Seit 1855 versorgt Bünder die Region mit Baustoffen

Das Unternehmerfrühstück „viertelvoracht“, eine Partnerinitiative von Kreiswirtschaftsförderung und Kreissparkasse Euskirchen, machte Station an der Carl-Benz-Straße – Mit der VR-Brille kann der Kunde schon mal erleben, wie das ausgewählte Parkett in den eigenen vier Wänden aussieht

Sorgten für ein gelungenes Unternehmerfrühstück bei der Firma Bünder (v.l.): Alina Kramer (Kreis Euskirchen), Fritz-Bert Rosenbaum (Geschäftsführer Bünder), Landrat Markus Ramers, Lars Schönn (Bünder), Melanie Müller (Bünder) und KSK-Vorstandsmitglied Holger Glück. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa
Sorgten für ein gelungenes Unternehmerfrühstück bei der Firma Bünder (v.l.): Alina Kramer (Kreis Euskirchen), Fritz-Bert Rosenbaum (Geschäftsführer Bünder), Landrat Markus Ramers, Lars Schönn (Bünder), Melanie Müller (Bünder) und KSK-Vorstandsmitglied Holger Glück. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa

Euskirchen Landrat Markus Ramers brachte es beim jüngsten Unternehmer-Netzwerktreffen „viertelvoracht“ auf den Punkt: „Ich kenne kaum jemanden aus dem Kreis Euskirchen, der bei diversen Baumaßnahmen nicht mal gesagt hat: Da muss ich mal zu Bünder fahren.“ In der Tat ist der Fachmarkt für Baustoffe, Dach- und Holzbau, Fliesen und Holz im Kreis Euskirchen und weit darüber hinaus ein Begriff für Sanierer, Häuslebauer und vor allem für Handwerker. Bereits 1855 durch den Zimmermann Hubert Josef Bünder als moderne Baumaterialhandlung mit großem Lager in Euskirchen gegründet, hat das Unternehmen Bünder eine spannende Geschichte hinter sich. Nicht immer ging es dabei ohne private und unternehmerische Rückschläge zu. Doch auf lange Sicht ist das inhabergeführte Unternehmen immer weiter gewachsen und setzt heute für seine Kunden zunehmend auf digitale Visualisierungstechniken bis hin zu VR-Brillen, damit man schon vor dem Kauf sehen kann, wie die Fliesen oder das Holzparkett, auf das man ein Auge geworfen hat, im eigenen Wohnzimmer wirkt.

„Nur fünf Prompts“

Welche Möglichkeiten die zunehmende Digitalisierung für Unternehmen bereithält, das demonstrierte Holger Glück Vorstandsmitglied der Kreissparkasse Euskirchen (KSK): Anders als gewohnt kramte er einen Zettel hervor und las seine Begrüßungsrede vom Blatt ab, wobei er auch das Unternehmen Bünder facettenreich darstellte. Wenn man mal von einigen unglücklichen Formulierungen wie „strategische Übernahme“ oder „Ich wünsche ein gelungenes Frühstück“ absieht, klang die Ansprache durchaus stringent und überlegt, war aber, wie Glück sodann mitteilte, komplett von ChatGPT, also einer Künstlichen Intelligenz, erstellt worden.

RundgangBünder-Geschäftsführer Fritz-Bert Rosenbaum (rechts) führte die Gäste des Unternehmerfrühstücks persönlich durch den Unternehmenssitz an der Carl-Benz-Straße. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa
Rundgang
Bünder-Geschäftsführer Fritz-Bert Rosenbaum (rechts) führte die Gäste des Unternehmerfrühstücks persönlich durch den Unternehmenssitz an der Carl-Benz-Straße. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa

„Ich habe nur fünf Prompts und keine 15 Minuten gebraucht, um das, was ich Ihnen vorgelesen habe, als Ergebnis zu erhalten“, so Glück. Die Rede sei zwar „nicht ganz rund“, zeige aber, das KI viel Potenzial und Effizienz für die Zukunft und nicht zuletzt auch Arbeitserleichterung beim Redenschreiben biete.

Danach aber gab es eine persönliche Begrüßung „made by Glück“. Der KSK-Vorstand betonte, dass die KSK mit ihrem Nachbarn an der Carl-Benz-Straße schon seit vielen Jahren zusammenarbeite, ob allerdings schon seit 1855 wisse wohl nur ChatGPT, scherzte Glück. Möglich sei dies allerdings, da es ebenfalls seit 1855 die Kreiskasse Euskirchen gegeben habe, eine Vorläuferin der KSK.

Ein gut gelaunter Landrat begrüßte die Teilnehmenden des Unternehmerfrühstücks „viertelvoracht“ am frühen Morgen in Euskirchen. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa
Ein gut gelaunter Landrat begrüßte die Teilnehmenden des Unternehmerfrühstücks „viertelvoracht“ am frühen Morgen in Euskirchen. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa

Geschäftsführer Fritz-Bert Rosenbaum, der seit 1993 die Geschicke von Bünder leitet, ließ die Historie seines Unternehmens im Schnelldurchgang Revue passieren. Er erinnerte daran, dass mit dem Beginn der Industrialisierung auch in Euskirchen der Bedarf an Baumaterial rasant angestiegen sei. Mit einer eigenen Ziegelei habe Bünder wesentlich zur städtebaulichen Entwicklung der heutigen Kreisstadt beigetragen. Nach dem Ersten Weltkrieg sei das Unternehmen an Adolf Spilles verkauft worden, der es erweiterte und 1928 die Filiale in Erftstadt-Lechenich gründete, den Namen Bünder jedoch beibehielt. Im Zweiten Weltkrieg habe Adolf Spilles dann beide Söhne, Bert und Hans, verloren, setzte aber trotz der persönlichen Tragödie nach dem Krieg seine ganze Kraft in den Neuaufbau des Unternehmens.

169 Vollzeitkräfte

KSK-Vorstandsmitglied Holger Glück hatte sich seine Begrüßungsansprache von ChatGPT erstellen lassen und verblüffte damit die Zuhörenden. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa
KSK-Vorstandsmitglied Holger Glück hatte sich seine Begrüßungsansprache von ChatGPT erstellen lassen und verblüffte damit die Zuhörenden. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa

„Die Tochter von Dr. Bert Spilles war meine Mutter, die nach dem Zweiten Weltkrieg viele Jahrzehnte erfolgreich die Unternehmensentwicklung mit externen Geschäftsführern begleitet hat“, so Rosenbaum. In dieser Zeit seien auch weitsichtige Investitionen getätigt worden. Bereits 1955 wurden die Filialen in Münstereifel, Hermülheim und Düren eröffnet und in den 1970er Jahren neue zukunftsfähige Standorte in Euskirchen und Erftstadt-Lechenich.

1999 schließlich wurde der Standort an der Carl-Benz-Straße errichtet, der mit seinem 55.000 Quadratmeter großen Lager schon damals als der modernste Holzhandel Deutschlands bezeichnet worden war. Mit der Übernahme der Firma Matthey in Wuppertal gewann man 2011 einen weiteren Standort hinzu. 2016 fasste man auch in Duisburg und 2017 in Münster Fuß. Zwei Jahre später erfolgte eine komplette Umgestaltung der Ausstellungsflächen an der Carl-Benz-Straße, und im Jahre 2024 schließlich wurde Bünder mit allen Standorten ein Teil der Thalhofer-Gruppe. Mit 30 Standorten innerhalb NRW, Hessen, Baden Württemberg, Bayern, Thüringen und Sachsen gehört Bünder damit zu Deutschlands größten Holzhändlern. „Wenn eine meiner Töchter irgendwann in das Geschäft mit einsteigt, dann können wir als Familie langfristig 20 Prozent der Anteile halten“, so Rosenbaum, der glaubte, dass sich die Baumarktbranche in naher Zukunft gravierend verändern und es in Zukunft deutlich größere Einheiten geben werde.

Bünder-Geschäftsführer Fritz-Bert Rosenbaum gewährte Einblicke in die Historie des Traditionsunternehmens für Baustoffe in Euskirchen. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa
Bünder-Geschäftsführer Fritz-Bert Rosenbaum gewährte Einblicke in die Historie des Traditionsunternehmens für Baustoffe in Euskirchen. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa

Derzeit beschäftigt Bünder 169 Vollzeitkräfte sowie zehn Auszubildende, besitzt an fünf Handelsstandorten 80.000 Quadratmeter Betriebs- und Lagerfläche, davon 30.000 Quadratmeter Hallenfläche. Die Ausstellungsflächen belaufen sich zusätzlich auf 3000 Quadratmeter. „Wir haben von 2019 bis heute ca. acht Millionen Euro investiert“, so Rosenbaum. Stieg der Umsatz von 65 Millionen in 2020 auf 92 Millionen Euro in 2022, so fiel er im Vorjahr auf 77 Millionen zurück. Der Geschäftsführer kritisierte, dass es derzeit zwar attraktive Bauförderprogramme gebe, man diese aber leider nicht einfach und schnell beantragen könne, „sondern man muss Gutachter haben, die einen begleiten, und man muss vor allem sehr leidensfähig sein.“ An der komplexen Beantragungsstruktur müsse die Politik daher dringend arbeiten, so Rosenbaum, der prognostizierte, dass die derzeitige Flaute im Baugeschäft (Bünder bedient 85 Prozent Handwerker und 15 Prozent Private) wahrscheinlich noch bis 2026 anhalte.

Schritte auf virtuellem Parkett

Bünder-Mitarbeiter Lars Schönn stellte die digitalen Planungstools des Unternehmens vor. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa
Bünder-Mitarbeiter Lars Schönn stellte die digitalen Planungstools des Unternehmens vor. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa

Mitarbeiter Lars Schönn berichtete, dass man bei Bünder immer mehr auf digitale Planungstools setze. Hierzu biete man den Kunden nicht nur die Möglichkeit, per Software die eigenen Räumlichkeiten oder eine Beispielimmobilie dreidimensional auf den Bildschirm zu bringen und sodann per Knopfdruck die Wirkung von unterschiedlichen Bodenbelägen und Wandverkleidungen spielerisch auszuprobieren, sondern vermittels einer VR-Brille sei es sogar möglich, die Räumlichkeiten auch zu „begehen“, um so noch mehr Gefühl für die Wirkung verschiedenster Materialien zu bekommen.

Anschließend brachen die Unternehmerinnen und Unternehmer zu einer kleinen Betriebsbesichtigung auf. Allein im Lager von Bünder warten 19.000 verschiedene Artikel auf die Kundschaft. Das automatisierte Hochregallager wird allerdings derzeit wieder zurückgebaut. Rosenbaum nannte den Bau der knapp 20 Meter hohen Einrichtung eine Fehlentscheidung und setzt in Zukunft wieder auf Gabelstaplerfahrer, die die Baumaterialien in die Regale einstellen.

Michael Franssen vom Kreis Euskirchen betrat neue virtuelle Räume und das von ihm ausgewählte Parkett. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa
Michael Franssen vom Kreis Euskirchen betrat neue virtuelle Räume und das von ihm ausgewählte Parkett. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa

Was den Fachkräftemangel angeht, so hatte Rosenbaum dazu eine klare Meinung. Zwar sei es schwer, heute überhaupt noch Auszubildende zu bekommen, und vielleicht hätte man den ein oder anderen jungen Menschen noch vor einigen Jahren nicht eingestellt, doch die Erfahrung habe ihn gelehrt, dass sich die jungen Leute oft „super entwickeln“. Der 59-jährige Rosenbaum brach eine klare Lanze für die Jugend von heute: „Es gibt viele engagierte, gute junge Leute. Unsere Generation ist nicht die einzige, die viel arbeiten kann. Aus diesem Grund übernehmen wir auch 80 bis 90 Prozent unserer Azubis, die anderen wollen nach der Ausbildung oft noch studieren.“

(Texterstellung ohne KI)

Eifeler Presse Agentur/epa

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

dreizehn − sieben =