Besuch in der „verbotenen Stadt“

KSK-Vorstandsvorsitzender Udo Becker, die Direktorin des KSK-Vorstandssekretariat Rita Witt und der Vorsitzende der KSK-Bürgerstiftung, Markus Ramers, durften die Kinderstadt in Mechernich besuchen, die für Erwachsene eigentlich tabu ist

Begrüßungsgeld gab es für die Gäste am Eingang der Kinderstadt. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa
Begrüßungsgeld gab es für die Gäste am Eingang der Kinderstadt. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa

Mechernich – Normalerweise sind die Tore der Mechernicher Kinderstadt für Erwachsene fest verschlossen. Am Mittwoch wurde jedoch eine Ausnahme gemacht. Neben einigen Vertretern der Stadt Mechernich, der katholischen und evangelischen Kirche und der Presse hatten vor allem die Sponsoren Zutritt. Ihnen sollte mit einem Rundgang für die Unterstützung gedankt werden. Trotz eines vollen Terminkalenders hatte es sich der Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse Euskirchen (KSK), Udo Becker, nicht nehmen lassen, persönlich an der exklusiven Führung teilzunehmen.

In der Kinderstadt gibt es selbstverständlich auch einen Supermarkt. Hier kaufen auch die Bäcker ein, wenn sie Mehl für ihre Waffeln benötigen. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa
In der Kinderstadt gibt es selbstverständlich auch einen Supermarkt. Hier kaufen auch die Bäcker ein, wenn sie Mehl für ihre Waffeln benötigen. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa

Rita Witt, Direktorin des Vorstandssekretariats, führte darüber hinaus eine neue Währung, den Schokoladentaler, in die Kinderstadt ein, in der normalerweise nur der „Mecki“ als hartes Zahlungsmittel regiert. Mit dabei war auch der Vorsitzende der KSK-Bürgerstiftung, Markus Ramers. Ramers, Becker und Witt erhielten an diesem Vormittag ihre finanzielle Unterstützung der Kinderstadt zinslos zurückerstattet, allerdings nicht in Euro, sondern in Meckis. Gleich 1000 bunte Scheine konnte Udo Becker einstecken.

Waffeln essen macht Spaß, Waffeln backen ist ganz schön anstrengend. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa
Waffeln essen macht Spaß, Waffeln backen ist ganz schön anstrengend. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa

Vier Kinder boten sich als Stadtführer an und zeigten den Besuchern die Besonderheiten der Kinderstadt. Am Einwohnermeldeamt musste sich jeder, der in der Stadt leben und arbeiten wollte, zunächst einmal anmelden und einen Bürgerausweis beantragen. Am Arbeitsamt konnte man in Erfahrung bringen, welcher Job heute noch zu besetzen war. Denn ohne Arbeit gab es kein Geld, und ohne Geld konnte man beispielsweise nicht im Supermarkt einkaufen.

Für eine Stunde Arbeit, so erfuhren die Besucher, gibt es in der Kinderstadt zehn Meckis, ausgezahlt werden jedoch nur acht Meckis, zwei Meckis werden als Steuern einbehalten. Denn schließlich müssen in der Kinderstadt auch die wachhabenden Polizisten oder die Müllabfuhr bezahlt werden. Polizistin Leonie berichtete beispielsweise, dass sie schon Diebe gejagt habe, die in der Bäckerei ein Brot klauen wollten. Das konnte sie natürlich nicht so einfach durchgehen lassen.

Mit der Amtskette und einem kühlen Getränk wurde die neue Bürgermeisterin in ihr Amt eingeführt. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa
Mit der Amtskette und einem kühlen Getränk wurde die neue Bürgermeisterin in ihr Amt eingeführt. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa

75 Kinder leben derzeit in der Kinderstadt, die einem groß angelegten Planspiel gleicht. Jede einzelne Station ist als Teil des Ganzen wichtig. Jedes Kind, das mitmacht, hat eine besondere Rolle im Gesamtsystem. Egal ob Bäcker, Gärtner, Grafiker, Journalist, Bürgermeister, Drucker, Straßenreiniger, Polizist oder Getränkehändler – auf jeden kommt es an, wenn das Ganze Bestand haben soll. Anders als im normalen Leben darf man seine Rolle aber täglich wechseln. Es gibt sogar die Möglichkeit, ein eigenes Gewerbe anzumelden, d.h. eine Geschäftsidee zu entwickeln und anzubieten. Dafür steht sogar ein Grafikdesign-Büro zur Verfügung, das ein Logo und einen Werbetext erarbeitet. Damit kann man wiederum im alle zwei Tage erscheinenden Mecki-Magazin Kunden ansprechen, was natürlich ebenso Geld kostet wie das Magazin selbst, das für einen Mecki zu haben ist und von der Kinderstadtredaktion in Eigenregie erstellt wird.

Besondere Fähigkeiten zeigten die Tischler: Sie fertigten bequeme Gartenstühle. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa
Besondere Fähigkeiten zeigten die Tischler: Sie fertigten bequeme Gartenstühle. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa

Für jede halbe Stunde Arbeit gibt es einen Eintrag auf der Arbeitskarte und einen entsprechenden Lohnanspruch. Anders als in der „realen“ Berufswelt sind in der Kinderstadt allerdings alle Berufe gleichwertig und jeder erhält den gleichen Lohn. Das Geld kann man auf der Sparkasse anlegen oder sich direkt auszahlen lassen, um es beispielsweise in der Saftbar auf den Kopf zu hauen. Modebewusste gehen damit auch zum Frisör oder lassen sich die Nägel machen. Wieder andere besuchen das Kino mit seiner gemütlichen Sofaecke.

Einfach mal entspannen: Wer Geld genug verdient hatte, der ließ sich die Haare machen. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa
Einfach mal entspannen: Wer Geld genug verdient hatte, der ließ sich die Haare machen. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa

„Wir wollen Kindern zwischen acht und 14 Jahren in erster Linie ein tolles Ferienangebot bieten“, berichtete Gunnar Simon, der die Kinderstadt gemeinsam mit Anja Lehmann leitet: „Außerdem sollen die Kinder gesellschaftliche und kulturelle Zusammenhänge einer Demokratie spielerisch verstehen lernen und soziale Kompetenzen in einer Gemeinschaft entwickeln.“

Dass die Kinder in der Kinderstadt ihre Kommunikationsfähigkeit verbessern und darüber hinaus lernen, sich für eine Sache zu begeistern und Verantwortung dafür zu übernehmen, hat letztlich auch die KSK-Bürgerstiftung überzeugt, dieses Projekt finanziell zu unterstützen. Vor Ort sind insgesamt 60 Ehrenamtliche im Einsatz, um die Kinder bei ihren Arbeiten anzuleiten und zu betreuen. Darunter auch viele junge Leute, die einen Teil ihrer Ferienzeit opfern, um in der Kinderstadt zu helfen.

Die Gäste staunten nicht schlecht: Im Grafik-Design-Büro wurde so manche Werbeidee geschickt umgesetzt. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa
Die Gäste staunten nicht schlecht: Im Grafik-Design-Büro wurde so manche Werbeidee geschickt umgesetzt. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa

Die Malteser sorgen darüber hinaus für Erste Hilfe und passen auf, dass sich die Kinder auch regelmäßig gegen die starke Sonneinstrahlung schützen. Wasser gibt es natürlich überall kostenlos. Auch für ein Sonderprogramm ist gesorgt: Bei Tom Kommer kann man Trommeln lernen, Carla Brandholt-Witschonke unterrichtet Näharbeiten, Steffi Baues zeigt, wie man ein Buch bindet, das Forstamt Düttling erstellt mit den Kindern ein Wildbienenhotel und Britta Walther besucht die Kinderstadt zwei Mal in der Woche mit ihrem Pferd.

Gunnar Simon (2.v.l.) und Anja Lehmann (3.v.l.) zahlten an Markus Ramers (v.l.) von der KSK-Bürgerstiftung sowie Udo Becker und Rita Witt von der KSK die finanzielle Unterstützung in Form von 1000 Meckis zurück. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa
Gunnar Simon (2.v.l.) und Anja Lehmann (3.v.l.) zahlten an Markus Ramers (v.l.) von der KSK-Bürgerstiftung sowie Udo Becker und Rita Witt von der KSK die finanzielle Unterstützung in Form von 1000 Meckis zurück. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa

Die Besucher erlebten an diesem Tag auch, wie die neue Bürgermeisterin Pauline in ihr Amt eingeführt wurde. Diese hatte sich bei der Wahl gegen gleich zwölf Mitbewerber durchgesetzt. In ihrer Antrittsrede teilte sie den Bürgern mit, dass sie versuchen wolle, alle Wünsche ihrer Bürger zu erfüllen, aber von vornherein nicht zu viel versprechen möchte. Soviel ungewohnte Ehrlichkeit von Seiten eines Politikers kam an. Man spendete dem neuen Stadtoberhaupt reichlich Applaus.

Gleich vier kleine Stadtführerinnen begleiteten die Gäste bei einem Gang durch die Kinderstadt. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa
Gleich vier kleine Stadtführerinnen begleiteten die Gäste bei einem Gang durch die Kinderstadt. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa

Die Mechernicher Kinderstadt ist ein Projekt der Kleinen Offenen Tür Mechernich, der Kirche im Bistum Aachen und der Stadt Mechernich. Unterstützt wird das Projekt auch von vielen kleinen und größeren Betrieben aus Mechernich sowie von der evangelischen Kirchengemeinde Kommern und der Volksbank Euskirchen.

Eifeler Presse Agentur/epa

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