Siegerehrung des Kreiswettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“ fand im Kursaal Gemünd statt – KSK Euskirchen stiftete erneut Preisgelder, Sonderpreise und Geschenke
Gemünd – Früher reichte es für die Dörfer aus, sich schön herauszuputzen, um einen Preis bei der Herbsttagung des Kreisverbandes der Gartenbau- und Verschönerungsvereine Euskirchen abzustauben, heute benötigt man dazu eher so eine Art gesamtplanerisches Konzept mit Zukunftstauglichkeit. Da wird beispielsweise auch geprüft, ob man wirtschaftliche Initiativen vorweisen kann, ob die Infrastruktur verbessert wurde, wie es mit dem sozialen und kulturellen Engagement aussieht und ob man einen sensiblen Umgang mit der eigenen Baukultur pflegt. Und so heißt der Wettbewerb auch schon lange nicht mehr „Unser Dorf soll schöner werden“, sondern „Unser Dorf hat Zukunft“.
Die Kreiskommission besuchte in diesem Jahr 21 Dörfer bzw. Dorfgemeinschaften, die an den Start gegangen waren, um eine der Bronze-, Silber oder gar Goldauszeichnungen zu gewinnen. Im Jahr 1989 waren es zum Vergleich noch über 100. Allerdings wurden Doppeldörfer und Dörfergemeinschaften, die gemeinsam im Wettbewerb antreten, in diesem Jahr erstmals nur als ein Dorf gezählt.
Klimafitte Pflanzen
Nach der Siegerehrung in 2020, die nur unter Coronabedingungen stattfinden durfte, gab es für die teilnehmenden Dörfer jetzt wieder einen großen Bahnhof im Kursaal Gemünd. Dort führte Moderator Norbert Jeub durch einen bunten Nachmittag, bei dem es auch an musikalischer Unterstützung nicht fehlte: Frank Jenniches sorgte für die passenden Eifelklänge, die zum Mitsingen und zuweilen auch Schunkeln einluden.
Bevor aber Landrat Markus Ramers und Karl-Heinz Daniel, der Vorsitzende des Vorstandes beider Stiftungen der Kreissparkasse Euskirchen (KSK), die Siegerdörfer verkündeten, hatte Dr. Petra Bloom vom Landesverband der Gartenbauvereine das Wort. In ihrem Vortrag „Mach mit: Klimafitte Pflanzen für ein grünes Dorf“ versuchte die Referentin, Mut für einen klimaresilienten Umbau der Dorfbegrünung zu vermitteln. Dabei betonte sie vor allem die Bedeutung von Wildwuchs und Vielfalt und machte deutlich, wie wichtig ein gesundes Bodenleben ist.
Beim Beschneiden der Gehölze empfahl sie, auf einen zertifizierten Fachbetrieb zu setzen und nicht selber „an den Bäumen herumzuschnibbeln“. Vor allem solle man schwarze Offenflächen vermeiden. In der Natur kämen unbedeckte Bodenflächen nicht vor. Also lieber mal Blätter und Erntereste liegenlassen, um damit die Bodenlebewesen zu füttern. Denn, so die Expertin: „In einer Handvoll Boden existieren mehr Lebewesen als Menschen auf der Welt.“
Besser sei es auch, sich einen Häcksler zu kaufen als einen Laubbläser, Totholz sei Lebensraum und Unkraut aus den Fugen kratzen Unsinn, solange es sich nicht um Verkehrssicherheitsmaßnahmen handele. „Ich fordere sie auf, mehr Unordnung zu wagen!“, so Dr. Bloom. Sie gab auch Tipps für den Anbau klimaresistenter Pflanzen, Bäume und Hochstämme. Wichtig sei, dass die Insekten quasi das ganze Jahr über Blühpflanzen vorfänden.
„Wetter ist kein Kriterium“
In einem Gespräch mit Moderator Norbert Jeub berichteten einige Mitglieder der Bewertungskommission von ihren Erlebnissen während der Bereisung. Anerkennend stellten die Kommissionsmitglieder fest, dass sich in den Dörfern seit 2020 sehr viel getan habe. Vielfach sei berichtet worden, dass sich im Rahmen des Wettbewerbs wieder neue Ideen und Projekte für die Folgejahre ergeben hätten. Organisatorin Heike Schmitz erklärte, dass die Jurymitglieder sehr starke Vorgaben bekämen, was in den Dörfern zu beachten sei, so dass es quasi nichts ausmache, wenn die Bereisung eines Dorfes mal im Regen stattfinde. „Wetter ist kein Kriterium“, so Heike Schmitz.
Dann aber drehte sich alles um die Preisverleihung. Die Preisgelder, Sonderpreise und Geschenke sowie die Siegerehrung waren mit 20.000 Euro von der Kreissparkasse Euskirchen gesponsert worden – je zur Hälfte von der Kultur- und Sportstiftung und aus dem PS-Zweckertrag der Sparkassen-Lotterie.
Bronze ging an die Dörfer/ Dorfgemeinschaften: Bouderath, Engelgau, Holzmülheim, Krekel u.a., Pesch, Schwerfen, Sinzenich, Wallenthal und Zehnstelle.
Mit Silber ausgezeichnet wurden: Buir, Frohngau, Kallmuth, Nettersheim, Roderath, Scheven, Sieberath, die Dörfergemeinschaft Thürne, Tondorf und Zingsheim. Zusätzlich zu der Auszeichnung als Silberdorf erhielten die Dörfergemeinschaft Thürne in Bad Münstereifel (bestehend aus den Dörfern Eichen, Houverath, Lanzerath, Limbach, Scheuren und Wald) sowie die Dorfgemeinschaft Zingsheim Sonderpreise in Höhe von 200 Euro. In Thürne hob die Jury lobend hervor, dass viele Experten aus den Dörfern ihr Wissen für die Allgemeinheit einsetzten und es gelungen sei, aus den sieben Einzeldörfern eine Gemeinschaft zu formen. Die DG Zingsheim hingegen bekam den Sonderpreis für ihr ausgeklügeltes Katastrophenmanagement, das gemeinsam mit Feuerwehr und Gemeinde erarbeitet worden war.
Schließlich betraten der Landrat und Karl-Heinz Daniel mit zwei goldenen Umschlägen die Bühne, was die Spannung im Saal dramatisch ansteigen ließ. Gleich zwei Golddörfer sollten verkündet werden. Die erste Goldmedaille ging an Bürvenich/Eppenich. Laudator Markus Ramers betonte, dass es der Dorfgemeinschaft gelungen sei, mit ortsansässigen Firmen und Privatleuten ein Dorfgemeinschaftshaus zu errichten. „Dieses Haus ist nicht nur ein Gebäude, sondern ein Symbol für den Zusammenhalt und die Stärke der Dorfgemeinschaft“, so der Landrat. Die Vielzahl der aktiven Vereine in Bürvenich sei beeindruckend, vor allem aber ihre gute und produktive Vernetzung untereinander.
Gutes Miteinander
„Golddorf“ darf sich fortan auch Marmagen nennen. Laudator Karl-Heinz Daniel hob hervor, dass es in Marmagen eine Vielzahl von Interessengruppen gebe, von den Kitas über die Schulen bis hin zu zahlreichen Privatpersonen, die eindrucksvoll gezeigt hätten, wie vielfältig und lebendig das Miteinander in diesem Dorf sei.
„Besonders hervorzuheben ist, wie sich die Dorfgemeinschaft der Herausforderung der Flüchtlingsunterkunft in Marmagen gestellt hat“, so Daniel. Das Ergebnis sei ein gutes Miteinander, das nicht nur die neuen Bewohner einbeziehe, sondern auch die Dorfgemeinschaft bereichere. Besonders anerkennend äußerte sich Daniel zum Marmagener Sportverein und dessen Jugendförderung. „Die Sportwoche, die mit viel Enthusiasmus organisiert wird, ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie Sport Menschen zusammenbringt und Gemeinschaft schafft“, so Daniel.
Abschließend durfte im Kursaal noch ausgiebig gefeiert werden.
Eifeler Presse Agentur/epa