„Oft schwebt die Nachfolge jahrelang im Raum“

Das Unternehmerfrühstück „viertelvoracht“ besuchte „Kloska Autoteile“ in Gemünd – Geschäftsführerin Julia Kloska-Knapp hielt einen offenen Vortrag über die emotionalen Probleme, die eine Übergabe mit sich bringen können

Freuten sich über ein gelungenes Unternehmerfrühstück: Alina Kramer (v.l.), Iris Poth und Landrat Markus Ramers vom Kreis Euskirchen sowie Alexandra Bennau (v.r.) und Rainer Santema von der KSK Euskirchen. In der Mitte: Gastgeberin Julia Kloska-Knapp. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa
Freuten sich über ein gelungenes Unternehmerfrühstück: Alina Kramer (v.l.), Iris Poth und Landrat Markus Ramers vom Kreis Euskirchen sowie Alexandra Bennau (v.r.) und Rainer Santema von der KSK Euskirchen. In der Mitte: Gastgeberin Julia Kloska-Knapp. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa

Schleiden-Gemünd – Kaum war Markus Ramers für seine Wiederwahl zum Landrat von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Unternehmerfrühstücks „viertelvoracht“ mit großem Applaus beglückwünscht worden, da ging der normale Arbeitsalltag für ihn auch schon wieder weiter. Und der sah am frühen Mittwochmorgen eine Begrüßungsansprache bei „Kloska Autoteile“ in Gemünd vor. „Der Familienbetrieb Kloska ist in der Eifel seit 1979 ein Begriff, wenn es um Autos und Ersatzteile geht“, stellte der Landrat den Gastgeber vor und ließ durchblicken, dass die Teilnehmenden diesmal nicht nur eine Betriebsbesichtigung, sondern auch ein spannender und emotionaler Vortrag zum Thema Nachfolge von Julia Kloska-Knapp, der heutigen Geschäftsführerin, erwarte. „Nachfolge ist ein zentraler Baustein im Bereich der Nachhaltigkeit. Aus diesem Grund wollen wir auch am 3. Dezember das Bündnis für nachhaltige Unternehmen im Kreis Euskirchen gründen“, so Ramers. Denn Nachhaltigkeit bedeute auch, ein Unternehmen an die nächste Generation weiterzugeben, um Arbeitsplätze in der Region zu erhalten und damit Wertschöpfung zu betreiben.

„Was Autoteile Kloska besonders macht, ist nicht nur die große Fachkompetenz, sondern vor allem die familiäre Prägung“, begrüßte Rainer Santema, Leiter S-FirmenCenter, die Anwesenden. Der Betrieb sei über 45 Jahre lang gewachsen, und in den vergangenen Jahren habe sich dort eine spannende Entwicklung vollzogen. So habe Tochter Julia gemeinsam mit ihrem Ehemann Waldemar Knapp die Verantwortung über den Betrieb übernommen. „Das war weder für die Eltern, noch für die Nachfolger ein leichter Schritt“, so Santema. Es sei aber beeindruckend zu sehen, wie dieser Übergang gelungen sei, und es zeige, dass Tradition und Innovation kein Widerspruch sein müssten.

Julia Kloska-Knapp berichtete in einem freimütigen Vortrag sehr offen über die emotionalen Probleme, die eine Unternehmensnachfolge nach sich ziehen kann. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa
Julia Kloska-Knapp berichtete in einem freimütigen Vortrag sehr offen über die emotionalen Probleme, die eine Unternehmensnachfolge nach sich ziehen kann. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa

Anschließend hatte Julia Kloska-Knapp das Wort. Die junge Geschäftsführerin übernahm 2021 den Betrieb, der sich durch Transparenz, Verlässlichkeit und Kompetenz auszeichne, wie sie betonte. „Mein Vater Karl-Heinz Kloska hat das Unternehmen 1979 gegründet, doch in den vergangenen 45 Jahren hat sich nicht nur das Auto verändert, sondern auch unser Familienunternehmen“, berichtete sie. Zeitweise habe man 30 Mitarbeitende an sechs Standorten beschäftigt. Doch ein Netzwerk aus sechs Standorten in der Region sei zwar in den 1980er Jahren optimal gewesen, heute jedoch nicht mehr rentabel. Daher habe man erfolgreich auf drei Standorte mit 15 engagierten Experten reduziert. Und auch der Schwerpunkt des Unternehmens habe sich vom reinen Autoteilehandel hin zur modernen Kfz-Werkstatt entwickelt. Doch sei diese Entwicklung mit vielen Widerständen verbunden gewesen. „Aber das macht eine Nachfolge letztlich aus, man muss Entscheidungen treffen, die auf Widerstand stoßen, und trotzdem voller Überzeugung weiter vorangehen“, so Kloska-Knapp.

Julia Kloska-Knapp sprach sehr offen von den Schwierigkeiten, denen sie in ihrer potenziellen Betriebsnachfolge schon sehr früh ausgesetzt gewesen war. Allein die Anschaffung eines Testers, also eines modernen Diagnosegeräts, habe ihr Vater lange Zeit abgelehnt, weil er es für zu teuer und überflüssig hielt. Schließlich aber lenkte er ein. „Damals war ich noch nicht Geschäftsführerin, habe aber bereits begriffen, dass jeder Nachfolger lernen muss, sich durchzusetzen“, sagte die Referentin. Klare Fakten, gute Argumente und offene Diskussionen könnten hilfreich sein. Und auch der Spaß sollte nicht zu kurz kommen.

Verbindlicher Übergabetermin

Nachfolge bedeute nicht, Bestehendes einfach nur zu übernehmen, sondern es weiter zu entwickeln. Dabei gehe es nicht nur um die Weitergabe von Daten und Fakten, sondern es gehe in erster Linie um neuauszurichtende zwischenmenschliche Strukturen. So habe man beispielsweise bei Kloska den Vorabcheck eingeführt. Der Kunde werde mit in die Werkstatt genommen, um selbst einen Blick auf die Defekte an seinem Auto zu werfen. Dann werde ein Kostenplan erstellt, so dass der Kunde wisse, was in den nächsten ein bis zwei Jahren an Ausgaben auf ihn zukomme. So würden teure Überraschungen vermieden.

Für den Vortrag von Geschäftsführerin Julia Kloska-Knapp gab es viel Beifall. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa
Für den Vortrag von Geschäftsführerin Julia Kloska-Knapp gab es viel Beifall. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa

Dann berichtete die Geschäftsführerin sehr offenherzig über ein zentrales Problem, das sich in vielen Betrieben stellt, die an die nächste Generation übergeben werden sollen, nämlich darüber, wie schwer es ihren Eltern gefallen sei, den Betrieb loszulassen. „Oft schwebt die Nachfolge jahrelang im Raum, weil es keinen klaren Fahrplan gibt und vor allem kein festes Datum für die Übergabe“, berichtete Kloska-Knapp. Dies führe zu Unsicherheit nicht nur in der Familie, sondern auch im Team. Erst ein Schlaganfall ihres Vaters habe in ihrem Fall die Weichen gestellt. „Ich wollte nicht, dass mein Vater in diesem Betrieb stirbt“, sagte sie. Daher habe sie auf einen Übergabetermin bestanden.

Die Nachfolge als schwebendes Thema sei das größte Problem für alle Beteiligten, mahnte Kloska-Knapp. Es brauche eine bewusste Entscheidung, einen verbindlich festgelegten Termin. Nur so entstehe Klarheit für denjenigen der abgibt, denjenigen, der danach komme und vor allem auch für das gesamte Team.

Angst, nicht mehr gebraucht zu werden

Warum aber ist dieser Übergabeprozess für viele Familien so verdammt schwer? Das wollte Julia Kloska-Knapp genauer wissen und begann tiefer in die Materie einzutauchen. Sie interviewte über 100 Menschen zu ihren Nachfolgerfahrungen und machte eine Fortbildung zur Mentorin, um anderen die Unterstützung geben zu können, die ihr selber gefehlt hatte. Dabei habe sie gelernt, wie wichtig es sei, gerade den emotionalen Aspekt der Nachfolge im Auge zu behalten. Da sei die Angst der Vorgängergeneration, nicht mehr gebraucht zu werden, alt zu sein oder einfach nur die Sorge vor der Zukunft. „Ich kann nur jeden Betroffenen mahnen: Setzt euch zusammen, sprecht nicht nur über Zahlen und Verträge, sondern auch über eure Gefühle und Erwartungen. Das gilt für beide Seiten.“

In vielen Betrieben stünde die nächste Generation längst mit viel Energie, tollen Ideen und Lust auf die Zukunft in den Startlöchern. Doch die abgebende Generation halte fest, weil sie einfach nicht wisse, was danach auf sie zukomme. „Doch eine Nachfolge, die sich zieht wie ein Kaugummi, kostet alle Beteiligten Kraft, Verständnis, gegenseitige Wertschätzung und ganz oft kostet sie auch den Familienfrieden“, resümierte Julia Kloska-Knapp und erntete für ihren offenen Vortrag über die emotionalen Probleme der Nachfolge großen Beifall.

Geplant und organisiert worden war das Unternehmerfrühstück erneut vom bewährten viertelvoracht-Team: der Leiterin der Stabsstelle Struktur- und Wirtschaftsförderung, Iris Poth, ihrer Kollegin Alina Kramer sowie Alexandra Bennau vom S-Gewerbekundencenter und Rainer Santema, Leiter S-Firmenkundencenter.

Eifeler Presse Agentur/epa

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