Bürgermeister Hermann-Josef Esser lobte das Engagement der Feuerwehr – 16 neue Einsatzkräfte – Heinen: „Feuerwehr wird weiblicher“ – Ehrenzeichen für langjährige Mitgliedschaft
Kall – Dass auch der Löschzug Kall nach der schlimmen Flutkatastrophe im Juli vergangenen Jahres nicht nur großen Zuspruch, sondern auch einen starken Zuwachs bekommen hat, wurde jetzt beim Kameradschaftsabend im Spiegelsaal in Golbach recht deutlich. Der Leiter der Feuerwehr der Gemeinde Kall, Harald Heinen, hatte alle Hände voll zu tun, um junge Männer und Frauen, die nach der Flut in den Löschzug eingetreten waren und ihre Grundausbildung oder Weiterbildungslehrgänge erfolgreich abgeschlossen hatten, zu befördern.
Hatten bisher die obligatorischen Kameradschaftsabende stets im eigenen Feuerwehrgerätehaus stattgefunden, so ist das nach der Zerstörung wichtiger Infrastruktur aufgrund des Hochwassers im Gebäude nicht mehr möglich. Derzeit warten die Wehrmitglieder auf den Neubau eines neuen Domizils.
Bezüglich des Neubaus berichtete Bürgermeister Hermann-Josef Esser, dass sich die Gemeinde um einen zügigen Neubau bemühe, der mit Kosten von rund 7,3 Millionen Euro aus Mitteln des Wiederaufbaus veranschlagt sei.
Die Gemeinde müsse jedoch auch einen Eigenanteil zwischen 2,5 und drei Millionen Euro aufbringen. „Und ich versprechen Ihnen, dass wir das tun werden“, so Esser, der auch auf das aufwändige Ausschreibungsverfahren hinwies. Wegen des großen Volumens habe selbst die Planung für das neue Gerätehaus europaweit ausgeschrieben werden müssen. Sobald der Planer einen ersten Entwurf vorlege, werde die Arbeitsgemeinschaft Feuerwehr in das weitere Vorgehen eingebunden.
„Ich freue mich auf die nächsten Schritte“, sagte Esser. Nach der Genehmigung des Bauantrages könne es dann sehr schnell mit der Realisierung gehen, wie jetzt bei den beiden Geschäftshäusern am Bahnhofsvorplatz zu beobachten sei. Die dort angewandte modulare Bauweise, die die Bauzeit um mehr als die Hälfte verkürze, könne eventuell auch für das neue Gerätehaus interessant sein.
Hermann-Josef Esser freute sich auch über die vielen neuen Gesichter in den Reihen der Aktiven. Den starken Zuwachs erklärte der Bürgermeister damit, dass sich die Feuerwehr während und nach der Flut ein „hohes Ansehen“ erworben habe. Sie sei aber auch anfällig geworden für Instrumentalisierung, wer wohl der größte Freund der Feuerwehr sei. Hermann-Josef Esser: „Ich werde in diesen Wettbewerb nicht einsteigen, denn die Bäume wachsen auch jetzt nicht in den Himmel.“ Während die jährliche Feuerschutzpauschale des Landes für die Gemeinde Kall mit 50.000 Euro fast unverändert sei, seien die Preise für Löschfahrzeuge in den letzten zehn Jahren um 50 Prozent gestiegen.
Die Gemeinde stehe vor vielen finanziellen Herausforderungen wie zum Beispiel die Ausstattung der Kindergärten, die Bleisanierung der Spielplätze und die Digitalisierung in den Schulen. Trotzdem treibe man die Ersatzbeschaffung von Löschfahrzeugen voran. Ein neues Fahrzeug für die Löschgruppe Sistig stehe bevor, für die Löschgruppe Wahlen sei eine Neuanschaffung für das nächste Jahr vorgesehen.
Der Bürgermeister dankte allen Feuerwehrmitgliedern für ihre Einsatzbereitschaft und die Teilnahme an Schulungen, Lehrgängen oder Weiterbildungen, für die sie viel Freizeit geopfert hätten. Esser: „Ich bin stolz und dankbar, zu euch sprechen zu dürfen und mit euch diesen Abend zu verbringen“.
Im Spiegelsaal stand an diesem Abend auch das neue Feuerwehrkrad, dass die Kaller Wehr von der US-Firma Harley Davidson als Prototyp eines Einsatzkrades geschenkt bekommen hatte. Die Einsegnung des Krades vollzog der Pfarrer und Domkapitular Hajo Hellwig, der der Feuerwehr ganz besonders dankte. Bei der Flut im letzten Jahr habe er als Betroffener selbst von der Feuerwehr Hilfe bekommen.
Eine Abordnung der befreundeten sächsischen Feuerwehr Ostrau gratulierte dem Löschzug zur Einweihung des neuen Feuerwehrkrades mit einem Glasrelief, in das ein Motiv des neuen Einsatzfahrzeuges eingraviert war. Das Kunstwerk, so der Ostrauer Wehrleiter Demy Thomas, soll später einen Platz im neuen Feuerwehrgerätehaus bekommen.
Nach der schlimmen Flut im vergangenen Jahr konnte die Kaller Feuerwehr den Zulauf von 16 aktiven Einsatzkräften verbuchen. Und so hatten Gemeindewehrleiter Harald Heinen und dessen Stellvertreter Andreas Lang alle Hände voll zu tun, Lehrgangs-Zeugnisse auszuhändigen. Zahlreiche junge Frauen und Männer, die die erforderlichen Lehrgänge erfolgreich abgeschlossen hatten, wurden befördert.
Zudem gab es treue Mitglieder zu ehren. Für 40-jährige Mitgliedschaft bekam Hauptbrandmeister Georg Lünebach das silberne Feuerwehr-Ehrenzeichen der Sonderstufe vom Verband der Feuerwehren NRW. Die gleiche Auszeichnung in Gold übergab Harald Heinen dem Unterbrandmeister Herbert Kohlgraf, der auf eine 50-jährige Mitgliedschaft im Löschzug Kall zurückblicken kann.
„Die Feuerwehr in Kall ist weiblicher geworden“, sagte der Kaller Gemeindewehrleiter Harald Heinen. Mit Mirah Hoener, Lea und Jana Kurtensiefen sowie Lena Friedrichs konnte Heinen gleich vier junge Damen zu Feuerwehrfrauen befördern. Die Anwärter Felix Mertens, Kevin Ließen, Janas Dreßen, Erik Heinen und Hubertus Klinkhammer wurden zu Feuerwehrwehrmännern befördert.
Oberfeuerwehrmänner nennen dürfen sich künftig Benedikt Müller, Christian Wirtz, Nico Darowski und Florian Friedrichs. Alexander Lang wurde zum Hauptfeuerwehrmann ernannt. Die Brandmeister Andreas Höger und Michael Knie wurden von Heinen zu Oberbrandmeistern befördert.
Ihre offizielle Ernennung zu Gerätewarten übergab der Gemeindewehrleiter an die beiden Einsatzkräfte Lukas Keutgen und Michael Knie. Schriftlich haben nun auch Jugendwart Stefan Horbach und dessen Stellvertreterin Sabrina Friedrichs ihre Ernennungen zur Leitung der Jugendfeuerwehr des Löschzuges. (Reiner Züll/epa)