Immer anschaulich und zuweilen ausschweifend erzählte Bannalec von seiner Liebe zur Bretagne und von seinen Kriminalromanen
Prüm – Mehr als 6 Millionen Exemplare sind bisher von den Bretagne-Krimis um Kommissar Dupin verkauft worden. Auch der neueste Krimi von Jean-Luc Bannalec, Band 13 der Reihe, wird sicher wieder rasch die Bestsellerlisten stürmen bei einer Startauflage von 250.000 Exemplaren. „Bretonische Sehnsucht“ heißt er. Erschienen ist er am 19. Juni – und am 21. Juni hatte er seine Deutschland-Premiere beim Eifel-Literatur-Festival in Prüm.
Im Gespräch mit dem Autor versuchte Festivalleiter Johannes Zierden, den Mega-Erfolg der Bretagne-Krimis zu ergründen und den jüngsten Band mit auszugsweisen Lesestellen und Fragen vorzustellen. Und das vor 630 Besuchern in der Aula der Realschule plus in Prüm.
Der unerwartet große Erfolg der Reihe seit 2012, in einer Zeit der brutalen Skandinavien-Krimis. Bannalecs persönliche Entdeckung der Bretagne zunächst über die Literatur etwa eines Simenon. Die Lust des unruhigen Schläfers Bannalec, die entspannende Wirkung des Krimis nicht nur beim Lesen, sondern auch beim Schreiben zu erfahren. Das Exotische der Bretagne und ihre mystische Aura. Immer anschaulich und zuweilen ausschweifend erzählte Bannalec von seiner Liebe zur Bretagne und von seinen Kriminalromanen. Dass er sich nicht als „Schriftsteller“ bezeichnen möchte aus Respekt vor virtuosen Sprachkünstlern von Rang. Dass er die Karte der Bretagne literarisch abarbeite mit besonderen Orten und Themen. Und dass die Zahl möglicher Krimi-Schauplätze begrenzt sei, etwa zwanzig Orte habe er einmal auf einer Bretagne-Karte eingekreist.
Und dann las der Prümer Vorleser Aloys Dawen drei Lesestellen aus dem jüngsten Dupin-Krimi, jeweils aus einem der drei Kapitel. Da erstand die Ile d’ Ouessant am äußersten nordwestlichen Rand der bretonischen Welt als aktueller Krimischauplatz. Eine wilde Schönheit, von Monsterwellen umtost und von starken Strömungen umspült – mit einer ersten Leiche an der Steilküste. Einmal mehr klärt Dupin den Fall an nur drei Sommertagen auf, was Bannalec als erzählerisches Prinzip verteidigte. So könne der Leser bei jedem Ermittlungsschritt des Kommissars dabei sein. Weiterhin in Lesung und Gespräch beleuchtet: Die besondere Bedeutung der Musik für den aktuellen Krimi. Die geheimnisvollen Rituale rund um Wachskreuze auf den Kopfkissen der Mordopfer. Und eine stürmische Seefahrt Dupins zur nahen Ile de Keller zur finalen Aufklärung der mysteriösen Mordfälle.
Erstaunlich war das Bekenntnis von Bannalec, dass er bis zu Zweidrittel des Romans selber noch nicht wisse, wer der Mörder sei.
Abschließend konnten die 630 Besucher Bannalec ins Kreuzverhör nehmen. Da ging es um die matriarchatähnliche Dominanz der Frauen auf der Ile d’Ouessant. Oder um die Verfilmungen der Bannalec-Krimis. Die seien, ausgestrahlt in 60 Ländern, viel erfolgreicher als die Bücher, so Bannalec. An den Drehbüchern sei er schon aus Zeitgründen nicht beteiligt.
Eine endlos scheinende Signierschlange beschloss einmal mehr auch diese letzte Lesung des Eifel-Literatur-Festivals, verbunden mit vielen Gesprächen zwischen Autor und Lesern. (jz/epa)