Doppelleben als Schriftsteller und Müllsammler

Wiener Erfolgs-Autor Arno Geiger begeisterte beim Eifel-Literatur-Festival in Prüm – Zuvor wanderte er mit seiner Frau auf dem Eifelsteig

Arno Geiger zeigte sich als bodenständiger, geerdeter Schriftsteller, der selbstkritische Offenheit und Ehrlichkeit zu seinem literarischen Programm gemacht hat. Bild: Eifel-Literatur-Festival
Arno Geiger zeigte sich als bodenständiger, geerdeter Schriftsteller, der selbstkritische Offenheit und Ehrlichkeit zu seinem literarischen Programm gemacht hat. Bild: Eifel-Literatur-Festival

Prüm – Der Wiener Schriftsteller Arno Geiger war jetzt Gast des Eifel-Literatur-Festivals in Prüm vor 420 Besuchern. Geiger zählt zu den wichtigsten und populärsten Schriftstellern der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Längst verkaufen sich seine Bücher hunderttausendfach und literarische Auszeichnungen regnen nur so auf ihn herab. Dabei zeigte er sich als bodenständiger, geerdeter Schriftsteller, der selbstkritische Offenheit und Ehrlichkeit zu seinem literarischen Programm gemacht hat.

Im Wechselgespräch mit Festivalleiter Dr. Johannes Zierden las Geiger ausgewählte Textstellen aus seinem jüngsten Buch „Das glückliche Geheimnis“. Darin outete Geiger sein Doppelleben als Schriftsteller und als Müllsammler, den das Wühlen in den Altpapiercontainern von Wien menschlich wie schriftstellerisch geprägt habe, mehr noch als die hohe Literatur. Mit vier Lesestellen und Fragen dazu erschloss sich der jüngste Erfolgsroman. Die schwierigen Anfangsjahre als denkbar erfolgloser „freier Schriftsteller“ seit Ende des Studiums 1993.

Im Wechselgespräch mit Festivalleiter Dr. Johannes Zierden las Geiger ausgewählte Textstellen aus seinem jüngsten Buch „Das glückliche Geheimnis“. Bild: Eifeler-Literatur Festival
Im Wechselgespräch mit Festivalleiter Dr. Johannes Zierden las Geiger ausgewählte Textstellen aus seinem jüngsten Buch „Das glückliche Geheimnis“. Bild: Eifeler-Literatur Festival

Doch dann der Durchbruch und triumphale Erfolg mit dem erstmals verliehenen Deutschen Buchpreis 2005 für den besten Roman des Jahres. Der Schlaganfall seiner Mutter, einer Grundschullehrerin im Vorarlbergischen. Und schließlich eine Bilanz seiner Rundfahrten zu den Papiercontainern Wiens mit dem Überwinden von Durststrecken und dem Bekenntnis zum Außenseiter, der sich gesellschaftlichem Leistungsdruck verweigert. Immer wieder mit Applaus des Publikums bedacht.

Dass er über die Sprache und ihren Formenreichtum zum Schreiben gekommen sei. Dass er erst mit der Verleihung des Deutschen Buchpreises 2005 das Gefühl gehabt habe, wirklich angekommen zu sein. Dass der Roman ein autobiographischer Text sei mit essayistischen Einsprengseln. Dass es ihm nicht schwerfalle, auch über private Lebensrealitäten wie die Erkrankungen von Vater und Mutter zu schreiben. All das und noch viel mehr erfuhren die Zuhörer im ertragreichen Gespräch. Wobei Geiger immer wieder auch auf den Eifelsteig einging, den er Tage zuvor mit seiner Ehefrau durchwandert hatte. „Es waren schöne Tage in der Eifel“, bilanzierte er in Prüm, in Anwesenheit seiner Ehefrau Katrin, einer Kinderärztin. Der ist auch sein Roman „Das glückliche Geheimnis“ gewidmet. Mit einer nicht enden wollenden Signierschlange und vielen Einzelgesprächen mit seinen Lesern schloss ein eindrucksvoller Festivalabend in Prüm. (eB)

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