Inklusive Kunstprojektgruppe fiebert der Ausstellung entgegen

Menschen mit und ohne Behinderung haben bei den Nordeifel.Werkstätten unter der Leitung von Kunstpädagogin Anisa Sofie Rahmouni-Büker Werke von klassisch bis modern geschaffen, die ab dem 11. August im Rathaus Euskirchen ausgestellt werden

Stellen gerade eine Fotodokumentation des NE.W-Kunstprojektes zusammen: Chris (v.l.), Angelika, Lars, Marcia, Kunstpädagogin Anisa und Michael. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
Stellen gerade eine Fotodokumentation des NE.W-Kunstprojektes zusammen: Chris (v.l.), Angelika, Lars, Marcia, Kunstpädagogin Anisa und Michael. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

Zülpich-Ülpenich – Wenn Anisa Sofie Rahmouni-Büker von ihrem Kunstprojekt spricht, scheint der Raum um sie heller zu werden, so sehr strahlt sie. Seit sechs Jahren arbeitet die Heilerziehungspflegerin und Kunstpädagogin bei den Nordeifel.Werkstätten (NE.W), dem Dienstleister für Menschen mit Behinderung und einer der größten Arbeitgeber im Kreis Euskirchen. Zusammen mit Menschen mit und ohne Behinderung hat sie am NE.W-Standort Ülpenich Kunstwerke verschiedenster Stilrichtungen geschaffen. Wenn sie von der seit Januar 2022 laufenden Aktion spricht, spürt man ihre Begeisterung – für Kunst, die Künstlerinnen und Künstler, deren Stile sie in ihrem Projekt untersucht hat, vor allem aber für die Beschäftigten mit Beeinträchtigungen: „Es ist einfach toll zu sehen, wie die sich entwickelt haben. Menschen, die im Alltag sehr wenig kommunizieren, haben plötzlich Kontakt mit anderen aufgenommen.“

Beim Besuch einer Ausstellung in Meckenheim habe eine Teilnehmerin einen völlig Fremden zahlreiche Fragen zu den Kunstwerken gestellt – etwas, was für sie eine sonst oft unüberwindliche Herausforderung gewesen wäre. Michael, einer der insgesamt zehn Teilnehmenden sagte: „Am meisten Spaß hat mir das mit den Seifenblasen gemacht!“ Seifenblasenflüssigkeit wurde dazu mit Lebensmittelfarben vermengt, durch „Aufpusten“ entstanden Gebilde, die nach dem Platzen sich überlappende, bunte Formen bildeten. Den passenden „Rahmen“ für die entstandenen Werke bilden 110 Käseschachteln aus Holz.

Anisa Büker: „Bei jedem Treffen habe ich etwas zu einem Künstler oder einer Künstlerin zu einer bedeutenden Stilrichtung zusammengetragen. Dann haben unsere Beschäftigten sowie zwei Hauptamtliche gemeinsam in dieser Stilrichtung gearbeitet.“ In der Nachbereitung wurden die Werke dann fit für den 11. August gemacht: Denn an diesem Freitag steigt um 19 Uhr die Vernissage im Rathaus Euskirchen. „Ich freue mich sehr darauf, mein Freund kommt zur Eröffnung“, sagt etwa Marcia, der besonders die Vielfalt der Stilrichtungen Spaß gemacht hat. Ob textile Materialien, Action Painting oder Graffiti, Mosaik oder Fotografie: In vielfältiger Weise sind Kunstwerke vom Kleinformat bis Großbild entstanden. Auch Chris ist freudig aufgeregt, wenn er an die Ausstellungseröffnung denkt.

Für die Ausstellung im Euskirchener Rathaus verpackt Kunstpädagogin Anisa Sofie Rahmouni-Büker die zahlreichen Werke in verschiedenen Größen, Formen, Stilrichtungen und Materialien. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
Für die Ausstellung im Euskirchener Rathaus verpackt Kunstpädagogin Anisa Sofie Rahmouni-Büker die zahlreichen Werke in verschiedenen Größen, Formen, Stilrichtungen und Materialien. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

Angelika hat es neben der künstlerischen Betätigung auch viel Freude bereitet, die verschiedenen Künstler kennenzulernen. Anisa Büker: „In unserer Schreinerei haben die Beschäftigten dann auch die Rahmen für die Werke selbst gebaut.“ Lars ist einer der hauptamtlichen Gruppenleiter, der aber während der dreistündigen Treffen „nur“ Teilnehmer war: „Ich habe mich als gelernter Maurer vorher nur in der Handwerkskunst geübt, aber nie gemalt. Es war sehr interessant zu sehen, wie wir uns alle entwickelt haben.“ Besonders gereizt haben ihn die vielen Möglichkeiten, sich künstlerisch zu betätigen.

Was die Kunsttherapeutin besonders freute, ist die Möglichkeit, über die Kunstwerke miteinander zu kommunizieren. Um das auf möglichst breiter Basis zu tun, werden die Erklärungen zu den Werken auch in Blindenschrift veröffentlicht: „Wir haben dazu die älteste Blindendruckerei Deutschlands besucht:“ Um auch ökologisch möglichst korrekt zu sein, wurden für die Werke, wann immer möglich, vorhandene oder Recycling-Materialien genutzt.

„Ich liebe es, hier zu arbeiten und hoffe, das bis zu meiner Rente zu tun!“, schwärmt die junge Frau von ihrem Berufsleben mit Menschen mit Behinderung: „Schon als Kind habe ich gerne gewerkelt und gemalt. Die NE.W haben mir dann die Ausbildung zur Kunstpädagogin ermöglicht.“ Die Früchte dieser Ausbildung passen genau ins Leitbild der NE.W, das den Menschen in seiner Vielfältigkeit und seinen individuellen Bedürfnissen in den Mittelpunkt stellt. Der Titel der Ausstellung „Zusammen Mensch sein – Wir alle können bunt“ sei durch die inklusive Gruppe entstanden, die unabhängig von Beeinträchtigung, Herkunft, Hautfarbe oder Religionszugehörigkeit gezeigt habe: „Kunst kann jeder – denn sie kennt keine Behinderung!“

 

Eifeler Presse Agentur/epa

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