„Wir wollen die Eifel nicht verdunkeln“

Nationalpark Eifel wurde als erster „International Dark Sky Park“ in Deutschland ausgezeichnet – In zwei Jahren möchte man „Sternenreservat“ sein

Der Nationalpark Eifel wurde am Montag als erster "International Dark Sky Park" in Deutschland ausgezeichnet. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
Der Nationalpark Eifel wurde am Montag bei entsprechenden Lichtverhältnissen als erster „International Dark Sky Park“ in Deutschland ausgezeichnet. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

Schleiden-Vogelsang – Jahrtausendelang war der bestirnte Nachthimmel für den Menschen ein natürliches Schauspiel. In allen Epochen suchte man aus der Betrachtung der Sterne Erkenntnisse über die eigene Welt zu erhalten. Die altägyptische Astronomie reicht bis ins dritte Jahrtausend vor Christus zurück. Seefahrer richteten sich später nach den Sternen, um vermittels der astronomischen Navigation neue Länder zu entdecken und zu verorten. Erst mit Beginn der Industrialisierung verlor der Blick zum Nachthimmel mehr und mehr seine Bedeutung. Und heute – im Zeitalter der Lichtverschmutzung – gibt es zumindest in Mitteleuropa für große Teile der Menschheit am Himmel so gut wie nichts mehr zu sehen. Denn wir werden „durch Licht ertränkt“, sagt Harald Bardenhagen von der Astronomie-Werkstatt „Sterne ohne Grenzen“.

Harald Bardenhagen (Mitte) von der Astronomie-Werkstatt "Sterne ohne Grenzen" hatte einige Besonderheiten aus seinem Astrolabor im Kulturkino aufgebaut. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
Harald Bardenhagen (Mitte) von der Astronomie-Werkstatt „Sterne ohne Grenzen“ hatte einige Besonderheiten aus seinem Astrolabor im Kulturkino aufgebaut. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

Sein Appell ist daher klar: Europa benötigt wieder Regionen, in denen die Lichtemission deutlich zurückgefahren wird. Einer dieser Orte ist schon heute der Nationalpark Eifel. Zehn Jahre nach seiner Gründung hat der Nationalpark jetzt die Anerkennung als Sternenpark erhalten. Dr. Andreas Hänel von der International Dark-Sky Association (IDA) überreichte am Montag in Vogelsang während einer Pressekonferenz Michael Lammertz von der Nationalparkverwaltung Eifel die Urkunde. Damit ist der Weg frei, in den nächsten Jahren auch die Auszeichnung als Sternenreservat zu bekommen.

Der SEV-Aufsichtsratsvorsitzende Manfred Poth betonte, dass man auf Freiwilligkeit und Aufklärung setze. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
Der SEV-Aufsichtsratsvorsitzende Manfred Poth betonte, dass man auf Freiwilligkeit und Aufklärung setze. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

Um dieses Ziel zu erreichen, setzen sich für den Schutz des Nachthimmels im Nationalpark und seiner Region derzeit vor allem vogelsang ip, der Kreis Euskirchen, die Städte Heimbach und Schleiden, der Deutsch-Belgische Naturpark Hohes Venn-Eifel, die Leader Region Eifel sowie das Nationalparkforstamt Eifel ein.

Harald Bardenhagen betonte, dass der Schutz des Nachthimmels nicht nur für Astronomen wichtig sei, sondern auch für die menschliche Gesundheit, die die Licht-Dunkelheit-Zyklen dringend benötige sowie für die Biodiversität. Denn viele Tierarten wie beispielsweise Insekten würden durch Licht in der Nacht irritiert und in ihrem Bestand gefährdet. „In Köln können Sie schon heute bei Nacht keinen einzigen Stern mehr sehen“, so Bardenhagen.

Michael Lammertz vom Nationalparkforstamt berichtete, dass man  bereits Nägel mit Köpfen gemacht habe. So sei die Beleuchtung an den Forsthäusern des Nationalparks optimiert worden, indem man auf das blaue Lichtspektrum verzichtet habe. „Mit dieser Maßnahme liegen wir voll im Trend, denn wir schützen nicht nur den Lebensraum Nacht, sondern sparen auch noch Energie und tun etwas gegen den Klimawandel“, sagte er.

Neue Sternwarte

Thomas Fischer-Rheinbach, Harald Bardenhagen und Michael Lammertz (v.l.) freuten sich über die Auszeichnung. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
Thomas Fischer-Rheinbach, Harald Bardenhagen und Michael Lammertz (v.l.) freuten sich über die Auszeichnung „International Dark Sky Park“ . Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

Manfred Poth, Aufsichtsrats-vorsitzender der Standort-entwicklungsgesellschaft Vogelsang (SEV), betonte: „Wir wollen die Eifel nicht verdunkeln, sondern sie vielmehr richtig und vernünftig beleuchten.“ Nach der Einrichtung des Nationalparks sowie der Standortentwicklung sei dies ein drittes zentrales Thema für die touristische Entwicklung des Standorts. Von dem Alleinstellungsmerkmal „Sternenpark“ werde die gesamte Region profitieren. „Jetzt gilt es, die entsprechenden touristischen Angebote zu schaffen“, so Poth. Besonders freute er sich über die neue Sternwarte, die bereits im April in Betrieb gehen soll und die rein privat finanziert wird. „Das Angebot der Astronomiewerkstatt passt wie kein anderes in den Nationalpark Eifel. Es ist geeignet, vor allem junge Menschen anzuziehen“, so Poth. Jetzt sei es wichtig, dass auch die Jugendherberge so schnell wie möglich realisiert werde.

Poth betonte weiterhin, dass man bei allen Projekten, den Nachthimmel zu retten, auf Freiwilligkeit und Aufklärung setze. Er wies aber auch darauf hin, dass bislang alle Beschlüsse einstimmig gefasst worden seien, und auch in den politischen Kreisen werde das Thema wohlwollend aufgenommen.

Auf Vogelsang, so fügte SEV-Geschäftsführer Thomas Fischer-Rheinbach hinzu, werde ein Musterbeispiel angestrebt für eine belastungsarme Beleuchtung in der Nacht. „Erreicht wird dies durch bedarfsgerechte Lichtsteuerung, voll abgeschirmte Lampen ohne Streulicht und ein Lichtspektrum ohne die problematischen Blaulichtanteile.“

Jan Lembach. Geschäftsführer des Naturparks Nordeifel, untersützt die Weiterentwicklung des Sternenparks zu einem Sternenreservat. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
Jan Lembach. Geschäftsführer des Naturparks Nordeifel, untersützt die Weiterentwicklung des Sternenparks zu einem Sternenreservat. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

Die beiden Nationalparkstädte Schleiden und Heimbach gehen ebenfalls mit gutem Beispiel voran. Andreas Glodowski (Schleiden) berichtete, dass man bei der Straßenbeleuchtung auf LED setze und das Blaulicht aus den Lampen filtere. Sein Kollege Peter Cremer aus Heimbach teilte mit, dass man neben einer Umstellung auf LED-Straßenlampen die Burg Hengebach nur noch bis 23 Uhr anstrahle.

Jan Lembach, Geschäftsführer des Naturparks Nordeifel, nannte es geradezu ein „Muss“, sich an der Aktion zu beteiligen. „Wir unterstützen die Weiterentwicklung des Sternenparks zu einem regionsweiten, bi-nationalen Sternenreservat“, so Lembach. Das Sternenreservart solle neben der vor Lichtverschmutzung strikt geschützten Kernzone, also dem Nationalpark, in den nächsten zwei Jahren ein etwa 15 Kilometer breites Band um die Nationalparkgrenzen herum beinhalten, so Lembach weiter.

In der von Harald Bardenhagen errichteten Sternenwarte auf Vogelsang soll es möglich sein, den Nachthimmel unter Anleitung kennen zu lernen. So könne man von dort auch einen Blick in die Milchstraße werfen. Und das scheint dringend nötig, denn, so Bardenhagen: „Ein Drittel der deutschen Bevölkerung hat die Milchstraße noch nie gesehen.“

Eifeler Presse Agentur/epa

Ein Gedanke zu „„Wir wollen die Eifel nicht verdunkeln““

  1. Dass der Nationalpark Eifel vor Lichtemissionen geschützt werden muss, ist nur konsequent. Man wünschte sich allerdings, dass der Lichtverschmutzung auch außerhalb des Nationalparks endlich mal ein Riegel vorgeschoben wird. Warum muss man die McDonald’s-Pylone in Kall beispielsweise die ganze Nacht beleuchten? Über die leeren Hamburgerverpackungen am Straßenrand regen wir uns auf, aber an die Lichtverschmutzung um uns herum haben wir uns längst gewöhnt….

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