Beim gemeinsamen „Tag der Landwirtschaft“ von Kreisbauernschaft und Kreissparkasse Euskirchen im Mechernicher Rathaus gab es viel Verständnis für die Bauernproteste, Informationen zu Vorsorgevollmachten und Finanzierungsmöglichkeiten landwirtschaftlicher Investitionsvorhaben
Mechernich – Mehr als 40 Landwirtinnen und Landwirte kamen jetzt auf Einladung von Kreisbauernschaft und Kreissparkasse Euskirchen (KSK) ins Mechernicher Rathaus, um gemeinsam den „Tag der Landwirtschaft“ zu begehen. Nur durch die Corona-Einschränkungen unterbrochen, wird mit dieser alle zwei Jahre stattfindenden Veranstaltung eine Mischung aus Netzwerktreffen, Informationen zu aktuellen Themen rund um die Landwirtschaft und wertschätzende Aufmerksamkeit geboten. Und die, so Holger Glück, KSK-Vorstand, sei wichtig und angebracht: „Denn Sie bewegen aktuell wichtige Themen, dazu gehören nicht nur die Agrardiesel-Diskussion und die Streichung der KFZ-Steuer-Befreiung, wegen der Sie zu Recht protestiert haben. Sie brauchen eine verlässliche und planvolle Politik.“ Denn ohne Planbarkeit könne es keine zukunftsgerichteten und ressourcenschonenden Investitionen geben – und damit keine auch wirtschaftlich nachhaltig aufgestellten Betriebe.
Vielfalt der Landwirtschaft
Die Sorgen und Nöte der Landwirte kennt auch Dr. Hans-Peter Schick, Bürgermeister der Stadt Mechernich, sehr gut. Der studierte Agrarwissenschaftler erinnerte an die ländliche Struktur Mechernichs, die von der Zülpicher Börde im Norden der Stadt bis zu den hügeligen Gebieten im Süden mit den unterschiedlichen Landschaftsformen auch die Vielfalt der Landwirtschaft von Feld- bis Milchwirtschaft abbilde.
Helmut Dahmen, Vorsitzender Kreisbauernschaft Euskirchen, betonte die vielfältige Bedeutung der Landwirtschaft allgemein und besonders für den Kreis Euskirchen: „Die Landwirtschaft kümmert sich nicht nur um die Versorgung der Bevölkerung mit hochwertigen Lebensmitteln in großer Bandbreite, stellt Arbeitsplätze bereit und betreibt Wertschöpfung, etwa durch Maschinen und Fahrzeuge, sondern sie prägt auch das Landschaftsbild – unter anderem durch historische Gebäude.“ Auch im sozialen Miteinander spiele die Landwirtschaft eine wichtige Rolle, etwa bei Dorf- oder Hoffesten. Immer mehr Ökologie und Nachhaltigkeit in Betrieben sorge für Artenvielfalt, Klima- und Umweltschutz. „Die Kreissparkasse hat das schon lange erkannt, sie sucht unter anderem durch den eigenen Agrarberater Marco Knips immer den Kontakt zu uns und drückt damit auch eine besondere Wertschätzung aus.“
Zusammenarbeit mit Kreditinstituten wichtig
Dass die Zusammenarbeit mit Kreditinstituten wichtig ist, unterstrich Dr. Bernd Lüttgens, Hauptgeschäftsführer des Rheinischen Landwirtschafts- Verbandes: „Ja, es hat ein gutes Jahr gegeben, aber es kommen wieder andere Zeiten. Und durch die Unverlässlichkeit der Politik fehlt der Mut zu Investitionen – wer soll in einen neuen Schweinestall investieren, wenn er nicht weiß, wie lange er den nutzen kann?“ Förderprogramme seien mittendrin einfach gestrichen worden, die politische Landschaft habe sich deutlich zu Ungunsten der Landwirtschaft gewandelt: „Unter 735 Abgeordneten im Bundestag sind gerade mal neun Landwirte!“
Über Finanzierungsmöglichkeiten rund um die Landwirtschaft, von Zukunftsfeldern wie erneuerbarer Energie bis hin zur Umwidmung nicht genutzter Bausubstanz, referierte Simon Havixbeck von der NRW.BANK. Und zum Thema des in der Landwirtschaft oft komplizierten Generationswechsels gab Martin Spiegelhalter, Geschäftsführer der Kreisbauernschaft Euskirchen, ebenso wichtige Informationen wie zum neuen Betreuungsrecht mit Fokus auf Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung, damit auch in gesundheitlichen Notfällen der Betrieb ungefährdet weitergeführt werden kann.