Der Fahrverein St. Medardus hat auf dem Vereinsgelände am Zülpicher Wassersportsee ein WBO-Fahrturnier ausgerichtet – Parade von Kutschen und Pferden von Kaltblüter bis Shetlandpony – Mit großer Bildergalerie
Zülpich – Ob Ein- oder Zweispänner, Nachwuchsfahrerin oder Fahrveteran auf dem Kutschbock, Kaltblüter oder Mini-Shetty im Geschirr – am vergangenen Sonntag begeisterte das vom Fahrverein St. Medardus ausgerichtete WBO-Fahrturnier Pferdefreunde wie Kutschenfans gleichermaßen. Das bestens präparierte Gelände in Sichtweite des Zülpicher Wassersportsees war dabei Austragungsort von Einspänner- und Zweispännerwettbewerben in Dressur-, Hindernis- und Kegel-Fahr-WB, kombinierter Wertung sowie Vereins- und Kreismeisterschaften. Aus Sicherheitsgründen waren nur zweiachsige Wagen mit Fuß- und Feststellbremse zugelassen, zu sehen gab es dabei prachtvolle Kutschen nach historischem Vorbild wie moderne Leichtgewichte, an denen sich Shettys mit sichtlichem Spaß ins Geschirr warfen.
Dazu hatte Petrus ein Einsehen mit den Fahrfreunden. Auch wenn hier und da eine kalte Bö für Frösteln sorgte, ließ sich doch immer wieder die Sonne blicken, der befürchtete Regen blieb aus. Auffällig waren auf den Fahrersitzen die vielen Jugendlichen unter 14 Jahren, die allerdings von einer erwachsenen Person mit gültiger Fahrerlaubnis begleitet werden mussten. Doch gerade die Jugendlichen, oft mit Welsh-, Island- oder Shetlandponys als Pferdestärken, legten gute Zeiten bei wenig oder keinen Strafpunkten hin.
„Der Teamgedanke im Fahrsport ist den Jugendlichen sehr wichtig“, berichtete Astrid Sonntag, die viele Jahre als Vorsitzende den Fahrverein St. Medardus geleitet hatte. Dem entsprechend stark sei die Jugend vertreten, teilweise seien gesamte Familien vom „Fahrvirus“ befallen. Eigentlich wollte der Verein sogar in diesem Jahr Jugendmeisterschaften ausrichten, die neben den pferdesportlichen Aspekten auch ein großes gesellschaftlichen Event mit „Spielen ohne Grenzen“ werden sollte, umfangreich gesponsert von der Kreissparkasse Euskirchen (KSK).
„Doch durch Corona musste das ausfallen. Wir sind froh, dass wir jetzt wenigstens dieses Turnier ausrichten konnten, alle freuen sich, dass wenigstens das möglich ist. Und auch hier wurden wir von der Kreissparkasse unterstützt“, so Sonntag, die sich sogleich persönlich bedanken konnte. Denn Martin Baranzke, Verhinderungsvertreter des KSK-Vorstands und als Leichtathlet etwa beim Dreisprung sogar schon bei der Weltmeisterschaft gestartet, machte sich persönlich ein Bild von dem Turnier. „Das ist ein sehr schönes Gelände hier. Ich finde es sehr wichtig, gerade den Nachwuchs im Sport zu unterstützen. Und auch die umfangreiche ehrenamtliche Hilfe, die wir hier von vielen sehen, unterstützen wir gern“, so Baranzke.
Auf dem Platz mussten derweil die Gespanne beim Kegelfahren einen jeweils speziell auf die einzelnen Klassen angepassten Parcours mit Hütchentoren absolvieren. Auf den Pylonen lag jeweils ein Ball, der, wenn heruntergestoßen, sofort für Strafpunkte sorgte. Auch ein ambitioniertes Zeitlimit gab es, so dass durchaus Trab oder auch der ein oder andere Galoppsprung notwendig war, ohne jedoch Gefahr zu laufen, dabei die Kontrolle über Kutsche und Vierbeiner zu verlieren oder wegen Ungehorsam, also etwaiger „Meinungsverschiedenheiten“ zwischen Pferd und Fahrer, abgestraft zu werden.
Auffällig war aber die insgesamt kollegiale und freundliche Atmosphäre auf und neben dem Turniergelände. Juliane Vetter, Vorsitzende des Kreisverbands für Pferdesport Euskirchen: „Der Fahrsport ist einfach toll, hier steht das Team im Vordergrund.“ Die langjährige Turnierreiterin, deren Tochter und Sohn ebenfalls im Spring- und Dressurreiten aktiv sind, sieht den Fahrsport auf Wettkampfebene als den mit einem besonders freundschaftlichen Umgang untereinander.
Der Dank von Juliane Vetter ging auch an den Verein St. Medardus für die Organisation. Deren Sportwartin Dorit Santema hatte die Leitung übernommen, neben vielen weiteren fleißigen Händen waren dazu Markus Metz und Michael Weiler als Richter im Einsatz, während mit Rebekka Klook ein Talent aus der Jugend das Ereignis professionell moderierte.
Bei der Kreismeisterschaft der Pferde bekam Sabrina Schichler mit Tamara die Siegerschärpe von Martin Baranzke verliehen, gefolgt von Sara Goth mit Winsor und Hans-Peter Hoppstein mit Amicelli. Bei den Ponys darf sich Franz-Josef Coenen mit Lordy über den Kreismeistertitel freuen, Daniela Grundwald mit N‘Vanity Fair erfuhr sich den zweiten Platz, während sich Johanna Bierth mit dem energiegeladenen Duo Don Camillo & Pepone über den dritten Platz freuen kann. Die Erstplatzierten der Kreismeisterschaft sahnten auch gleich die Vereinsmeisterschaft ab.
Bei den Kombinierten Prüfungen als Einspänner Pony ging Franz-Josef Coenen mit Lordy als Sieger hervor, bei den Zweispänner Pony Johanna Bierth mit Don Camillo & Pepone, als Einspänner Pferd Sabrina Schichler und als Zweispänner Pferd Thorsten Mahlberg mit Amadeus & Amigo.
Bei der Ehrenrunde durften alle Gespanne noch einmal ihr Können und ihre Fahrfreude zeigen. Dabei wurden Juliane Vetter und Martin Baranzke besondere Ehren zuteil: Sie konnten mit sichtlicher Begeisterung auf den Gespannen der Kreismeister mitfahren.
Gegründet wurde der Fahrverein St. Medardus ursprünglich in Wisskirchen, auch wenn das Vereinsgelände mittlerweile am Zülpicher See betrieben wird. Die elf Gründungsmitglieder wollten 1985 die „im Kreis Euskirchen weitgehend in Vergessenheit geratene Kunst des Anspannens und Fahrens zu neuem Leben“ erwecken. Mit Erfolg: Mittlerweile ist der Verein auf über 100 Mitglieder angewachsen.