nordeifel.Werkstätten werfen können. Die Herzlichkeit der Beschäftigten und die unterschiedlichen individuellen Beschäftigungsmöglichkeiten dort, haben mich begeistert. Ich kann jedem Betrieb nur wärmstens empfehlen, beim S(ch)ichtwechsel mitzumachen.“

Mit dabei ist unter anderem die Stadt Zülpich: Deren Erster Bürger Ulf Hürtgen will den Tag in der Großküche der NE.W Ülpenich verbringen. Sowohl privat wie beruflich hat der Bürgermeister guten Kontakt zu Menschen mit Behinderung und sagt: „Inklusion in Zülpich wird einfach gelebt, ob im Karneval, in den Vereinen, in der Arbeitswelt oder bei den Sommerfesten in Bürvenich.“ Mit den NE.W und der Lebenshilfe habe man im Stadtgebiet wichtige Partner für die Belange von Menschen mit Behinderung an der Seite. „Hürtgen: „Ich kann nur jedem empfehlen, bei der Aktion mitzumachen, dabei kann man sicherlich nicht nur persönlich, sondern auch für die Firma oder Verwaltung viel lernen. Es gibt viele Menschen mit Handicap, die woanders arbeiten wollen, und wenn das zusammenpasst und zusammengebracht wird, ist das ein großer Gewinn für alle.“

Schoeller beschäftigt nicht nur Menschen mit Behinderung, Geschäftsführer Alexander Mertens (r.) ruft auch zur Teilnahme am Aktionstag „S(ch)ichtwechsel“ auf. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
Schoeller beschäftigt nicht nur Menschen mit Behinderung, Geschäftsführer Alexander Mertens (r.) ruft auch zur Teilnahme am Aktionstag „S(ch)ichtwechsel“ auf. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

Auch Alexander Mertens, Geschäftsführer des „Global Player“ Schoeller in Hellenthal, macht mit. Er kennt die NE.W nicht nur, weil deren Gartenbauabteilung die Außenanlage des führenden Herstellers längsnahtgeschweißter und gezogener Edelstahlrohre pflegt, sondern auch durch weitere private und berufliche Kontakte und beschäftigt bei Schoeller Menschen mit Behinderung: „Es ist auch vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels sinnvoll zu prüfen, welche Aufgaben in Unternehmen von Menschen mit Behinderung übernommen werden können.“

Eine gute Arbeitsatmosphäre ist Stefan Dott (r.), Geschäftsführer „e-regio“, wichtig. Beim „S(ch)ichtwechsel“ kann im Unternehmen ausprobiert werden, wie eine gute Zusammenarbeit gelingt. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
Eine gute Arbeitsatmosphäre ist Stefan Dott (r.), Geschäftsführer „e-regio“, wichtig. Beim „S(ch)ichtwechsel“ kann im Unternehmen ausprobiert werden, wie eine gute Zusammenarbeit gelingt. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

Stefan Dott, Geschäftsführer des regionaler Anbieters „e-regio“ für Energiedienstleistungen, engagiert sich ebenfalls für den „S(ch)ichtwechsel“: „Ich finde die Idee toll, in Austausch zu kommen und mehr Gefühl für die andere Seite zu bekommen.“ Obwohl der ehemalige Judo-Leistungssportler eh bereits sowohl privat wie beruflich Kontakt mit Menschen mit Handicap hat: „Wir haben zum Beispiel Kollegen, die im Rollstuhl aktiv sind und ganz normal im Arbeitsalltag integriert sind.“ Gute Arbeitsbedingungen und eine positive Atmosphäre sind ihm wichtig, der „S(ch)ichtwechsel-Tag“ soll auch dazu dienen, sich gegenseitig besser kennenzulernen und auszuloten, ob und wo es Möglichkeiten zur Zusammenarbeit mit den NE.W geben könnte.

Im vergangenen Jahr war Landrat Markus Ramers (l.) im NE.W-Saunabau am Standort Zingsheim beim S(ch)ichtwechsel dabei und ließ sich vom Beschäftigten Carsten Klein zeigen, wie man eine Sitzbank schreinert. Archivbild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa
Im vergangenen Jahr war Landrat Markus Ramers (l.) im NE.W-Saunabau am Standort Zingsheim beim S(ch)ichtwechsel dabei und ließ sich vom Beschäftigten Carsten Klein zeigen, wie man eine Sitzbank schreinert. Archivbild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa

Patrick Schmidder, Geschäftsführer der Nordeifel-Touristik: „Wir bieten Interessierten gerne einen Einblick in unsere Arbeit im Tourismus, der im Kreis Euskirchen eine bedeutende Rolle einnimmt. Praktikant:innen sind bei uns für einen Tag, zwei Wochen oder ein halbes Jahr willkommen. Der Schichtwechsel ist eine klasse Gelegenheit, sich zu präsentieren.“

Rund um die berufliche Zukunft dreht es sich im BZE (Berufsbildungszentrum Euskirchen). Dessen Leiter Jochen Kupp sagt: „Wir möchten am Aktionstag teilnehmen, auch um die Sichtweise von Menschen mit Behinderungen besser kennenzulernen. Wir haben in den vergangenen Monaten viele Gespräche mit dem NE.W geführt und sehen bei diesen Menschen ein großes Potential für den ersten Arbeitsmarkt.“

NE.W-Geschäftsführer Christoph Werner: „Obwohl wir seit fast 50 Jahren im Kreis tätig sind – mittelweile mit etwa 1100 Beschäftigten mit Handicap und über 350 hauptamtlichen Mitarbeitenden – wissen nur recht wenige Menschen von den vielfältigen und hochwertigen Dienstleistungen, die bei den NE.W erbracht werden. Der Schichtwechsel kann auch ein »Sichtwechsel« sein und den Arbeitgebern im Kreis Euskirchen verdeutlichen, dass Menschen mit Behinderung sehr wertvolle Arbeitskräfte sein können.“ Denn gerade diese Menschen identifizierten sich oft stark mit ihrer Arbeitsstelle, hätten dadurch eine hohe Bindung und zeigten häufig eine sehr hohe Motivation. Michael Schaafstall: „Oft können unsere Beschäftigten tatkräftig Fachkräfte in Unternehmen entlasten und so dem Fachkräftemangel entgegenwirken. Zudem sind Außenarbeitsplätze staatlich gefördert – es kann also sehr wirtschaftlich sein, Menschen mit Handicap zu beschäftigen, von den menschlichen Aspekten mal ganz abgesehen.“

Neben der Möglichkeit, einen ganzen Arbeitstag bei den NE.W zu verbringen, bieten die Nordeifel.Werkstätten an ihren im Kreisgebiet verteilten Standorten auch Betriebsführungen an. Christoph Werner: „Das eignet sich besonders für die Leitungsebene, wenn ein erster Eindruck über unsere Leistungen gewonnen werden soll.“ Ob „Outsourcing“ von kompletten Online-Shops in die Hände der NE.W, Betriebsintegrierte Praktika von Einzelpersonen bis hin zu betreuten Außenarbeitsgruppen in den Unternehmen böten die NE.W arbeitgeberfreundliche Möglichkeiten, die Belegschaft in Unternehmen zu entlasten. Weitere Informationen im Internet: ne-w.eu

Eifeler Presse Agentur/epa

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